Zwei nackte Hexen, um 1530, nach einem Gemälde von Hans Baldung Grien, Historisch, digital restaurierte Reproduktion von einer Vorlage aus dem 19. Jahrhundert.
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Kulturgeschichte Hexen in der Kunst: Von unholden Schwestern und emanzipierten Frauen

30. April 2025, 11:16 Uhr

Sie fliegen auf Besen, reiten einen Ziegenbock, sie können in die Zukunft blicken und mischen noch heute einen "Liebeszauber": Das Bild von Hexen ist vielgestaltig, wandlungsfähig und zeigt seismografisch die Veränderungen des Frauenbildes in der Gesellschaft. Und sie inspirierten über die Jahrhunderte immer wieder Kunstschaffende in Literatur, bildender Kunst, Musik und Film, von Shakespeare bis J.K. Rowling, von Goya bis Frank Sinatra.

"Heutzutage würde niemand solchen Unsinn glauben, außer niederen und unwissenden Geschöpfen wie jenen, die Wahrsager um ihre Zukunft bitten", schrieb Sir Walter Scott in seinen "Geschichten eines Großvaters" (1828) über die drei Hexen in "Macbeth".

Da irrte der schottische Dichter gewaltig: Die Faszination an Hexen ist heute ungebrochen, bieten sie doch Projektionsfläche für alle möglichen Sehnsüchte, Ängste und Abgründe.

Auch die drei Hexen, die Macbeth' Mordlust entfachten, schafften es in den britischen Sprachgebrauch: "Etwas Böses kommt daher (Something wicked this way comes)" sagt da die eine Hexe im vierten Akt, was bedeutet, dass Unheilvolles droht.

Die Hexe als Göttin, Zauberin und Seherin

Durch die Jahrhunderte ist das Bild der Hexe in Kunst, Musik und Literatur einem steten Wandel unterworfen: Sie wird als böse Unholdin, hilfsbereite Gefährtin, undurchsichtige Femme Fatale geschildert. Mal ist sie eine alte Frau mit Buckel und Katze, mal tritt sie als bezaubernde rothaarige Verführerin auf.

Schon in der antiken Literatur wird von emanzipierten Frauen berichtet, die am Rande der Gesellschaft leben. Sie verfügen über besondere Gaben, können das Wetter beeinflussen oder einen Schadenszauber herbeiführen.

In der griechischen Mythologie ist Hekate die Göttin der Magie. Sie gehört zu den Ahnfrauen aller Zauberinnen und Hexen. Shakespeare inspirierte sie zu den drei Hexen in Macbeth. Kirke (Circe) ist bei Homer eine Göttin und verwandelt Odysseus` Männer in Schweine, dem Helden der Odyssee reicht sie einen Trank des Vergessens.

Gemälde von John Waterhaus - Den Kelch dem Odysseus anbieten.
John William Waterhouse: "Circe bietet Odysseus den Becher an", (1891) Bildrechte: imago images/UIG

Bei Euripides stellt Medea ihre Zauberkünste in den Dienst von Jason, der so in den Besitz des Goldenen Vlies' gelangt. Auch die keltische Mythologie kennt Zauberinnen, die an Hexen erinnern: Ceridwen beispielsweise braut einen Trank, um ihren missgestalteten Sohn wenigstens mit Weisheit zu segnen. Und die Walküre Brünhild – eine Figur aus dem nordischen Sagenkreis – verliert im Nibelungenlied nach der Hochzeit mit Gunther ihre magischen Kräfte.

Hexenwahn und Hexenverfolgung

"Eine Hexe ist zunächst einmal eine Frau", schreibt der vom Hexenwahn besessene Dominikanermönch Heinrich Kramer in seinem 1486 veröffentlichten Buch "Malleus maleficarum" – besser bekannt unter dem Titel Hexenhammer – das bis zum Ende des 17. Jahrhunderts in einer Auflage von 30.000 Stück erscheint.

