Giorgia Meloni (links) schüttelt die Hand von Ursula von der Leyen, davor steht der Schriftzug "Streamingtipps"
Die italienische Regierungschefin Giorgia Meloni (links) schüttelt die Hand von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Bildrechte: taglicht media GmbH/Europäische Union 2024/Christophe Licoppe/MDR

Streaming-Tipps Tipps für die Mediathek: Dokus zur Europawahl zwischen Rechtsextremismus und Klimakrise

07. Juni 2024, 04:00 Uhr

Die ARD Mediathek bietet eine riesige Auswahl an Spielfilmen, Dokumentationen und Serien. Damit Sie den Überblick behalten, stellen wir Ihnen alle zwei Wochen Highlights zum Streamen vor. Dieses Mal empfehlen wir Dokumentationen und Infosendungen zur Europawahl. Welche Machtkämpfe bestimmen gerade die Politik in Brüssel? Wie beeinflussen Migration, Klimakrise, Krieg und das Recht auf Selbstbestimmung unser Leben? Diese Filme liefern Hintergründe für die Wahl.

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Kommt der Machtwechsel an der Spitze der EU?

Umfrageergebnisse zeigen, dass die anstehende Europawahl die Machtverhältnisse des Europäischen Parlaments verschieben wird. Jene Parteien, die für ein starkes, gemeinschaftliches Europa stehen, sind aktuell noch in der Mehrheit, könnten nach der Wahl aber geschwächt werden.

Die Dokumentation "Machtspiel Europa: Kompromisse um jeden Preis?" ist eine Momentaufnahme aktueller Europapolitik im Zustand vor der Wahl. Sie zeigt, wie sich schon durch die Regierungen der EU-Mitgliedsstaaten Selbstverständlichkeiten verschieben und die Mitte immer mehr nach rechts rückt.

Die Doku wirft einen Blick auf Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und die italienische Regierungschefin Giorgia Meloni. Sie stehen sinnbildlich für die konträren Kräfte in der EU – das proeuropäische Lager gegenüber EU-Politikern, die sich mitsamt der Institution am liebsten selbst abschaffen würden.

Gemeinschaft oder Nationalinteressen? Weniger oder mehr Macht für die EU? Die Fragen aus dem Wahl-O-Mat, ob die EU eigene Steuern erheben sollte und ob Einstimmigkeit oder eine Mehrheit in der EU-Politik sinnvoll sind, wird man nach dem Anschauen besser für sich beantworten können.

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"Machtspiel Europa: Kompromisse um jeden Preis?"
Dokumentation
ARD Story
BR 2024
Zu sehen in der ARD Mediathek: bis 22. Mai 2029

Wer schützt Europas Grenzen?

Migration ist das große Konfliktthema in Europa. Die extreme Rechte nutzt es für ihren Wahlkampf und scheint einfache Antworten zu liefern: Die Grenzen dichtmachen und alle Probleme sind dahin. Wir alle wissen, so einfach ist es nicht.

Die Show "Reschke Fernsehen" verbindet investigative Recherchen mit Comedy. In der aktuellen Folge blickt sie hinter die Kulissen der europäischen Grenzschutzagentur Frontex. Ein riesiger Tanker, den es bereits 20 Jahre gibt und der mit 830 Millionen Euro Budget allein im letzten Jahr die teuerste Agentur der Europäischen Union ist – und die allererste Einheit der EU mit sogenannten "exekutiven Befugnissen", also dem Recht, Waffen zu verwenden.

Was macht diese Mammut-Organisation mit all den Ressourcen eigentlich, was sind ihre Aufgaben und was überhaupt die Möglichkeiten? Die Anforderungen jedenfalls kommen von allen Seiten und sind scheinbar unvereinbar: Die Grenzen kontrollieren, am besten niemanden reinlassen und gleichzeitig Seenotrettung betreiben und die Menschenrechte wahren.

Einig ist man sich in den politischen Lagern nur in einer Sache: Frontex soll noch weiter ausgebaut werden. Und noch etwas ist sicher: Wie das Investigativteam um Anja Reschke seine Recherchen geschickt in witzige Häppchen für die Meme-Generation verpackt, sollte man sich nicht entgehen lassen.

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"Frontex: Teures Scheitern an Europas Grenzen"
Show: Reschke-Fernsehen
Das Erste 2024

Was hat die Klimakrise mit mir zu tun?

Populisten machen die Migration in der Europapolitik zum großen Thema, dabei ist ein ganz anderes Thema noch drängender und eng damit verknüpft: die Klimakrise. Damit ist der Klimaschutz eine der bedeutendsten Angelegenheiten für die Europäische Union. Doch obowhl Saharasommer oder Jahrhundertfluten mittlerweile jährlich in Erscheinung treten, bleibt die Klimakrise im gekühlten SUV für viele nach wie vor weit entfernt.

Die MDR-Dokumentation "Trocknen wir aus? Wie das Klima unsere Heimat verändert" schafft es dagegen, die Klimakrise vor die eigene Haustür zu holen. Welche Folgen hat das globale Problem konkret für Mitteldeutschland? Warum sind gerade Städte so stark von Klimafolgen betroffen?

Dresden und Jena machen vor, wie sie sich gegen extremes Wetter wappnen. Während Jena durch seine Lage mehr mit Hitze und Trockenheit zu kämpfen hat, arbeitet Dresden an einem raffinierten System gegen Überschwemmungen.

