Der Reichstag zeichnet sich ab vor der aufgehenden Sonne in Berlin, daneben der Schriftzug Streaming-Tipps.
Diesmal geht es in den Mediathekentipps unter anderem um Reichsbürger und andere Feinde der Demokratie. Bildrechte: imago images/photothek/MDR

Streaming-Tipps AfD, Reichsbürger, Antisemitismus: Fünf investigative Reportagen in der Mediathek

19. Juli 2024, 04:00 Uhr

Die ARD Mediathek bietet eine riesige Auswahl an Spielfilmen, Dokumentationen und Serien. Damit Sie den Überblick behalten, stellen wir Ihnen alle zwei Wochen Highlights zum Streamen vor. Dieses Mal empfehlen wir fünf Dokus und Reportagen aus der Themenwelt Investigativ. Es geht um geheime Umsturzpläne der Reichsbürger, rechtsextreme Netzwerke, antisemitische Siedler und Feinde der Demokratie. Das sind unsere Tipps:

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Nahost-Konflikt: Zwischen Isrealkritik und Antisemitismus

Egal, ob im öffentlichen politischen Diskurs, im Freund*innenkreis oder am heimischen Küchentisch: Kaum ein Thema scheint gerade so dermaßen zu polarisieren wie der Nahostkonflikt.

Weltweit eskalieren die Proteste gegen Israel: Studierende sprechen dem Land das Existenzrecht ab, Kulturschaffende beklagen auf großen Bühnen einen vermeintlichen Genozid in Gaza. Teile der Gesellschaft scheinen gespalten in Pro-Israel und Pro-Gaza – ein Mittelding scheint es nicht zu geben. Und immer öfter sind es Anhänger linker Ideen, die plötzlich Seite an Seite auch mit offenen Antisemiten und Hamas-Anhängern auf "israelkritische" Demos gehen.

Viele Jüdinnen und Juden in Deutschland fühlen sich indes nicht mehr sicher, unter anderem auch, weil die Terrororganisation Hamas auf Demonstrationen als Widerstandsgruppe verharmlost wird. Der Student Lahav Shapira ist einer von ihnen, er wurde vor einiger Zeit in Berlin brutal zusammengeschlagen. Das Magazin "Kontraste" stellt deshalb die große Frage: Wo hört Israelkritik auf und wo fängt Antisemitismus an?

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"Links, radikal, antisemitisch – woher kommt der Judenhass?"
rbb, 2023
Länge: 30 Minuten
Zu sehen in der ARD Mediathek: bis 15.05.2026

Gefährliche Idylle: Anastasia-Siedler mit rechtsextremen Kontakten

Noch eine Geschichte, die klingt wie ein mittelmäßig produzierter Tatort, aber leider keiner ist: In dem 900-Einwohner-Ort Wienrode, einem idyllisch gelegenen Ort im Harz, baut die Gruppe Weda Elysia den alten Gasthof aus. Soweit, so gut.

Nach außen präsentieren sie sich als naturverbundene Selbstversorger und zupackende Hausbauer, die dem Ort neues Leben einflößen wollen. Doch ganz so harmlos, wie sie tun, sind die völkischen Siedler nicht: Die Gruppe pflegt enge und sehr intensive Verbindungen in die rechtsextreme Szene und bezieht sich auf Bücher der sogenannten Anastasia-Reihe – eine Art Fantasy-Naturkult, durchsetzt mit antisemitischen Stereotypen.

Der Einfluss dieser Gruppierung im Ort ist mittlerweile so groß, dass sich kritische Stimmen kaum mehr zu Wort melden. Bis auf wenige Ausnahmen – die in der Doku "Anastasia-Siedler mit rechtsextremen Kontakten – Ein Dorf verstummt" zu Wort kommen.

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"Anastasia-Siedler mit rechtsextremen Kontakten – Ein Dorf verstummt"
MDR, 2022
Länge: 32 Minuten
Zu sehen in der ARD Mediathek: bis 29.11.2024

KI-Experiment: Was wäre, wenn ... die AfD an die Macht käme?

Eine Frage, die sich nicht zuletzt seit den Europawahlen sicherlich einige gestellt haben: Was wäre, wenn die AfD an die Macht käme?

