
Streaming-Highlights Die besten Filme im April 2025: Unsere Empfehlungen
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22. April 2025, 10:42 Uhr
Im April bietet die ARD Mediathek wieder viele spannende Filme. Diese drei empfehlen wir besonders: "Aus meiner Haut" zeigt ein radikales Gedankenexperiment über Körpertausch und Identität, "In den Gängen" gewährt Einblicke in das Leben von Supermarktmitarbeitern mit unerfüllten Sehnsüchten, und "Kindeswohl" stellt eine Richterin vor moralische Herausforderungen. Unsere Tipps für einen tollen Filmabend:
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"Aus meiner Haut": Fortschritt durch Körpertausch
Einmal im Leben ein anderer Mensch sein – das ist die Prämisse in "Aus meiner Haut". Auf einer abgelegenen Insel lebt eine Art Sektenführer, der seinen Gästen paarweise einen Körpertausch für zwei Wochen ermöglicht. Mit dabei bei diesem ungewöhnlichen Experiment: das Paar Leyla und Tristan – sie ist schon lange depressiv, er ruhig, still. Und der prollige Mo und seine Frau Fabienne. "Aus meiner Haut" stellt eine radikale Frage: Was passiert mit der Persönlichkeit eines Menschen in einem fremden Körper? Was passiert, wenn man die Welt plötzlich mit den Augen eines anderen sieht?
Der Film bedient sich dabei auf einfachste Art und Weise des Prinzips des Body-Switches – ohne groß darüber zu verhandeln, wie der Prozess stattfinden kann. Die Schauspielerinnen um Dimitri Schaad, Jonas Dassler, Mala Emde und Maryam Zaree spielen dabei alle Figuren. Jeder ist Leyla, Fabienne, Tristan, Mo. Während der Körper als identitätsstiftende Hülle bleibt, verschieben sich die Persönlichkeiten der Figuren. Schauspielerisch eine Gratwanderung, die hier dank langer Vorbereitung allen Beteiligten durch ein nuancenreiches Spiel gelingt.
Das starke Langfilmdebüt von Alex Schaad ist ein Film, in dem die Identitäten zerfließen, ein Film, der die großen Fragen des Lebens thematisiert: die Konflikte, wenn Körper und Geist nicht im Einklang sind. Auf künstlerischer und intellektueller Ebene. Der Tausch der Körper ist nicht nur ein Tausch der Hüllen, es geht für alle Beteiligten in ihren unterschiedlichen Versionen um das Individuum und die ewige Suche nach dem großen Glück. "Aus meiner Haut" hat ein simples Gedankenexperiment als Grundlage, das die beiden Schaad-Brüder ohne Spezialeffekte erzählen. Konzentriert auf ein reduziertes Setting mit herausragenden Darstellern und Darstellerinnen wird der Film auf den Punkt erzählt. Ein Körpertauschdrama, das es so noch nicht gegeben hat.
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"Aus meiner Haut"
Deutschland, 2022
Verfügbar in der ARD Mediathek bis 4. Mai 2025
"In den Gängen": Melodram über Sehnsüchte im Supermarkt
Wenn man ganz genau hinhört, dann kann man es erahnen. Meeresrauschen im Supermarkt. Ein namenloser Großmarkt in einer ostdeutschen Stadt, Christian, der Neue, gespielt von Franz Rogowski, räumt in seinem blauen Kittel Getränkekisten ein. Weil er noch keinen Gabelstaplerschein hat, erstmal per Hand. Er verguckt sich durch die Regale in Marion, die einen Gang weiter die Süßigkeiten einräumt und dummerweise einen Mann hat – wie ihm sein Vorgesetzter Bruno schnell erklärt.
Aber Sandra Hüllers Blick ist einfach zu unwiderstehlich – ein Zeichen dafür, dass Supermarktmitarbeiter*innen auch nur Menschen sind. Mit ganz normalen Ängsten, Träumen und Sehnsüchten. Der Film von Thomas Stuber ist ein melancholisches Großmarktmärchen mit wundervollen Figuren, die verschroben liebevoll miteinander agieren und ihre ganz eigenen Sorgen und Nöte haben.
Stuber versteht es wie kein Zweiter, genau hinzuschauen, zu beobachten und in der Lethargie des Alltags die kleinen Momente zu zelebrieren. Und was hat es mit dem Meeresrauschen auf sich? Wenn der Gabelstapler ganz oben mit seinen Fingern versehentlich an die Stangen der Regale stößt, dann hört sich das eben wie Meeresrauschen an. Und wenn Franz Rogowski als Christian mit dem Gabelstapler zum Üben einsam seine Runden nachts durch den Großmarkt fährt, die Regale einräumt und über die Lautsprecherboxen laut "An der schönen blauen Donau" hört, dann ist das eben das schönste Gabelstaplerballett der Filmgeschichte.
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"In den Gängen"
Deutschland, 2018
Verfügbar in der ARD Mediathek bis 28. April 2025
"Kindeswohl": Britisches Filmdrama mit Emma Thompson
Der Job von Richterin Fiona May, gespielt von Emma Thompson, ist kein leichter. Tag für Tag urteilt sie über die Zukunft von Kindern – und muss im Rahmen des Children’s Act im Zweifel für das Wohl des Kindes entscheiden. Die Arbeit ist hart, anstrengend, sie hat kaum noch Zeit für ein Privatleben und ihren Mann Jack. Den letzten Sex hätten sie vor elf Monaten gehabt, hält er ihr eines Tages vor und kündigt an, eine Affäre beginnen zu wollen. Jack zieht aus, Fiona tauscht die Schlösser aus und widmet sich ihrem neuesten Fall – einem Fall, der es in sich hat: Ein 17-jähriger an Leukämie erkrankter Junge könnte mit einer Bluttransfusion gesund werden – doch seine Eltern weigern sich. Und Fionas Interesse ist geweckt.
Um den Fall besser zu bewerten, will Fiona den Jungen kennenlernen und ihn im Krankenhaus besuchen – und ahnt nicht, was für eine Lawine sie damit lostritt. "Kindeswohl" von Richard Eyre ist kein klassischer Gerichtsfilm, sondern vielmehr das tiefgründige Psychogramm einer Richterin. Ian McEwan selbst hat seinen eigenen Roman für die Leinwand adaptiert, Eyre hat ein wenig steif und mit angezogener Handbremse inszeniert.
Getragen wird der Film von einer durch und durch famosen Emma Thompson, die hier schauspielerisch mal wieder über sich selbst hinausgewachsen ist. Ihr gelingt es, durch emotionale Einblicke in ihr in Scherben liegendes Privatleben und ihre hochprofessionelle Art und Weise auf beruflicher Ebene die Facetten ihrer Figur voll und ganz auszuspielen. Ein durchdachtes Drama, kühl und distanziert inszeniert – und genau deswegen sehenswert.
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"Kindeswohl"
Großbritannien, 2017
Verfügbar in der ARD Mediathek bis 28. April 2025
Über mich Ich bin Anna Wollner, lebe in Berlin und schreibe und spreche seit über 15 Jahren für MDR KULTUR über Filme und Serien, treffe die großen und kleinen Filmstars aus Hollywood und Umgebung zu Interviews. Mein Motto: Hauptsache es flimmert.
Redaktionelle Bearbeitung: Rebekka Adler
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | "In den Gängen" | 19. März 2025 | 00:50 Uhr