Nahbar und verständlich erklären Expert*innen ihre Arbeit im Klimaschutzbereich. Wenn Spezialfahrzeuge junge Stadtbäume im Schichtbetrieb bewässern oder die Zika-Mücke im eigenen Kleingarten gedeiht, wird einmal mehr klar, was die Klimakrise in unser aller Leben verändert und warum es eine unserer wichtigsten Aufgabe ist, entschieden gegen sie vorzugehen.

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"Trocknen wir aus? Wie das Klima unsere Heimat verändert"
Dokumentation
MDR 2022
Zu sehen in der ARD Mediathek: bis 13. November 2027

Was passiert, wenn der Krieg zu uns kommt?

"Niemand darf gegen sein Gewissen zum Kriegsdienst an der Waffe gezwungen werden", heißt es in Artikel 4 unseres Grundgesetzes. Seit 2011 ist die Wehrpflicht in Deutschland ausgesetzt. Die Einberufung zum Grundwehrdienst wurde auf den "Spannungs- oder Verteidigungsfall" beschränkt. Seitdem ist viel passiert, am entscheidendsten: Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine 2022. Krieg in Europa – in diesem Zusammenhang wird die Wiedereinführung der Wehrpflicht in vielen Ländern diskutiert.

Ist der "Verteidigungsfall" vielleicht bald da? Das fragt sich der Journalist Erik Koszuta, Jahrgang 1996 in der Dokumentation "Comeback der Wehrpflicht – Muss ich in den Krieg?" Der Film zeigt die Geschichte der Wehrpflicht, warum wurde sie nach den Schreckenstaten des Nationalsozialismus im Zweiten Weltkrieg überhaupt wieder eingeführt? Was hat die sich immer wieder verändernde Sicherheitslage in Europa damit zu tun?

Konkret wird es im Interview mit Melanka und Petro aus der Ukraine. Sie erzählen von ihrem Fronteinsatz nach Kriegsbeginn und wie schwer es war, das eigene Kind bei der Großmutter zurückzulassen, um für die eigene Heimat zu kämpfen. Nachdenklich stimmt auch der Besuch bei Peter Grohmann, einer der ersten, der in Deutschland den Wehrdienst verweigern konnte. 1961 war er als "Zivi" noch ein scharf beäugter Ausnahmefall.

Der Film holt genau diejenigen in ihrer Lebensrealität ab, die eine Wiedereinführung der Wehrpflicht betreffen würde. Vor allem, wenn Erik mit seinem Vater beim Reparieren des Laufrads der eigenen Tochter über dessen Zeit in der NVA Ende der 80er-Jahre in der DDR spricht. Zwischen Alltagsnähe und Tiefe wandelt der Film besonders in diesen berührenden Gesprächen mit dem Vater zum Gedankenspiel des Kriegsfalls. Wie unschätzbar wertvoll Frieden ist, holt dieser Film voll in unser Bewusstsein.

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"Comeback der Wehrpflicht – Muss ich in den Krieg?"
Dokumentation in der Reihe "Past Forward"
ARD 2024
Zu sehen in der ARD Mediathek: bis 6. Mai 2031

Wie viel Selbstbestimmung haben wir?

"Die EU soll sich dafür einsetzen, dass Schwangerschaftsabbrüche in allen Mitgliedsstaaten straffrei möglich sind", lautet eine der 38 Aussagen im Wahl-O-Mat zur Europawahl. Tatsächlich ist die Abtreibung einer ungewollten Schwangerschaft in Deutschland eine Straftat. Nur wer die Schwangerschaft früh genug bemerkt, eine Beratung mit Bedenkzeit wahrnimmt, und dann auch noch eine der seltenen Personen findet, die Abbrüche vornimmt, bekommt keine Haft oder Geldstrafe.

Wie weit dieses altertümliche Gesetz zurück geht, zeigt die Dokumentation "Ungewollt schwanger in Deutschland: Der Paragraf und ich" eindrücklich. Der berühmte Paragraf 218, der Schwangerschaftsabbrüche im Strafgesetzbuch regelt, stammt noch aus Kaiserzeiten, von 1871, als Frauen noch kein Wahlrecht oder überhaupt ein Mitbestimmungsrecht für Gesetze hatten. Seit über 100 Jahren kämpfen Frauen dagegen.

Im Film kommen ehemalige Aktivistinnen der 68er-Bewegung zu Wort, Betroffene erzählen von ihren unwürdigen Erfahrungen, dem Stigma, ungewollt schwanger zu sein und vom unerbittlichen Kampf für Selbstbestimmung. Mitreißende Archivaufnahmen und berührende Interviews rütteln auf. Schonungslos ehrlich beleuchtet Die Dokumentation alle Seiten dieser komplexen Debatte. 

"Weitermachen, kämpfen", sagt eine Aktivistin am Ende des Films – zum Beispiel mit einer scheinbar kleinen Aktion wie der eigenen Stimme zur Europawahl.

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"Ungewollt schwanger in Deutschland: Der Paragraf und ich"
Dokumentation
WDR 2022
Zu sehen in der ARD Mediathek: bis 17. April 2025

Hanna Romanowsky
Bildrechte: MDR/Hagen Wolf

Über mich Mein Name ist Hanna Romanowsky und ich lebe und arbeite als freie Journalistin in Halle. In der ARD Mediathek suche ich für Sie nach berührenden Geschichten, die komplexe Debatten sichtbar machen.

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Dieses Thema im Programm: Das Erste | 23. Mai 2024 | 23:35 Uhr

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