Es bildet die Blaupause für die Hexenverfolgung der frühen Neuzeit, die ihren Höhepunkt im 16. und 17. Jahrhundert erreicht. Vor allem in Zentraleuropa werden in dieser Zeit etwa 40.000 bis 60.000 Menschen – zumeist Frauen – als Hexen verfolgt, gefoltert und verbrannt.

Angst vor weiblicher Autonomie spielt dabei ebenso eine Rolle, wie religiöser Fanatismus oder soziale Unsicherheit durch Krieg, Krankheiten und Hungersnöte. Wenn Frauen nicht den gesellschaftlichen Normen entsprechen, werden sie als Bedrohung empfunden, verleumdet und bestraft.

Hexerei ist ein großes, menschliches Thema in allen Zivilisationen, weil es zur Erklärung von Unglück dient.

Wolfgang Behringer, Professor für Geschichte mit dem Schwerpunkt frühe Neuzeit

Hexen in der Literatur

Die Hexe in der Literatur der Neuzeit ist besonders von den Märchen der Gebrüder Grimm und den Volkssagen geprägt. Es sind zumeist hässliche und böswillige Frauen, die für die Gesellschaft eine Gefahr darstellen.

Die Hexe in "Hänsel und Gretel" etwa ist nichts weniger als eine Menschenfresserin. Im Märchen "Jorinde und Joringel" wird die Alte beschrieben als eine "krumme Frau, gelb und mager: große rote Augen, krumme Nase, die mit der Spitze ans Kinn reichte".

Hänsel und Gretel, Grafik um 1909
Das Märchen "Hänsel und Gretel" in einer Darstellung um 1909. Bildrechte: IMAGO / Heritage Images

Der aufgeklärte Geheimrat von Goethe liebte Märchen aus aller Welt. Und auch bei ihm finden Hexerei und Magie ihren Platz. Neben dem teuflischen Bündnis von Faust und Mephistopheles tritt im Prolog zu Faust II. die thessalische Hexe Erichtho als Vorbotin der Walpurgisnacht auf. In seiner Ballade "Die erste Walpurgisnacht" schildert er eine "Hexen- und Teufelsfahrt im Brockengebirge", die Felix Mendelssohn Bartholdy später als Kantate vertonte.

Neuer Hexenbegriff in der Moderne

Im 20. Jahrhundert wandelt sich der Hexenbegriff. In der modernen Literatur wird die Darstellung von Hexen vielgestaltiger. Sie sind fortan nicht mehr nur böse, dämonische Wesen, sondern stehen – parallel zur Frauenbewegung – für Themen wie weibliche Identität, Rebellion oder dem Aufbrechen von männlich-dominierten Normen.

Besonders unter DDR-Autorinnen ist die Hexe ein beliebtes Motiv, um Kritik an patriarchalischen Verhältnissen zu üben: Irmtraud Morgner wäre da zu nennen oder Elke Willkomm. Ihre Protagonistinnen sind starke, eigenwillige Frauen, die unter gesellschaftlichen Zwängen leiden.

Irmtraud Morgner, DDR-Schriftstellerin
DDR-Schriftstellerin Irmtraud Morgner (1933 -1990) Bildrechte: picture-alliance / dpa

Doch nicht nur die Protagonistinnen der Romane leiden an der sozialistischen Gesellschaft: Morgners märchenhafter Hexen-Roman "Amanda" -  eine Satire mit bitteren Bezügen zur DDR-Realität - darf erst 1983, nach heftigen Auseinandersetzungen mit den Behörden erscheinen.

Ich hoffe, dass Hexen, gäbe es sie, diese Gedichte als Fachliteratur nützen könnten.

Sarah Kirsch

Als man die Lyrikerin Sarah Kirsch fragt, an wen sich ihr Gedichtband "Zaubersprüche" (1974) richte, antwortet sie: "Ich hoffe, dass Hexen, gäbe es sie, diese Gedichte als Fachliteratur nützen könnten." Tatsächlich lassen viele ihrer Gedichte eine Verwandtschaft von Zauberei und Poesie erkennen.

