Studie der Essener FOM Hochschule Work-Life-Balance: Gehalt im Job auch für jüngere Generationen am wichtigsten
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19. August 2023, 18:31 Uhr
Den Generationen Y und Z geht es bei der Arbeit vor allem um flexible Zeitmodelle, Homeoffice und Selbstverwirklichung - so der allgemeine Tenor. Eine neue Studie der Essener FOM Hochschule zeigt nun aber, dass auch bei den jungen Altersgruppen das Finanzielle am wichtigsten ist.
- Keine größeren Generationen-Unterschiede bei der Arbeit
- Verhältnisse seit Jahrhunderten relativ stabil
- Jüngere können Vorstellungen heute besser durchsetzen
Der Graben zwischen den Generationen ist gar nicht so groß wie oft angenommen. Das legen jedenfalls Ergebnisse einer Studie der FOM Hochschule aus Essen nahe. Dabei gaben in allen Altersgruppen mindestens 93 Prozent der Befragten an, dass ihnen eine attraktive Gesamtvergütung wichtig ist. An zweiter Stelle stand bei der Befragung ein sicherer Arbeitsplatz – mit einer Zustimmung, die übergreifend bei mehr als 90 Prozent liegt.
Einkommen über die Jahrhunderte immer am wichtigsten
Erst an dritter Stelle wird eine flexible Arbeitszeitgestaltung genannt (83 Prozent). Hier zeigen sich erste Unterschiede zwischen den Generationen. Mit 86 Prozent (Gen Z, 16-26 Jahre), 87 Prozent (Gen Y, 27-42 Jahre) und 83 Prozent (Gen X, 43-58 Jahre) liegt die Zustimmung besonders hoch. Dagegen fällt der Wert bei der Boomer-Generation (59-67 Jahre) auf 75 Prozent. "Unsere Studie offenbart, dass eine gute Vergütung und eine sichere Jobperspektive für viele Beschäftigte weiterhin die wichtigsten Argumente bei der Wahl eines Arbeitgebers sind", erklärt der Studienautor Prof. Oliver Gansser.
Diese Erkenntnisse decken sich mit den Befunden von Rüdiger Maas vom Institut für Generationenforschung, Im Gespräch mit MDR Wissen erklärt der Experte, dass das Einkommen über die Jahrhunderte immer der wichtigste Faktor bei der Arbeit gewesen sei. In den vergangenen Jahrzehnten sei dieses Phänomen auch rund um das 30. Lebensjahr immer angestiegen, weil die Leute dann Häuser bauen und Autos kaufen wollten. "Nur in den letzten Jahren hat sich das etwas nach hinten verschoben", betont Rüdiger Maas.
Jüngere Generation stets unter größerer Beobachtung
Der Diplom-Psychologie kritisiert an der FOM-Studie allerdings methodische Mängel. So würden ältere mit jüngeren Menschen verglichen, die noch nicht im Arbeitsleben stehen, was keinen Sinn ergebe. "Eigentlich müsste man das gleiche Setting nehmen und dann in der Zeit 15 Jahre zurück gehen, um eine Vergleichbarkeit herzustellen", meint der Forscher gegenüber MDR Wissen. Der bekannte Sozialwissenschaftler sieht dagegen keine systematischen Fehler bei der Untersuchung: "Ich finde die Ergebnisse voll nachvollziehbar."
Die Resultate deckten sich auch mit der langjährigen Forschung von Klaus Hurrelmann. Demnach sind die Unterschiede zwischen der jüngeren, der mittleren und der älteren Generation gar nicht so groß sind wie immer gedacht. "Das Finanzielle ist in allen Altersgruppen wichtig", erklärt der frühere Professor der Uni Bielefeld. Heutzutage kämen allerdings noch die persönlichen Neigungen hinzu, die die jüngere Generation wegen des Fachkräftemangels besser durchsetzen könnte. Zudem stünden jüngere Menschen stets unter stärkerer Beobachtung, wodurch bei ihnen abweichende Vorstellungen stärker auffielen.
Junge Leute sind oft auch Seismografen, die Entwicklungen früher spüren, weil sie noch einen unverbrauchten Blick haben.
cdi
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | MDR Aktuell | 17. August 2023 | 16:47 Uhr