Finanznot "Prekäre Lage": Theater Erfurt erhält 1,8 Millionen Euro
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20. November 2024, 14:57 Uhr
Das Theater Erfurt bekommt außerplanmäßig 1,8 Millionen Euro. Damit soll nach Angaben des Erfurter Kulturdezernenten Tobias Knoblich eine Finanzlücke geschlossen werden. Die finanziellen Sorgen am Theater hatten sich zuletzt verschärft, unter anderem wegen deutlich gestiegener Tariflöhne. Dabei hatte das Theater auch selbst schon den Rotstift angesetzt.
- Weil es in akuten finanziellen Schwierigkeiten steckt, erhält das Theater Erfurt Hilfen in Höhe von 1,8 Millionen Euro.
- Grund für die Finanzlücke sind gestiegene Löhne und Einnahmeverluste, etwa durch die wenig nachgefragten Domstufen-Festspiele 2023.
- Erfurts Kulturdezernent kündigt bessere Kontrollen an, um Kostentreiber künftig früher zu erkennen.
Das Theater Erfurt bekommt außerplanmäßig 1,8 Millionen Euro vom Land und der Stadt. Damit soll nach Angaben des Erfurter Kulturdezernenten Tobias Knoblich eine Finanzlücke geschlossen werden. Knoblich sagte MDR KULTUR: "Die Lage war durchaus prekär, weil wir im laufenden Haushaltsjahr eine Liquiditätslücke, also wirklich fehlendes Geld, festgestellt hatten."
Gestiegene Löhne und mäßig besuchte Domstufen-Festspiele
Entstanden war die Lücke laut Knoblich vor allem durch höhere Tarife und ein Minus von mehr als einer Million Euro durch weniger Einnahmen aus den Domstufen-Festspielen 2023. Die Faust-Aufführung sei nur zu 65 Prozent ausgelastet gewesen. Das habe an den Folgen von Corona gelegen – aber auch an dem Stoff, der ein bisschen sperriger gewesen sei als sonst. Die eher handlungsarme Oper habe die Leute nicht wie sonst üblich vom Hocker gerissen, sagte Knoblich.
Laut Knoblich stammt das Geld – die Stadt zahlte 800.000 Euro – aus dem sogenannten globalen Haushalt und ist übrig. Es komme aus Haushaltsstellen, in denen weniger Mittel abflössen als erwartet. Ähnlich verhält es sich mit der Summe von einer Million Euro vom Land. Die Staatskanzlei teilte mit, weil nicht alle zur Verfügung gestellten Mittel abgerufen worden seien, sei das Geld übrig.
Finanzhilfen sollen Neustart am Theater Erfurt ermöglichen
Knoblich sagte weiter, damit das Theater nicht erneut in so eine Schieflage gerate, müsse einiges geändert werden. So soll es beispielsweise bessere Kontrollen geben: "Nur wenn man genau weiß, wo die Kostentreiber sind, kann man auch nachhaltig und umsichtig wirtschaften", sagte Knoblich MDR KULTUR. Positiv sieht der Dezernent, dass ab kommendem Jahr Stadt und Land gemeinsam die Theaterfinanzierung anheben. Das beginne mit etwa vier Millionen Euro mehr, die ins System kämen. Dennoch müssten die Kostentreiber parallel im Auge behalten werden, warnt Knoblich.
Nur wenn man genau weiß, wo die Kostentreiber sind, kann man auch nachhaltig und umsichtig wirtschaften.
Auch das Theater selbst hatte angesichts der Defizite bereits reagiert und den Rotstift angesetzt. So wurden unter anderem Versicherungen für Maschinenanlagen für ein Jahr ausgesetzt. Zudem gab es im Spielplan für 2024/25 eine Premiere weniger als ursprünglich geplant. Mit der außerplanmäßigen Finanzspritze soll dem Theater laut Stadtverwaltung und Staatskanzlei ein guter Neustart ermöglicht werden. Nach der Affäre um möglichen Machtmissbrauch war die Leitung ausgetauscht worden, zudem offenbarte sich eine fragwürdige Wirtschaftsführung. Das Theater wird als städtischer Eigenbetrieb geführt.
Quelle: MDR KULTUR, MDR THÜRINGEN; redaktionelle Bearbeitung: tda
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 20. November 2024 | 11:30 Uhr