In der Fülle von Hexen-Literatur des ausgehenden 20. Jahrhunderts ragt John Updikes Roman "Die Hexen von Eastwick" (1984) heraus. Drei Frauen entdecken ihre magischen Kräfte und stellen nicht nur das Leben einer amerikanischen Kleinstadt auf den Kopf. Von der Literaturwissenschaft oft feministisch bewertet, kann man den Text aber auch als satirischen Kommentar zu feministischen Konzepten und Diskursen lesen.

Hexen-Bücher für Kinder

Gruselige Hexen-Literatur für Kinder gibt es bei Roald Dahl: Die schaurig-schöne Geschichte "Hexen-Hexen" (1983) beschreibt die "wahren Hexen" als Frauen, die Kinder hassen und sich nichts sehnlicher wünschen, als diese in Mäuse zu verwandeln.

Zwar bedient Dahl das alte Rollenbild aus den Grimm’schen oder den slawischen Märchen (Hexe Baba Jaga). Und doch: der Grusel vor den kahlköpfigen Hexen mit ihren juckenden Perücken ist das Salz in der Suppe dieser Geschichte!

Maggie Smith als Minerva McGonagall in der Harry-Potter-Verfilmung Bildrechte: imago images/Everett Collection

Hermine Granger ist eine gute Hexe in den Harry Potter-Romanen von J. K. Rowling. Die Schülerin besticht durch Scharfsinn und Mut, manchmal nervt sie auch mit Besserwisserei. Überhaupt scheint im Potter-Universum einiges anders zu laufen: Da fliegen Zauberer auf Hexenbesen und die Hexe Minerva McGonagall übernimmt am Ende die Leitung der Schule für Zauberei. So geht Emanzipation in Hogwarts!

Mehr Hexen-Literatur (zum Aufklappen):

E.T.A. Hoffmann:
"Märchen vom Goldenen Topf"
Reclam, 1986
ISBN: 978-3-15-000101-1

Ludwig Tieck:
"Hexensabbat"
Hofenberg, 2017
ISBN 978-3-7437-1996-5

Michail Bulgakow:
"Meister und Margarita"
DTV, 2014
ISBN 978-3-423-14301-1

Arthur Miller
"Hexenjagd"
Fischer Taschenbuch Verlag, 2008
ISBN: 978-3-596-27108-5

Otfried Preußler:
"Die kleine Hexe"
Thienemann, 1957
ISBN 978-3-522-10580-4

Renate Apitz:
"Hexenzeit"
Hinstorff, 1984
nur noch antiquarisch

Elke Willkomm:
"Hexensommer"
Buchverlag Der Morgen, Berlin, 1984
nur noch antiquarisch

Darstellung von Hexen in der bildenden Kunst

1510 versammelt der deutsche Maler Hans Baldung Grien sein Personal zum "Hexensabbat". Die Attribute seiner Hexen entsprechen ganz der damaligen Zeit: Hexenkessel und Katze, das Leben im Wald, das Fliegen auf einem Ziegenbock. Ganz so, wie er es von seinem Lehrer Albrecht Dürer und dessen Kupferstich "Die Hexe" (um 1500) kennt.

In Prozessberichten, in Schriften zu Teufelspakt und Hexenwesen werden zunehmend Darstellungen von Hexen eingesetzt, um die Aufmerksamkeit eines leseunkundigen Publikums zu binden.

Doch anders als die typischen Illustrationen in den Büchern zur Hexen-Verfolgung, die eher den Fokus auf den sogenannten Schadenzauber legt, scheint die "Magie" bei Baldung in den dargestellten verführerischen Frauen selbst, in ihrer offenen Sexualität zu liegen.

