Nachhaltig würzen Meer, Stein, Koch: Welches Salz hat die beste CO2-Bilanz?
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18. November 2024, 14:31 Uhr
Wer im Supermarkt vor dem Salzregal steht, hat die Qual der Wahl. Meersalz, Steinsalz, Kochsalz oder etwas doch lieber Inka-Sonnensalz aus den Anden? Einer unserer Leser hatte gefragt, welches Salz am besten fürs Klima ist. Hier kommt die Antwort.
Höchstens sechs Gramm Salz am Tag empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung. SPD-Politiker Karl Lauterbach ist sogar dafür bekannt, auf zugesetztes Salz komplett zu verzichten. Der Durchschnittsdeutsche isst dagegen eher etwas zu viel Salz. Ob es sich dabei nun um Meersalz, Steinsalz oder das pinkfarbene Himalaya-Salz handelt, ist für die Gesundheit übrigens nicht entscheidend – einen Bericht dazu finden Sie hier.
Thomas Henle, Lebensmittelchemiker an der TU Dresden, betont: Die Unterschiede, die man in verschiedenen Salzen messen kann, hinsichtlich bestimmter Gehalte an Mineralien oder so, die sind so winzig, dass sie auf den Körper überhaupt keine Auswirkungen haben." Die einzigen Auswirkungen seien die auf den Geldbeutel, "weil sich die im Preis extrem unterscheiden. Aber aus gesundheitlicher Sicht ist das völlig egal, welches Salz man isst."
Wenn es also aus gesundheitlicher Sicht nicht relevant ist, welches Salz wir kaufen, stellt sich ja vielleicht die Frage: Mit welchem Salz schaden wir der Umwelt und dem Klima am wenigsten? Wer beispielsweise 80 Jahre alt wird und täglich sechs Gramm Salz konsumiert, kommt im Laufe seines Lebens auf knapp über 175 Kilogramm Salz. Wenn man hier eine klimafreundliche Wahl trifft, könnte das einen großen Unterschied machen, oder? Diese Frage hat einer unserer Leser an uns gestellt und wir versuchen, eine Antwort zu geben. Jemanden zu finden, der sich hier auskennt, gestaltet sich zunächst schwierig. "Uns liegen hierzu schlicht keine Informationen vor", schreibt etwa das Umweltbundesamt.
Meersalz ist am klimafreundlichsten
Dann findet sich aber doch noch jemand, der es ganz genau sagen kann: "Die geringsten CO2-Emissionen sind mit Meersalz verbunden, weil hier das Wasser letztlich nur durch Sonnenenergie verdunstet", erklärt Nils Rettenmaier vom ifeu Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg. Er sagt, man könne hier mit einem Gramm CO2-Äquivalente pro Kilogramm Salz rechnen. "Also kaum sichtbar eigentlich". Auf Platz zwei im Speisesalz-Klimaranking befindet sich Steinsalz. Es liegt in hoher Konzentration vor, wird unter Tage abgebaut und war vor vielen Jahrhunderten auch einmal Meerwasser. Nach Austrocknung der Urmeere lagerte es sich im Boden ab. "Bei Steinsalz sind wir im Bereich von zehn bis 15 Gramm CO2-Äquiavalenten pro Kilogramm Salz", erläutert Rettenmaier.
Salz ist per se kein "Klimasünder"
Dann gibt es noch das sogenannte Siedesalz. Hier handelt es sich um Salz, das – genauso wie Steinsalz – aus dem Gestein gewonnen wird. Allerdings liegt der Salzgehalt im Gestein hier nur bei 50 bis 60 Prozent. Deswegen pumpt man Wasser ins Innere des Gesteins und dieses löst dann das Salz aus dem Gestein heraus. Dabei entsteht die "Sole", eine salzhaltige Flüssigkeit. Diese wird erhitzt und so verdunstet das Wasser aus der Sole – zurück bleibt das Salz. Dieser Vorgang benötigt mehr Energie als die beiden anderen Verfahren zur Salzherstellung. Nils Rettenmaier beziffert den CO2-Fußabdruck von Siedesalz auf ungefähr 150-300 Gramm CO2-Äquivalente pro Kilogramm Salz. Dabei muss man aber natürlich im Kopf behalten: Würde das Salz alleine mit erneuerbaren Energien hergestellt, könnte der Betrag niedriger sein.
