Eine Person in weißen Kleid sitzt auf einem Podest und schlägt die Hand vors Geschicht, bei ihr steht eine Person mit Luftwedel.
Bildrechte: Joachim Dette

Unentdeckte Ufer Theater in Weimar und Jena: Fünf Highlights im Februar 2025

23. Januar 2025, 17:05 Uhr

Sie haben Lust, mal wieder ins Theater zu gehen? In Thüringen gibt es im Februar wieder starkes Programm. In Weimar wird der Klassiker "Faust" auseinandergenommen. In Jena kann das Publikum über die Post-Apokalypse mitentscheiden. In Meiningen gibt es eine dramatische Oper über eine Piraten-Religion. In Erfurt reist das Puppentheater zu unbekannten Orten. Hier sind unsere Tipps für den Januar mit Adressen und Terminen, die monatlich aktualisiert werden, damit Ihnen kein Highlight entgeht:

Schauspiel in Weimar: "Dumme Jahre" in der Redoute

Theater sind demokratische Orte: Menschen kommen zusammen und erleben gemeinsam etwas. Und im idealen Fall regt es die Menschen nach der Aufführung zu Gesprächen an, über den Zustand der Welt oder das eigene Seelenleben. Genau darin liegt auch die Qualität des Stücks "Dumme Jahre" am Deutschen Nationaltheater, meint der MDR KULTUR-Theaterkritiker Matthias Schmidt. Der erfolgreiche Dramatiker Thomas Freyer erzählt darin vom Ehepaar Regine und Wolfgang, die sich in der DDR der späten Sechziger kennenlernten. Regine war als Mitglied der FDJ eine vielversprechende Staatsbürgerin, nach dem Ende der DDR verliert sie den Boden unter den Füßen, während ihr Mann Wolfgang, der als Kirchenmitglied in der DDR immer Außenseiter war, nun Karriere macht. In dieser Art schafft es Freyer in einer verdichteten Sprache zahlreiche Aspekte der deutsch-deutschen Geschichte zu verhandeln, ohne sie zu bewerten. Regisseur Tilmann Köhler unterstreicht das mit seiner schlichten, aber überzeugenden Inszenierung.

Weitere Informationen "Dumme Jahre" von Thomas Freyer

Adresse:
Redoute
Ettersburger Straße 61
99427 Weimar

Dauer: 110 Minuten, eine Pause

Termine:
1. Februar, 19:30 Uhr

Schauspiel in Jena: "Oase" am Theaterhaus

Das dystopische Setting scheint in Romanen, Filmen und Serien so gut erprobt zu sein, dass es fast schon zwingend wirkt: In einer postapokalyptischen Welt lebt eine Gesellschaft in einer Oase, die mit einer Mauer von der umgebenden Wüste abgetrennt ist. Die Parallelen zur Gegenwart darin sind nicht zufällig. In dieser Oase muss die Gesellschaft ihr Zusammenleben organisieren – und das Publikum gehört dazu, darf auch sagen, ob nun rebelliert werden soll oder doch nicht. Das droht natürlich immer, chaotisch oder effekthascherisch zu werden. Dass der Abend dennoch "eine wirklich gelungene 'apokalyptische Komödie'" ist, liegt für MDR KULTUR-Theaterkritiker Matthias Schmidt an der Begeisterung des Teams: Der Text lässt Pathos zu, der bewegt, das Ensemble spielt souverän, aber nicht abgeklärt und die Regie hält die Waage "zwischen Ernst und Parodie" – ein ernster Spaß.

Weitere Informationen "Oase"
Variablendrama von Robert Maximilian Rausch

Adresse:
Theaterhaus
Schillergässchen 1
07745 Jena

Termine:
12. Februar, 20 Uhr
13. Februar, 20 Uhr
15. Februar, 20 Uhr

Junges Theater in Weimar: "Faust – eine Tragödie" am Stellwerk

In Deutschland muss und musste sich jeder Mensch mit Goethes "Faust" irgendwie beschäftigen. Und die meisten haben wohl auch darunter gelitten. Das ist der Sockel, auf dem das Versdrama immer noch steht. Der ist in Weimar besonders solide – immerhin ein Zentrum der Klassik und wichtiger Wirkungsort von Goethe. Doch das Weimarer Jugendtheater Stellwerk klopft diesen Sockel ordentlich ab. Sie betonen, wie groß die Last dieses Werks ist, wie unangemessen Fausts Verhalten gegenüber Grete aus heutiger Sicht ist. Michael Helbing ist begeistert, wie das Laien-Ensemble mit dem Erbe umgeht und berichtet in "Theater der Zeit" von einem furiosen "70-Minuten-Abend, der heiter und mit heiligem Ernst ein Denkmal stürzt, es dekonstruiert, nicht zertrümmert, ihm auf die Füße tritt, nicht auf ihm herumtrampelt."

2025 steht Weimar übrigens ganz im Zeichen von Goethes "Faust", denn es ist das Jahresthema der Klassik Stiftung, die sich ab Mai gleich in mehreren Ausstellungen und Veranstaltungen mit dem Versdrama auseinandersetzen will. Passend dazu hat auch am Nationaltheater Jan Neumann den Klassiker neu inszeniert: "Was hier im 'Faust' wirklich überzeugt und auf jeden Fall einen Besuch lohnt, ist der erste Teil bis zur Pause, in dem es natürlich auch um die Zukunft des Kulturtourismus in Weimar geht, dem die Klientel wegbrechen wird, so die Lesart hier", meint MDR KULTUR-Theaterredakteur Stefan Petraschewsky auch mit Blick auf den scheidenden Intendanten Hasko Weber und den Rechtsruck in Thüringen.