Knapp 300 Jahre später malt Francisco Goya seinen "Hexensabbat" (1797). Da ist die Hochzeit der Hexenverfolgung längst vorbei. Die letzte nachweisliche Hexenverbrennung in Deutschland liegt bereits sechzehn Jahre zurück.

Hier umringen die Hexen den Gehörnten, nach einem Gemälde von Francisco de Goya y Lucientes.
Francisco de Goya y Lucientes: "Hexensabbat" (1797) Bildrechte: IMAGO/H. Tschanz-Hofmann

Der spanische Meister schaut mit seinem Werk in unsere Abgründe und rührt an tiefsitzenden Vorurteilen. Die Hexerei als Metapher für den Aberglauben und die Dummheit des Volkes, die Goya in seinem Spät-Werk immer wieder geißelt.

Mit der Darstellung von ätherischen Hexen begnügt man sich im 19. Jahrhundert. Bei den Präraffaeliten etwa bemüht man gern die alten Mythen. So reicht die verführerische Kirke auf dem Gemälde von John Waterhouse (1891) Odysseus den Becher des Vergessens, bekleidet mit einem hauchdünnen Gewand.

Hexen als Symbol weiblichen Empowerments

In der bildenden Kunst des 20./21. Jahrhunderts werden Hexen endlich auch von Künstlerinnen als Prototyp für weibliche Unabhängigkeit und Selbstermächtigung entdeckt. Feministische Themen und die Auseinandersetzung mit der Geschichte der Unterdrückung von Frauen spielen da eine wichtige Rolle.

Künstlerinnen wie Leonora Carrington (1917-2011), die Feministin Judy Chicago (*1939) oder die afroamerikanische Künstlerin Kara Walker (*1969) machen Hexen zu ihrem Personal. Kara Walker – bekannt für ihre raumgroßen Installationen mit schwarzen Scherenschnitten – setzt sich in ihren Arbeiten immer wieder mit Themen wie Identität, Sexualität, Rassismus, und Gewalt auseinander. Da agieren ganz selbstverständlich Schwarze Hexen neben Figuren aus der amerikanischen Geschichte.

Kara Walker, Ausstellungsansicht
Ausstellungsansicht mit Scherenschnitten von Kara Walker Bildrechte: IMAGO / UPI Photo

Weitere Hexen-Kunstwerke (zum Aufklappen):

Ein weiteres Beispiel für Hexenkunst ist Salvator Rosas "Hexen bei ihren Beschwörungen" in der National Gallery London. Das um 1646 entstandene Gemälde fällt mit dem Höhepunkt des Hexenwahns in Europa zusammen.

Dass auch Künstlerinnen und Künstler auf den Werken ihrer Vorfahren aufbauen, zeigt ein kleines Gemälde des Leipziger Künstlers Matthias Ludwig (*1969), der mit seiner "Kleinen Waldhexe" ganz in der Tradition von Hans Baldung Grien und Otto Dix (Die Hexe, 1932) steht.

Matthias Ludwig, Kleine Waldhexe
Matthias Ludwig "Kleine Waldhexe" Bildrechte: Matthias Ludwig, Galerie Schwind

Von Jimi Hendrix bis Frank Sinatra: Hexerei in der Musik

Dass rothaarige Frauen oft mit Hexerei in Verbindung gebracht werden, geht auf die keltische Sagenwelt zurück. In Jimi Hendrix' Song "Foxy Lady" (1967) bringt eine solche rothaarige Frau den Musiker ganz und gar um den Verstand.

Modest Mussorgsky entführt in seiner Komposition "Nacht auf dem kahlen Berge" (1867) in die Unterwelt: Er beschreibt den Tanz der Hexen in der Johannisnacht auf dem Lyssaja gora ("kahlen Berg"), einem Ort der slawischen Mythologie, der ähnlich dem Blocksberg als Versammlungsort der Hexen gilt.

