Copernicus/Senitnel-2 Wie Satellitenfotos Waldschäden sichtbar machen

21. März 2024, 14:17 Uhr

Der Wald macht uns schon lange Sorgen - Trockenheit, Stürme und Borkenkäfer haben Spuren hinterlassen. Nun kommt Hilfe von oben: Besondere Bilder von Satelliten sollen bei der Bestandsaufnahme der Schäden helfen.

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Ein Satellit im All 5 min
Bildrechte: ESA, ATG mediala

Fernerkundung aus dem All: Der Satellit Sentinel-2 befindet sich 800 Kilometer über der Erde. Er gehört zum Erdbeobachtungsprogramm "Copernicus". Das ist ein Programm der Europäischen Union. Seit 2015 liefert der Satellit Fotos. Es sind aber keine herkömmlichen Fotos, sondern Bilder, die farbige Flächen zeigen – wichtige Aufnahmen für Menschen, die für den Wald verantwortlich sind.

Dr. Dirk-Roger Eisenhauer vom Sachsenforst in Pirna bei Dresden hat Erfahrung mit der Fernerkundung aus der Luft. Mit den Daten von Sentinel-2 arbeitet er seit drei Jahren.

Dr. Dirk-Roger Eisenhauer vom Sachsenforst
Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Diese Idee ist hier entstanden. Wir wissen, dass die Sentinel-2 Daten kostenfrei im Internet zur Verfügung stehen. Man kann sie sich also herunterladen. Wir standen dann vor dem Problem, für den Gesamtwald Sachsen die Waldentwicklung analysieren zu wollen.

Dr. Dirk-Roger Eisenhauer, Sachsenforst

Noch grün aussehende Zweige können schon abgestorben sein

Sentinel-2 fliegt mit einer Geschwindigkeit von 28.000 Kilometern pro Stunde. Das heißt, einmal um die Erde ist er in gerade mal 100 Minuten. Seine Umlaufbahn ist so versetzt, dass er es schafft, in fünf Tagen die komplette Erdoberfläche abzufotografieren. Dann wiederholt sich der Vorgang.

Die Satellitenbilder basieren im Wesentlichen darauf, dass die Reflektion von Licht unterschiedlicher Wellenlänge vor allen Dingen über die verschiedenen Vegetationsstrukturen funktioniert. Der wichtigste Unterschied: Mit den Satellitenbildern bekommen sie einen Vegetationszustand auf der Grundlage der Reflektionsfähigkeit der Blattfarbstoffe.

Dirk-Roger Eisenhauer

Der Satellit schießt Fotos im sogenannten "nahen Infrarot-Bereich". Nicht sichtbar für das menschliche Auge. Hier hilft diese Technik: Sie bildet ab, wie stark das Chlorophyll – also das Grün in Blättern oder Nadeln – reflektiert. Obwohl ein Zweig noch grün aussieht, kann er krank oder schon abgestorben sein.

Aus dem All sind teilweise Einzelbäume erkennbar

Das zeigt sich etwa im Rabensteiner Wald. Ullrich Göthel kennt sein Revier seit 20 Jahren. Er weiß, dass der Wald das größte Problem mit Borkenkäferbefall hat. Eine Ursache ist die große Trockenheit. Deswegen musste er im Oktober 2020 über 250 Bäume fällen

Die Satellitenfotos gliedern die Fläche im Blick von oben sehr gut. Darüber liegt die Forstgeometrie und die Orientierung ist einfach. Man kann zum Teil wirklich den Einzelbaum erkennen.

Ullrich Göthel, Revierleiter Grüna

Die Fotos bringen dem 52-Jährigen vor Ort im Wald einen ganz konkreten Vorteil: Zeitersparnis. "Ich suche die Schadstellen gezielt auf, spare dadurch Zeit ein, die ich an Flächen, wo keine Schadstelle erkundet worden ist, nicht aufsuchen muss", erklärt Göthel.

Bäume sollen noch besser auf den Standort abgestimmt werden

Baumschäden gibt es natürlich nicht nur im öffentlichen Forst. Auch private Waldbesitzer sind davon betroffen, zum Beispiel im Forstrevier Rochlitz, wo der Revierleiter Wolfram Schmidt den Waldeigentümer Holger Moor berät.

Die Satellitenbilder sind für uns schon recht hilfreich aufgrund der Größe unserer Gebiete. Ich hätte sonst das Auto voller Karten.

Wolfram Schmidt, Revierleiter Rochlitz

Über das Programm könne man auch die Bodenarten feststellen, sodass die einzelnen Baumarten darauf abgestimmt und standortgerechte Bäume gepflanzt werden können, fügt Holger Moor hinzu. Der Waldbesitzer will jetzt Eichen und Hainbuchen anpflanzen. Mit diesen robusten Baumarten hat er in Zeiten des Klimawandels die richtige Entscheidung getroffen. Mit Unterstützung von Förster Schmidt und der Satelliten-Hilfe von oben.

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Echt | 21. April 2021 | 21:15 Uhr

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