Wohlgemerkt handelt es sich um typische Werte pro Kilogramm. Weil wir Salz nur in vergleichsweise geringen Mengen zu uns nehmen, sind die Angaben vielleicht eher als eine nerdige Vergleichsrechnung zu sehen. Es bedeutet nicht, dass Siedesalz eine Art "Klimasünder" ist.
Speisesalze und ihre Klimabilanz – der Überblick
1) Meersalz: 1 g CO2-Äquivalente/kg
2) Steinsalz: 10 – 15 g CO2-Äquivalente/kg
3) Siedesalz: 300 g CO2-Äquivalente/kg
Aber treiben wir diesen Spaß vielleicht noch etwas weiter auf die Spitze: Wie ist es mit der Regionalität? Wer Transportwege vermeidet, kann ja meist CO2 sparen. Sollten wir also regionales Salz kaufen? Immerhin gibt es ja eine große Zahl an Spezialsalzen mit weiten Transportwegen: Himalaya-Salz (das nicht immer überhaupt aus dem Himalaya kommt), Inka Sonnensalz aus Peru oder Wüstensalz aus der Kalahari.
Transport meist per Lkw und Schiff
Nils Rettenmaier sagt: "Viele Menschen denken immer an diese langen Transportwege, wenn sie aber per Lkw oder Schiff vorgenommen werden, sind die Emissionen noch relativ überschaubar" – eine große Ausnahme bilde der Flugtransport, beispielsweise bei frischem Obst. An dieser Stelle abermals der Hinweis: Himalaya-Salz ist nicht mit nennenswerten gesundheitlichen Vorteilen verbunden und darf auch nicht mehr mit den Worten "reich an Nährstoffen" beworben werden. Die rosa Farbe kommt vom enthaltenen Eisenoxid, auch bekannt unter dem Namen: Rost.
Jenseits der Klimabilanz in CO2-Äquivalenten stellt sich außerdem die Frage, wie umweltschädlich unser Speisesalz generell ist. Dietlinde Quack arbeitet am Öko-Institut und forscht zu Nachhaltigkeit in Konsum und Ernährung. Sie erwähnt, dass im Speisesalz häufig Rieselhilfen zugesetzt werden. Das sind Trennmittel, die verhindern sollen, dass das Salz klumpt. "Im Verhältnis ist das aber eine so geringe Menge, dass es nicht ins Gewicht fällt", betont sie.
Wichtig: Der Salzkonsum ist für die CO2-Bilanz unserer Ernährung nicht ausschlaggebend
Nils Rettenmaier ist es wichtig, eine Sache nochmal sehr deutlich zu machen: Unser Salzkonsum hat pro Person und Jahr durchschnittlich ohnehin nur einen sehr geringen CO2-Fußabdruck von rund einem Kilogramm CO2-Äquivalenten. Selbst wenn wir Siedesalz verwenden. "Wenn man das ins Verhältnis setzt zu den rund 1.750 Kilogramm, die wir durch unsere Ernährung insgesamt emittieren, sieht man, dass das Salz nur einen sehr kleinen Beitrag ausmacht." Wer auf eine klimafreundliche Ernährung achten will, sollte an anderen Stellschrauben drehen. "Tierische Produkte machen in Summe ungefähr 60 Prozent der ernährungsbedingten Treibhausgasemissionen aus", betont der Experte.
Im Verhältnis sieht man, dass Salz nur einen sehr kleinen Beitrag der Emissionen unserer Ernährung ausmacht.
Was für Speisesalz gilt, gilt übrigens auch für die sogenannten "Auftausalze" – das ist das, was auf der Autobahn bei Glätte gestreut wird. Hier wird die Klimabilanz schon relevanter, weil wir je nach Wetter größere Mengen verwenden. In Deutschland komme an dieser Stelle hauptsächlich Steinsalz zum Einsatz, erklärt Dietlinde Quack vom Öko-Institut. Energieeffizienz sei hier auch eine Kostenfrage, deshalb greife man eher in Notsituationen auf Siedesalz zurück.
Links/Studien
Für alle, die es ganz genau wissen wollen: Das ifeu Institut für Energie- und Umweltforschung hat 2020 eine umfassende Veröffentlichung mit den CO2-Fußabdrücken fast aller Lebensmittel veröffentlicht. Die Ergebnisse zum Nachlesen finden Sie hier.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 17. November 2024 | 10:10 Uhr
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