In Antony Dvoraks "Mittagshexe" (1896) quengelt ein Kind, doch die Mutter will ungestört bleiben. Als das Kind keine Ruhe gibt, beschwört die Mutter eine Hexe: "Mittagshexe komm und nimm mir diese Nervensäge." Sie erschrickt, als ihr Wunsch Wirklichkeit wird – und kämpft mit der Hexe um ihr Kind. Doch vergebens: Die Mutter bricht erschöpft zusammen, das Kind stirbt.

Etwas weniger dramatisch gibt sich Frank Sinatra, der sich in "Witchcraft" (1957) auf eine smarte Hexe einlässt. Der Song inspirierte 2025 Stella Sommer von "Die Heiterkeit" zu ihrem Song "Schwarze Magie". "Manchmal hilft nur noch schwarze Magie", singt sie in Anbetracht der Weltlage und nimmt die Zuhörenden mit zu einem Ritt auf den Teufelsberg.

Die Sängerin Stella Sommer.
Stella Sommer von "Die Heiterkeit" Bildrechte: Gloria Endres de Oliveira

Playlist mit Hexen-Songs (zum Aufklappen):

In einer Playlist mit Hexen-Songs dürften folgende Songs nicht fehlen:

Ella Fizgerald: "That old black magic"
Lana Del Rey: "Season oft the Witch)"
Marianne Faithfull: "Witches' Song"
Radiohead: "Burn the Witch"
Florence + the Machine: "Witch, Witch"
Siouxsie and the Banshees: "Spellbound"

Hexen-Klassiker in Film und Serien

Nicht nur der Song "Somewhere over the Rainbow", auch die Darstellerin Judy Garland und eine Hexe mit grünem Gesicht machten den Film "Der Zauberer von Oz" (1939) zu einem echten Klassiker.

Die Geschichte – nach der Romanvorlage von Frank Baum – von der abenteuerlichen Reise Dorothys in das verzauberte Land Oz etablierte endgültig das Bild der bösen Hexe mit Hakennase, Warze, schwarzem Hut mit breiter Krempe und eben jener grünen Gesichtsfarbe in der Popkultur. Die gute Hexe Glinda mit bonbonfarbenem Ballkleid und glitzernd-funkelndem Zauberstab wirkt daneben leider etwas langweilig. Ein Schicksal, das sie mit vielen "braven" Hexen teilt.

Judy Garland und Margaret Hamilton in einer Szene aus "Zauberer von Oz"
Judy Garland (als Dorothy) und Margaret Hamilton (als böse Hexe) im "Zauberer von Oz" Bildrechte: IMAGO / Landmark Media

Als Tochter einer Fledermaus ist sie alles andere als brav. Im leider etwas in Vergessenheit geratenen tschechischen Märchenfilm: "Saxana – Das Mädchen auf dem Besenstil" (1972) stößt die junge Hexe Saxana beim Nachsitzen in der Schule auf eine Formel, die sie in die Welt der Menschen versetzt. Dort stellt sie einiges auf den Kopf und beschließt letztlich, nicht mehr in ihre magische Heimat zurückzukehren. Doch dafür benötigt sie einen Zaubertrank mit sonderbaren Zutaten. Ein herrlich anarchischer Film-Spaß!

Auch wenn die Hexe selbst nie im Film zu sehen ist, hat "Blair Witch Project" (1999) das Hexen- und Horror-Genre maßgeblich beeinflusst.

Schatten von Bäumen auf rotem Untergrund auf dem Poster von "Blair Witch"
Bildrechte: Lionsgate

Die Story: Drei Filmstudenten wollen dem Mythos der Hexe aus dem Dorf Blair im US-Bundesstaat Maryland nachgehen. Die Filmcrew dringt immer tiefer in den Wald ein und verliert zuerst die Orientierung, dann den eigenen inneren Kompass. Was als Filmprojekt beginnt, wird zur Expedition ohne Wiederkehr. Suspense in Handkamera-Ästhetik.

