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Obstgarten So bauen Sie Obst am Spalier an

Reiche Ernte auf wenig Raum: Viele Obstgehölze gedeihen auch am Spalier, das heißt an einem Rahmen aus Holz oder Draht. Dank ihrer flächigen Wuchsform können die Bäumchen als Sicht- und Windschutz oder Wandschmuck dienen.

Apfelbäume am Spalier beleben karge Wände oder verbergen unansehnliche Mauern. Birne, Aprikose, Pfirsich oder Wein gedeihen besser, wenn sie in Spalierform am Haus wachsen. Dessen Wände strahlen Wärme ab und schaffen so gute Bedingungen für Arten, die kälteempfindlich sind. In Gegenden mit strengen Wintern oder späten Nachtfrösten machen Spaliere den Anbau mancher Obstgehölze so überhaupt erst möglich.

Außerdem ermöglichen Spaliere den Obstanbau auch in kleinen Gärten, in die kein großer Obstbaum hinein passt. Ein weiterer Vorteil ist, dass alle Früchte gleichermaßen viel Licht bekommen.

Ein blühendes Apfelspalier im Frühling im Egapark Erfurt.
Ein blühendes Apfelspalier im Egapark Erfurt. Bildrechte: MDR/Dörthe Gromes

Freistehend wachsendes Spalierobst kann auch wie eine Hecke für Sichtschutz sorgen oder den Garten gliedern. Geeignet sind dafür zum Beispiel Apfelsorten auf schwachwüchsigen Unterlagen. Wer frühe mit späten Sorten mischt, der kann sich länger an den Früchten erfreuen und bis in den Spätherbst hinein ernten.

Schwachwüchsige Unterlage verwenden Spalierbäume sollten auf einer schwachwüchsigen Unterlage veredelt sein, die das Wachstum bremst. Dann müssen Sie nicht so viel schneiden und der Baum trägt eher Früchte. Starkwüchsige Unterlagen hingegen werden vor allem bei Hochstämmen verwendet. Fragen Sie daher vor dem Kauf eines Baumes nach, auf welcher Unterlage er veredelt ist.

Die Veredelungsstelle eines Obstbaums.
Die Veredelungsstelle am Obstbaum verbindet Wurzel und Stamm miteinander. Bildrechte: MDR/Dörthe Gromes

Klassisch werden beim Spalierobst die Äste in Schräglage gebracht oder sogar ganz in der Waagerechten erzogen. So lässt sich eine wandartige Wuchsform erreichen. Die Fruchttriebe stehen sich dabei auf zwei Seiten gegenüber. Beliebte Gestaltungsmöglichkeiten sind die Palmette mit waagerechten Ästen, ein Fächerspalier sowie die einfache oder doppelte U-Form. Damit der Baum die gewünschte Form annimmt, werden die Zweige nach der Pflanzung an einem Rahmen aus Draht oder Holz befestigt. Dazu wird elastisches Schlauchband benutzt, das nicht einwachsen kann.

Es gibt jedoch auch Spalierformen, welche eher die natürliche Wuchsform fördern. In dieser Variante werden die Triebe senkrecht nach oben gezogen und alle Seitentriebe gekappt.

Ein Obstspalier mit Süßkirschen (schmale Fruchtwand) in der LVG Erfurt.
Ein Süßkirschenspalier mit senkrecht nach oben wachsenden Trieben. Bildrechte: MDR/Dörthe Gromes

Das Fruchtholz fördern

Erhält der Baum regelmäßig einen formenden Rückschnitt, bilden sich an den kurz gehaltenen, mehrjährigen Trieben die Blütenknospen. Geschnitten wird im Frühjahr und im Sommer, bei Bedarf auch öfter. Spalierobst braucht mehr Aufmerksamkeit als Bäume, die als Spindel oder Hochstamm gezogen werden. Abhängig vom Wetter muss man mehrmals im Jahr schneiden, um das Fruchtholz zu fördern.

Ein Ast ist mit einem speziellen Gummi an einem Spalier befestigt.
Wichtig ist, die Triebe schonend anzubinden, entweder mit einem Schlauchband oder wie im Bild zu sehen mit speziellen Gummis. Bildrechte: MDR/Dörthe Gromes