Weitere Informationen "Faust – eine Tragödie"
nach Johann Wolfgang von Goethe

Adresse:
Stellwerk Weimar
Schopenhauerstraße 2
99423 Weimar

Dauer: 70 Minuten, keine Pause

Termine:
25. Februar, 19 Uhr
26. Februar, 19 Uhr
27. Februar, 19 Uhr

Musiktheater in Meiningen: "The Wreckers" von Ethel Smyth

Die Oper "The Wreckers" der spätromantischen und feministischen Komponistin Ethel Smyth ist rau. An dem Ufer Cornwalls lebt eine Gemeinschaft, die gestrandete Schiffe plündert und Überlebende zuvor kurzerhand tötet. Angetrieben werden sie dabei von einem pervertierten Glauben, von Gott auserwählt zu sein und damit zu diesem Handeln berechtigt. Gestört wird die einige Gesellschaft durch die Liebe zwischen Thurza, der Frau des Hasspredigers, und dem Fischer Marc. Aus Smyths Musik klingt immer wieder Wagner heraus, den sie mit anderen Stilen verknüpft und genial verschmilzt. Die Inszenierung von Jochen Biganzoli am Staatstheater Meiningen "schält den Kern des Geschehens heraus", meint Kritiker Michael Kaminski bei "Der deutschen Bühne". Die Strandräuber agieren in einem Kubus aus milchigen Wänden und werden so als eine Gemeinschaft porträtiert, die alles Nötige für das Überleben tut. Dabei überzeugt die Produktion auch musikalisch: "Orchester, Chor und Solistinnen samt Solisten beweisen Höchstform", urteilt Michael Kaminski.

Eine große Gruppe von Menschen steht unter einem Kubus auf einer Bühne.
In Meiningen erzählt die Oper "The Wreckers" von einer Gemeinschaft im Überlebenskampf. Bildrechte: Christina Iberl

Weitere Informationen "The Wreckers – Die Standräuber"
Oper von Ethel Smyth

Adresse:
Staatstheater Meiningen
Bernhardstraße 5
98617 Meiningen

Termine:
23. Februar, 18 Uhr

Figurentheater in Erfurt: "Atlas der abgelegenen Inseln" im Theater Waidspeicher

In ihrem Buch "Atlas der abgelegenen Inseln" stellt die erfolgreiche Autorin Judith Schalansky 50 besondere Orte vor. Manche von ihnen wurden nur mit Mühe erreicht, andere waren Schauplatz einer einzelnen besonderen Geschichte. Zwölf dieser Inseln bereist das Team um Regisseur Christian Georg Fuchs im Erfurter Theater Waidspeicher und erzählt mit Puppen auf einem Tisch die unterschiedlichen Ereignisse. "Das Theater Waidspeicher verführt das Publikum auf Inseln und zu Menschen, manchmal getrieben wie bei einem Speeddating, dann wieder Zeit lassend für assoziative Bilder im Kopf der Betrachter", erklärt Michael Plote auf dem Portal "Fidena".

Weitere Informationen "Atlas der abgelegenen Inseln"
nach Judith Schalansky

Adresse:
Theater Waidspeicher
Domplatz 18
99084 Erfurt

Dauer: 75 Minuten, keine Pause

Termine:
8. Februar, 18 Uhr

FÜR KURZENTSCHLOSSENE

Tanztheater in Gera: "Shadow of Blaubart" von Thüringer Staatsballett

Die Moderne hat bewiesen, dass das grausame Märchen über den Ehefrauen ermordenden Blaubart leider für viele Menschen trauriger Alltag ist. Das unterstreichen auch die Choreografen Alexander Abdukarimov und Arshak Ghalumyan mit ihrem Ballett "Shadow of Blaubart". Anna heiratet den wohlhabenden Blaubart und folgt ihm auf sein Anwesen. Als er einmal verreist, lässt er die Burg in ihren Händen. Sie darf alles ansehen, bis auf ein Zimmer – denn das zeigt, wie gefährlich diese Beziehung sein kann, ja, sogar tödlich. In Gera wird das französische Märchen ins 20. Jahrhundert verlegt und schon mit Kostümen und Bühnenbild werden Assoziationen zu partnerschaftlicher Gewalt geweckt. Zur Musik von Rachmaninow, Debussy oder Elgar erzählt das Ballett die Geschichte ziemlich klar nach, aber spart ebenso wenig mit Andeutungen: Beim Ball wird den Frauen beiläufig an die Kehle gegriffen. Kritikerin Angelika Bohn lobt in der "Thüringer Allgemeinen", wie ausdifferenziert das Stück in allen Facetten sei, wie hoch das Niveau und wie gut der Abend gleichzeitig ein Märchen erzähle und politische Fragen stelle.

Weitere Informationen "Shadow of Blaubart"
Ballett von Alexander Abdukarimov und Arshak Ghalumyan

Adresse:
Theater Gera
Theaterplatz 1
07548 Gera

Dauer: 120 Minuten, eine Pause

Termine:
26. Januar, 18 Uhr

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"Herr Puntila und sein Knecht Matti", Inszenierung im Staatstheater Meiningen 1 min
Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
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Inszenierung im Staatstheater Meiningen

artour Do 16.01.2025 21:15Uhr 00:51 min

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Video

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | artour | 16. Januar 2025 | 21:15 Uhr

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