Hai im blauen Meer
Bildrechte: IMAGO / SuperStock

Zehn Mythen zu Haien Was wissen wir über Haie?

20. Oktober 2024, 05:00 Uhr

Wenn die Finne aus dem Wasser ragt, geht im Kopf automatisch die bedrohliche Filmmusik an. Kaum ein Tier wurde popkulturell als so gefährlich gezeichnet wie der Hai. Oftmals vermischt sich Wissen mit Halbwissen – wir untersuchen deshalb bekannte Haimythen.

Sie gelten als die Könige der Meere – und als unersättliche Jäger. Haie sind seither Teil der Faszination Meer. Am Sonntag um 23:05 Uhr läuft im MDR die Doku "Haie – Das geheime Abenteuer". Damit alle Wissenslücken bis dahin gestopft sind, haben wir zehn populäre Hai-Mythen unter die Lupe genommen.

1. Haie sind tödliche Jäger

Die spitzen Zähne von Haien laden zum Kopfkino ein: Robben, Pinguine, Delfine – nichts scheint vor ihnen sicher. Und das stimmt auch – zum Teil. Große Haie wie der Weiße Hai etwa ernähren sich hauptsächlich von solchen größeren Meereslebewesen. Machtlos ist die vermeintliche Beute aber nicht. So sind Haie zwar schneller als Robben, letztere sind aber beweglicher und können dadurch auch entkommen, wenn die Attacke des Hais nicht sofort gelingt.

Zudem sind nicht alle Haiarten brutale Jäger. Die meisten Haie ernähren sich von Fischen, Weichtieren und Krebsen, Wal- und Riesenhaie fressen sogar nur Plankton.

2. Haie jagen Menschen

Haben Sie Angst vor Süßwasserschnecken? Sollten Sie vielleicht, denn sie sind jährlich für 160-mal so viele menschliche Todesfälle verantwortlich wie Haie. Im Jahr 2023 gab es gerade einmal zehn tödliche Haiangriffe, wie die Datenbank "International Shark Attack Files" (ISAF) in ihrem jährlichen Bericht zählte. Insgesamt gab es 69 unprovozierte Haiattacken. Die ISAF gibt es bereits seit 1958 und sie zählt weltweit Haiangriffe. Übrigens löst auch menschliches Blut, anders als im Film oft dargestellt, bei Haien keine Reaktion aus.

Ein toter Galapagoshaie (Carcharhinus galapagensis) im verwaistem Fischernetz.
Jährlich werden mehr als 80 Millionen Haie von Menschen getötet. Bildrechte: IMAGO / imagebroker

Stattdessen ist der Hai Leidtragender einer klassischen Täter-Opfer-Umkehr: Laut einer Studie, durchgeführt von einem internationalen Team von Forschern der Universitäten Dalhousie und Santa Barbara sowie der Naturschutzorganisation "The Nature Conservancy", sterben inzwischen mehr als 80 Millionen Haie pro Jahr. Das entspricht 9.000 toten Haien pro Stunde. Täter: Der Mensch. Haie werden vor allem wegen ihres Fleisches und der Knorpel getötet, aber auch wegen der industriellen Weiterverwendung des Haifischöls, das aus der Leber der Tiere gewonnen wird.

3. Haie bekommen keinen Krebs – und können ihn sogar heilen

Im Jahr 1992 veröffentlichte die US-amerikanischen Autoren I. William Lane und Linda Comac das populärwissenschaftliche Buch "Sharks Don’t Get Cancer". Eine Fehlaussage, denn Haie bekommen durchaus Krebs, wenn auch seltener als alle anderen Arten. Ein internationales Forschungsteam analysierte 2023 Hai-Genome und fand heraus, dass Haie die niedrigste Mutationsrate aller Wirbeltiere haben. Die sorgt einerseits für die niedrige Krebsrate, andererseits aber auch für eine enorm langsame evolutionäre Anpassung. Haie sind deshalb von äußeren Einflüssen wie Lebensraumverlust besonders gefährdet, weil sie sich nicht schnell genug anpassen können.

Dass Haie Krebs heilen können, ist hingegen falsch. Auch hier führt die Spur zu Lanes und Comacs Buch. Angeblich sollen Haiknorpel Wundermittel in der Krebsheilung sein. Die beiden beriefen sich damals auf eine Studie aus dem Jahr 1983. Die Autoren dieser Studie fanden heraus, dass Haiknorpel eine Substanz enthielt, die das Wachstum von neuen Blutgefäßen in Tumoren hemmte. Mithilfe des Verkaufs von Haiknorpeln und ihrer vermeintlichen krebsheilenden Wirkung wollten I. William Lane und sein Sohn Andrew daraufhin ein Geschäft mit Haiprodukten aufbauen. Im Jahr 2000 wurde Lane wegen falscher Werbung zu einer Strafe von einer Millionen Dollar verurteilt.

4. Haie sind Einzelgänger

Ein Hai am Meeresboden.
Haie sind sozialer als oftmals vermutet. Bildrechte: IMAGO / Panthermedia

Obwohl es stimmt, dass Haie insbesondere in den Wintermonaten allein jagen, sind sie ausgesprochen soziale Wesen. Das fand 2016 eine Studie der University of Delaware heraus. Sie verpassten über 300 Sandtigerhaien kleine Sensoren und beobachteten ihr Sozialverhalten. Ergebnis: Auch Haie haben soziale Gruppen mit mal tieferen, mal loseren sozialen Dynamiken. Die Auswertung der Daten zweier Sandtigerhaie ergab, dass beide sieben bis 17 enge Haifreunde haben, denen sie im Auswertungszeitraum mehr als 20-mal begegnet sind.