Ein Land unter der Führung einer rechtspopulistischen Partei – was würde das ganz konkret bedeuten: für Demokratie, für Menschenrechte, für soziale Gerechtigkeit in Deutschland? Das Magazin "Monitor" wagt in "Der AfD-Staat: Rechtsextreme an der Macht?" ein Experiment und versucht, diese Frage zu beantworten. Das Team fragt mithilfe künstlicher Intelligenz, wie eine Zukunft Deutschlands unter einer AfD-geführten Regierung aussehen würde.

Soviel sei verraten: Die Antworten zeichnen ein äußerst düsteres Bild. Dennoch und vielleicht gerade deshalb ist die Reportage sehenswert. Und wer weiß, vielleicht ist manchmal ein derart drastisches Bild nötig, um zu verdeutlichen, wie rechts eine Partei wie die AfD wirklich ist.

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"Der AfD-Staat: Rechtsextreme an der Macht?"
WDR, 2024
Länge: 31 Minuten

Geheime Umsturzpläne: Die Machenschaften der Reichsbürger

Im Dezember 2022 wurden im Rahmen einer großangelegten Razzia in Deutschland mehrere mutmaßliche Mitglieder und Unterstützer der "Patriotischen Union" festgenommen. Im Zentrum dieser mutmaßlich rechtsterroristischen Gruppierung steht er: Heinrich XIII Prinz Reuß, Reichsbürger und Eigentümer unter anderem des Jagdschlosses Waidmannsheil im ostthüringischen Saalfeld, wo diverse konspirative Treffen stattfanden.

Ermittlungen der Bundesanwaltschaft zeigten, dass es sich dabei nicht um eine harmlose Stammtischrunde handelte, sondern um eine militante Reichsbürgerszene. Die Gruppe plante einen Bürgerkrieg: Der Bundestag sollte gestürmt und die deutsche Ordnung von 1871 wiederhergestellt werden.

Die Reportage "Schattenreich – die Umsturzpläne der Reichsbürger" erzählt die Geschichte dieser mutmaßlichen Terrorzelle und heftet sich an die Spuren der Mitglieder und Unterstützenden – darunter die ehemalige AfD-Bundestagsabgeordnete Birgit Malsack-Winkelmann, weitere AfD-Landtagsabgeordnete, ein parteiloser Bürgermeister, Offiziere und Soldaten der Bundeswehr. Besonders erschreckend sind die engen Verstrickungen zum Kommando Spezialkräfte der Bundeswehr in Calw in Baden-Württemberg.

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"Schattenreich – die Umsturzpläne der Reichsbürger"
Das Erste, 2023
Länge: 44 Minuten
Zu sehen in der ARD Mediathek: bis 05.12.2024

Rechtes Studierenden-Milieu: Braune Burschenschaften

Schlagende Studentenverbindungen, sogenannte Burschenschaften, sind seit jeher stramm rechts unterwandert. Ausländerhetze und Hitlergrüße oder ein "Ariernachweis", um beitreten zu können, sind allesamt keine Seltenheit.

Recherchen von "Report Mainz" zeigen nun: Viele Burschenschaften haben enge Verbindungen zur AfD. Mehr als 50 Abgeordnete sind selbst Mitglied solcher Studentenverbindungen. Hinzu kommt eine Vielzahl parlamentarischer Mitarbeiter, die aus diesem Milieu stammt.

Expertinnen und Experten sprechen von einem "hochgefährlichen" Netzwerk, das das Ziel verfolgt, die ideologische Ausrichtung der AfD noch weiter nach rechts zu verlagern. Was sagt die Partei dazu? Und tun die Sicherheitsbehörden genug? Unbedingt sehenswert.

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"Report Mainz: Braune Burschenschaften – Das rechtsextreme Netzwerk der AfD"
SWR, 2024
Länge: 29 Minuten

Über mich Ich bin Nikta Vahid-Moghtada und arbeite als Nachrichten- und Kulturjournalistin in Berlin und Leipzig. Ursprünglich komme ich (trotz des Namens!) aus dem Frankenland, kann das "r" aber trotzdem nicht rollen. Ich sitze viel im Zug und höre neue Musik, schaue gern Dokumentarfilme und noch lieber aufs Meer.

Mehr Streaming-Tipps für die Mediathek und Audiothek

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR "exactly" | 26. Juni 2024 | 20:45 Uhr

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