Neben "Wednesday" (aus dem Universum der Addams-Familie, Regie Tim Burton) ist die Gothic-Horror-Serie "Penny Dreadful" (2014-16) ein Muss für Fans der Schwarzen Szene.

Die Serie spielt im viktorianischen England und bedient sich verschiedener literarischer Figuren: Dorian Gray trifft man dort ebenso wie Frankenstein oder Graf Dracula. Die Schauspielerin Eva Green als Vanessa Ives ist das schwarze Herz der Serie: Hexe und Vampir zugleich, abgründig, verführerisch und gefährlich.

Titelbild der DVD zu der Serie "Penny Dreadful"
Vanessa Ives (Eva Green) an der Seite von Ethan Chandler (Josh Hartnett) in der ersten Staffel von "Penny Dreadful" Bildrechte: Showtime Networks

Weitere Film- und Serien-Tipps (zum Aufklappen):

Filme:
Zauberhafte Schwestern (1998)
Der Hexenclub (1996)
Hexenjagd (1996)
Suspiria (2018)
Wicked (2024)

Serien:
Charmed – Zauberhafte Hexen (1998-2006)
Sabrina – Total verhext (1996-2003)
A Discovery Of Witches (seit 2018)
The Witcher (seit 2019)

Ein Mitglied vom Eldaring beim Hornblasen im Wald 30 min
Die Rückkehr der alten Götter Bildrechte: MDR/Marcus Zahn

Hexen im Trend: Die Hippe Großstadthexe

Hexen gelten heute nicht mehr als düster oder schreckensvoll, sondern eher als jung, attraktiv und hip. Sie leben in Großstädten, sehnen sich nach der Natur und betreiben allerlei heidnische Kulte. Und sie befeuern einen wahrhaften "Hexenkommerz": Da gibt es Hexentipps für Frauen, Hexenkosmetik und unzählige Anleitungen für magische Rituale, allen voran den "Liebeszauber". Heute trifft man sich nicht mehr im Wald im letzten Mondlicht, sondern auf Facebook, YouTube oder Instagram und tauscht sich dort aus.

Es gäbe sich noch viel zu erzählen: etwa von dem jährlich stattfindenden Tourismus-Event, der Walpurgisfeier auf dem Blocksberg im Harz oder der pseudo-religiösen Wicca-Bewegung, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts entstand und heute zu den mitgliederreichsten Gruppierungen im Spektrum des Neuheidentums zählt. Von Berlin, das die größte Hexendichte Mitteleuropas für sich reklamiert. Oder auch davon, dass Hexen auf dem jährlich stattfindenden Wave-Gotik-Treffen (WGT) in Leipzig die schwarze Szene nicht nur farblich bereichern.

Teilnehmer des Viktorianischen Picknicks beim WGT 2024
Zwei Hexen beim Viktorianischen Picknick auf dem WGT 2024 Bildrechte: MDR/Jeannine Völkel

Eine bekennende Hexe läuft heute – so der Soziologe Marcello Truzzi – nicht mehr Gefahr auf dem Scheiterhaufen zu landen, sondern eher zu einer Party eingeladen zu werden. Und die drei unholden Schwestern bei Macbeth wären sicherlich das schaurige Party-Highlight.

Bücher über Hexen Wolfgang Behringer:
"Hexen.
Glaube, Verfolgung, Vermarktung"
C.H. Beck, 2020
ISBN 978-3-406-75284-1

Alix Pare:
"Hexen in der Kunst.
Mystische Geschichten über Hexen."
Librero, 2025
ISBN 978-94-6499-109-3

Neger, Birgit:
"Moderne Hexen und Wicca
Aufzeichnungen über eine magische Lebenswelt von heute"
Böhlau Verlag, 2009
ISBN 978-32-0578-350-3

Quellen: Wolfgang Behringer, Hexen; Unholde Schwestern, DLF Kultur

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