CO2-Speicher Tropenwälder können Klimaerwärmung überleben, wenn…
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22. Mai 2020, 14:06 Uhr
Tropische Wälder sind der wichtigste Speicher für das Klimagas CO2 in der Pflanzenwelt. Und sie können es bleiben – wenn sich das Klima nur moderat aufheizt. Zwei Grad Erwärmung wären aber gefährlich.
Die gute Nachricht lautet: Tropenwälder sind offenbar weniger gefährdet durch den Klimawandel als bisher gedacht. Wie der britische Forscher Martin Sullivan und sein Team im renommierten Journal Science zeigen, können sich die tropischen Wälder auf der Welt an eine moderate Erwärmung des Weltklimas anpassen. Das wäre für die Stabilisierung des Klimas extrem wichtig. Indem sie CO2 aus der Luft in Biomasse umwandeln, speichern die Pflanzen in diesen Wäldern speichern etwa 40 Prozent Biomasse-Kohlenstoffs auf der Erde. Aber es gibt auch eine schlechte Nachricht.
Ab 32,2 Grad Celsius sind die Wälder akut bedroht
Sullivan und seine Kollegen haben für ihre Studie Flüsse von Kohlenstoff und Biomasse in 590 über die Welt verteilten Tropenwaldparzellen untersucht. Sie wollten damit mehr Daten liefern, um einen der bisher größten Unsicherheitsfaktoren bei Klimaprojektionen weiter zu begrenzen: Wie entwickeln sich die Kohlenstoffflüsse, wenn es immer wärmer wird?
Im Ergebnis der Studie zeigte sich: Die Höchsttemperaturen sind der sicherste Faktor, um die Entwicklung der Biomasse zu erklären. Eine Zunahme um ein Grad Celsius reduziert damit die Speicherung um 9,1 Megatonnen Kohlenstoff pro Hektar Wald. Ab einer Temperatur von 32,2 Grad Celsius fällt diese Speicherfähigkeit noch deutlich schärfer ab. Hier droht schließlich der Tod vieler Bäume. Sollte das Klima erst bei zwei Grad Erwärmung stabilisiert werden können, würde diese Temperaturschwelle in 70 Prozent der Tropenwaldzellen erreicht werden.
Anpassung möglich, aber nur mit genügend Zeit und Schutz
Die Studie zeigt auch, eine Anpassung der Wälder an eine moderate Erwärmung ist möglich. Dafür aber dürfe die Erwärmung nicht zu schnell gehen. Und die Wälder müssten vor Abholzung, Brandrodung und anderen Eingriffen durch die Menschen geschützt werden.
Aber im Augenblick passiert genau das Gegenteil: Im Zuge der sich ausbreitenden Covid-19-Pandemie hat die Zerstörung des Tropenwaldes weltweit massiv zugenommen. Das geht aus einer am Donnerstag veröffentlichten Studie der Umweltstiftung WWF hervor.
Alles weist darauf hin, dass wir es bei der explodierenden Waldzerstörung mit einem Corona-Effekt zu tun haben.
Massive Regenwaldzerstörung in Corona-Zeiten
Die Fläche der Tropenwälder in den 18 untersuchten Ländern schrumpfte im "Corona-Monat" März demnach um 6.500 Quadratkilometer, was etwa sieben Mal der Fläche Berlins entspricht. Dies bedeutet laut WWF-Analyse einen Anstieg der Waldzerstörung um durchschnittlich 150 Prozent im Vergleich zu den Vorjahren. Am meisten betroffen waren im März demnach Indonesien mit mehr als 1.300 Quadratkilometern, der Kongo mit 1.000 Quadratkilometern und Brasilien mit 950 Quadratkilometern.
Das nichtstaatliche brasilianische Amazonas-Forschungsinstitut Imazon hat in Amazonien für April ebenfalls eine abgeholzte Fläche von 529 Quadratkilometern registriert - ein Anstieg von 171 Prozent im Vergleich zum April des vergangenen Jahres, wie Imazon der Deutschen Presse-Agentur bestätigte.
(ens)
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