5. Haie müssen sich ständig bewegen

"Haie müssen schwimmen, damit sie nicht ersticken" – so lautet ein weit verbreiteter Mythos. Und zum Teil stimmt er, denn Hochseehaie filtern Sauerstoff aus dem Wasser, der dann ins Blut gelangt. Würden sie nicht schwimmen, gäbe es kein frisches Wasser und damit auch keinen frischen Sauerstoff.

Das ist aber nicht die ganze Wahrheit. Riffhaie, wie z.B. Sandtiger- oder Teppichhaie, sorgen durch ständiges Öffnen und Schließen ihres Mauls für einen kleinen Wassersog. Damit sorgen sie also selbst für eine kleine Strömung und frischen Sauerstoff.

6. Haie sind älter als Dinosaurier

Das stimmt! Die ersten Urformen der Haie gab es bereits vor etwa 400 Millionen Jahren, bereits vor 200 Millionen Jahren sah der Hai seiner heutigen Form dann bereits sehr ähnlich. Zum Vergleich: Die ersten Dinosaurier gab es vor circa 243 Millionen Jahren.

Im Vergleich zu Dinosauriern ist es aber schwieriger, die Geschichte der Haie genau zu datieren. Da sie Knorpeltiere sind, versteinern ihre Überreste kaum. Lediglich anhand von gefundenen Haizähnen und ihrem erhaltenen Zahnschmelz lassen sich Erkenntnisse ableiten.

7. Der Megalodon lebt noch in der Tiefsee

Zahn von Megalodon und Weißem Hai
Ein Zahn von einem Megalodon (links) im Vergleich mit einem Zahn des Weißen Hais (rechts). Bildrechte: MPI for Evolutionary Anthropology

Perfekt für einen Hollywood-Plot, aber mit der Realität hat dieser Mythos nichts zu tun. Der Megalodon ist vor 3,6 Millionen Jahren ausgestorben, nachdem er fast zwölf Millionen Jahre an der Spitze der Nahrungskette im Meer stand. Sein Aussterben ist dabei gar nicht so leicht zu erforschen: Klimatische Veränderungen hatten wohl damit zu tun, aber auch der Weiße Hai spielte eine Rolle. Er schnappte dem Megalodon regelrecht die Beute weg, konnte sich schneller fortpflanzen und war einfach beweglicher.

8. Haie können Blut riechen

Das stimmt, Haie haben einen äußerst sensiblen Geruchssinn. So können sie auch in großer Verdünnung und Distanzen bis zu 400 Metern. So können sie schnell Blut von Beutetieren wie Robben oder Fischen erkennen und reagieren.

Aber: Auch wenn Haie Menschenblut riechen können, so ist es für sie auch gänzlich uninteressant und sie reagieren gar nicht. Schließlich sind Menschen keine potenzielle Beute.

9. Haie können schmecken

Im Jahr 2023 entdeckten Forscherinnen und Forscher der Universität Köln, dass Haie und Rochen tatsächlich Geschmacksrezeptoren besitzen. Mithilfe einer Genomanalyse wurden Rezeptoren für Bitterstoffe gefunden. Dank dieser können Haie bittere und damit potenziell giftige Stoffe bei der Nahrungsaufnahme identifizieren.

Es war der erste Fund solcher Rezeptoren bei Knorpeltieren. Zuvor hatte man angenommen, dass nur Wirbeltiere Geschmacksrezeptoren besitzen.

10. Der Methusalem der Fische?

Grönlandhai (Somniosus microcephalus)
Der Grönlandhai kann bis zu 400 Jahre alt werden. Bildrechte: imago/oceans-image

Forschende vom Leibniz-Institut für Alternsforschung – Fritz-Lipmann-Institut (FLI) in Jena haben vor Kurzem herausgefunden, dass Grönlandhaie bis zu 400 Jahre alt werden können. Das bedeutet auch: Der Grönlandhai ist der langlebigste Fisch.

In der Studie beschreiben sie, dass eine verbesserte DNA-Reparatur Grund für die Langlebigkeit ist. Eine besondere Herausforderung war dabei die Entschlüsselung des Genoms des Grönlandhais – mit 6,5 Millionen Basenpaaren ist es doppelt so lang wie beim Menschen. Die Studie ist allerdings noch nicht in einem Fachjournal erschienen und damit unabhängig überprüft worden.

Noch mehr Informationen zu Haien und beeindruckende Bilder gibt es in der Dokumentation "Haie – Das geheime Abenteuer" zu sehen. Die Dokumentation läuft am Sonntag, dem 20.10. um 23:05 Uhr im MDR und ist abrufbar in der ARD Mediathek. Die Dokumentation ist zudem der Gewinnerfilm des Silbersalz Festivals 2023 in der Kategorie "MDR Science & Media Award". Das Silbersalz-Festival findet auch in diesem Jahr vom 30.10. bis 03.11. in Halle an der Saale statt.

sh

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Haie - Das geheime Abenteuer | 20. Oktober 2024 | 23:05 Uhr

404 Not Found

Not Found

The requested URL /api/v1/talk/includes/html/c79c49ab-c853-45cd-9dce-a596cdddeb19 was not found on this server.

Mehr zum Thema