Arzneimittelverordnung Arzneimittelbehörde BfArM: Viagra soll rezeptpflichtig bleiben
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11. Juli 2023, 16:53 Uhr
Das Potenzmittel Viagra soll weiterhin verschreibungspflichtig bleiben. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) lehnte einen Antrag ab, das Medikament künftig ohne Rezept zur verkaufen.
iagra und andere Potenzmittel mit dem Wirkstoff Sildenafil bleiben weiterhin nur auf Rezept erhältlich. Der Sachverständigen-Ausschuss für Verschreibungspflicht am Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) lehnte einen Antrag mehrheitlich ab, den Wirkstoff in der Dosierung 25 Milligramm zur oralen Anwendung aus der Verschreibungspflicht zu entlassen. Das teilte das BfArM am Dienstag mit.
Wie funktioniert Viagra?
Sildenafil, der Wirkstoff in Viagra, war ursprünglich zur Behandlung von Bluthochdruck und Angina Pectoris gedacht, hatte dann aber unerwartete Nebenwirkungen auf die Erektion. Sildenafil ist ein sogenannter PDE-5-Hemmer, der den Abbau des Botenstoffes cGMP verzögert. Dieser ist dafür verantwortlich, dass sich die glatte Muskulatur rund um die Blutgefäße im Penis entspannt. Dadurch gelangt das Blut besser an die Schwellkörper und der Penis erigiert. Gleichzeitig wird an anderer Stelle das Abfließen des Blutes verhindert.
Wichtig ist dabei: Viagra ermöglicht zwar eine längere und härtere Erektion, aber ohne vorherige sexuelle Erregung kommt der Prozess nicht in Gang. Die Pille ist also kein Aphrodisiakum.
Einen ähnlichen Antrag hatte der Sachverständigen-Ausschuss bereits im Januar 2022 abgelehnt. Damals ging es um die doppelte Dosis von 50 Milligramm. Rechtlich bindend ist die Entscheidung des Expertenausschusses nicht. Sie geht als Empfehlung ans Bundesgesundheitsministerium. Dieses ist nicht an die Empfehlung gebunden, die Einschätzung des Sachverständigen-Ausschusses hat aber Gewicht und wird oft übernommen.
Die Deutsche Gesellschaft für Urologie (DGU) und der Berufsverband der Deutschen Urologie (BvDU) hatten im Vorfeld davor gewarnt, Viagra rezeptfrei verfügbar zu machen: Erektionsprobleme könnten Frühwarnsymptome für zugrundeliegende Krankheiten sein, die nur bei einem Arztbesuch auffallen - etwa Herz-Kreislauf-Erkrankungen, niedriger Blutdruck oder Leberinsuffizienz.
Pro und Kontra Rezeptpflicht für Viagra: Gefährliche Dosierung versus Schwarzmarkt
Es liege auf der Hand, dass Patienten die Dosis auf eigene Faust leicht erhöhen könnten, indem einfach mehrere Pillen genommen würden, sagte Urologie-Professor und DGU-Sprecher Axel Merseburger. Insofern sei man - egal ob es um 25 oder 50 Milligramm gehe - generell gegen eine Entlassung aus der Verschreibungspflicht.
Andererseits gibt es Hoffnungen, dass eine Rezeptfreiheit für solche Potenzmittel dem florierenden Schwarzmarkt mit den Pillen Einhalt gebieten könnte. Laut früheren Angaben von Frank Sommer, dem Präsidenten der Deutschen Gesellschaft für Mann und Gesundheit, kann die Einnahme solcher Mittel riskant sein. Eine Studie, die sich im Internet frei bestellbare Pillen vornahm, stellte demnach bei einem Großteil fest, dass andere Inhaltsstoffe enthalten waren als angegeben. Außerdem hätten die Wissenschaftler Verunreinigungen etwa mit Schwermetallen festgestellt.
Patienten sollen weiterhin untersucht und beraten werden
Es gebe durchaus eine gewisse Gefahr bei Schwarzmarktprodukten, sagte auch DGU-Sprecher Merseburger. Der Weg übers Internet sei natürlich anonymer, aber für Patienten letztendlich nicht sicherer. Der Weg über den Schwarzmarkt ist demnach etwa für Männer attraktiv, die aus Scham nicht zum Arzt gehen wollen, die Einnahme vor der Partnerin geheim halten wollen oder schlicht nicht so viel Geld haben - denn die Potenzmittel werden nicht von den Kassen bezahlt.
Dennoch überwiegen für den Verband die Vorteile eines Arztbesuchs, bei dem nicht nur Krankheiten erkannt werden, sondern auch auf mögliche Risiken und Nebenwirkungen der Viagra-Einnahme eingegangen werden kann. Merseburger befürchtete außerdem, dass bei einer Freigabe ohne Rezept oft auch die Kontrollfunktion der Apotheken mit geschulten Pharmazeuten wegfallen würde, wenn die Pillen online bestellt würden.
dpa/iz
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