Tipps für die Gestaltung eines Spaliers

  • Viele Obstbäume benötigen für die Befruchtung einen Partner. Beispiele sind Apfel und Birne. Sie tragen mehr Früchte, wenn ein zweiter Baum in der Nähe wächst. Es gibt aber auch Obstgehölze zu kaufen, die mit zwei verschiedenen Sorten veredelt wurden. Deren Zweige befruchten sich gegenseitig. Pfirsich und Aprikose sind von sich aus selbstbefruchtend.
  • Die Etagen eines Spaliers sollten mindestens 60 Zentimeter Abstand zueinander haben.
  • Kürzen Sie nach der Pflanzung den mittleren Haupttrieb ein - kappen Sie ihn etwa einen Meter über der künftigen ersten Etage. Zwei einander gegenüberliegende Seitenäste binden Sie links und rechts an einem waagerecht gespannten Draht fest. Sie können bei Bedarf auch gekürzt werden. Alle anderen Triebe am Stamm müssen weg.
  • Entfernen Sie im Sommer die steil nach oben wachsenden Triebe an der Spitze der Mittelachse.
  • In den folgenden Jahren legen Sie jeweils zwei kräftige, vitale Seitentriebe fest, die Sie im Frühjahr an der nächsten Etage des Spaliers anbinden möchten. Alle Steiltriebe zwischen den Drähten sollten Sie entfernen.
  • Kürzen Sie den Mitteltrieb im Frühsommer oberhalb der zukünftigen obersten Etage auf etwa 60 Zentimeter Länge ein. Beschränken Sie seinen Wuchs auch im folgenden Frühjahr mit einem Rückschnitt.
  • Schneiden Sie die längeren Triebe, die sich an den schräg oder waagerecht geformten Seitenästen bilden, im Frühjahr und im Sommer bis auf wenige Augen zurück. So fördern Sie das mehrjährige Fruchtholz, an dem sich die Blüten bilden.
  • Bei einer Länge des Fruchtholzes bis zehn Zentimeter sprechen Experten von Fruchtspießen. Daran bilden sich mehrere Blüten und - mit etwas Glück - große, aromatische Früchte.

Festbinden eines Quitten-Astes am Spalier
Zum Anbinden werden elastische Bänder verwendet, die nicht einwachsen. Bildrechte: MDR/Ulrike Kaliner

Geeignete Sorten für den Spalieranbau

Obst Sorte Eigenschaften
Apfel, alte Sorte Alkmene Herbstsorte mit vorzüglichem Aroma
Apfel, alte Sorte Roter Berlepsch sehr aromatische Lagersorte
Apfel, alte Sorte Schöner von Nordhausen robuste, regionale Lagersorte
Apfel, alte Sorte Goldparmäne bewährte, alte Sorte mit gutem Geschmack
Apfel, alte Sorte Auralia ertragreiche, gut schmeckende Sorte
Apfel, neue Sorte Rebella resistente Herbstsorte, kaum anfällig für Schorf
Apfel, neue Sorte Santana geschmacklich gute, resistente, rote Herbstsorte, allergikerfreundlich
Apfel, neue Sorte Gerlinde resistente Herbstsorte, kaum anfällig für Schorf
Apfel, neue Sorte Rubinola robuste Sorte mit schöner Fruchtfärbung, lange am Baum haltbar
Apfel, neue Sorte Topaz resistente Lagersorte mit säuerlichem Geschmack
Aprikose Harogame sehr schön gefärbte Sorte, robust gegen Monilia
Aprikose Harlayne ertragreiche Sorte, robust gegen Monilia
Aprikose Compacta schwach wachsende Sorte, mittelgroße, saftige Früchte
Aprikose Kuresia aromatische Sorte mit hoher Resistenz gegen Scharkavirus
Birne Gute Luise robuste, schmackhafte Herbstbirne
Birne Alexander Lucas spät reifende Lagerbirne
Birne Clapps Liebling feine Sommerbirne
Birne Gräfin von Paris robuste Lagersorte
Birne Köstliche von Charneux anpassungsfähige, robuste Herbstsorte
Pfirsich Benedicte Sorte mit weißem, saftigen Fruchtfleisch, robust gegen Kräuselkrankheit
Pfirsich Revita robuste Sorte gegen Kräuselkrankheit, weißes Fruchtfleisch, rosa Blüten
Pfirsich Fruteria neue rote Sorte, sehr robust, weißes Fruchtfleisch
Pfirsich Red Haven bewährte, gelbfleischige Sorte, süß und saftig
Pfirsich Roter Weinbergpfirsich sehr robuste Sorte, rotes Fruchtfleisch, schöne rosa Blüte
Quitte Wudonia robuste Apfelquitte aus der Versuchsstation in Wurzen
Quitte Vranja Birnenquitte aus Serbien
Quitte Radonia Birnenquitte aus Radebeul
Quitte Bereczki Birnenquitte aus Ungarn

Äpfel der Sorte Roter Berlepsch
Die bewährte Apfelsorte 'Roter Berlepsch' lässt sich gut lagern. Bildrechte: MDR/Ulrike Kaliner

Quellen: Gartenexpertin Brigitte Goss, Dr. Martin Penzel (Lehr- und Versuchsanstalt Gartenbau Erfurt)

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR Garten | 08. September 2024 | 08:30 Uhr