Saharastaub auf einer Motorhaube eines Auto,
Damit auch ja niemand denkt, hier sei jemand zu faul gewesen, mal wieder das Auto zu waschen. Bildrechte: IMAGO/ULMER Pressebildagentur

Wetterphänomen Staubige Grüße aus der Sahara - jetzt deutschlandweit

11. April 2024, 10:44 Uhr

Ein staubiger Gruß aus der Sahara ist in den Alpen schon angekommen. Weiter nördlich in Deutschland dauert es noch, bis wir die Sonne milchig-schlierig sehen und und unsere Fahrradsättel und Autos vom Sahara-Staub säubern müssen.

Alle, die gern anderen auf die dreckige Heckscheibe am Auto "Dreckspatz" oder "Wasch mich" schreiben: Botschaften auf verstaubten Wagen haben gerade Saison.

Denn es ist mal wieder Saharastaub aus dem Norden Afrikas unterwegs, und manche erinnern sich vielleicht noch an den "Blutschnee" im Winter 2021. Auch jetzt weht uns das "Tief Elke" erneut eine Portion winziger Quarzsandkörnchen bis nach Deutschland. Im Süden und Südwesten des Landes schon seit Mittwoch, jetzt erreicht der staubige Gruß auch die nördlicheren Regionen Deutschlands.

Madrid, Berlin, London schimmern rötlich: Saharastaub lässt grüßen

"Calima" nennt man ihn in Spanien, den staubigen Wind aus der Sahara, der derzeit Landschaften und Städte in ganz Europa ungewöhnt rötlich schimmern lässt.

Eine Wolke aus Saharastaub in Andalusien
Diesige Aussichten im Süden Spaniens. Bildrechte: IMAGO/Sabine Gudath
Eine Wolke aus Saharastaub in Andalusien
Diesige Aussichten im Süden Spaniens. Bildrechte: IMAGO/Sabine Gudath
Saharastaub in Granada
Granada im Süden Spaniens wirkte diese Woche wie eingestaubt. Bildrechte: IMAGO / NurPhoto
Regen mit Saharastaub in Malaga
Malaga am 14. März: braun-roter Regen färbt die Fußwege ein. Bildrechte: IMAGO / ZUMA Wire
Geparkte Pkws sind mit rötlichem Staub bedeckt
Auch in Zentralspanien, in Madrid, staubt der Gruß aus der Sahara Autos ein. Bildrechte: IMAGO/Pacific Press Agency
Sahara-Staub färbt das Licht über den Allgäuer Alpen in einen ungewohnten Gelbton
Die Allgäuer Alpen zeigen sich am 14. März 2022 in einem diffusen Licht Bildrechte: IMAGO / Jan Eifert
Saharastaub liegt auf einem verschneiten Berghang
Auf 2.500 Meter im schweizerischen St. Luc, zeigt sich das Skiparadies rötlich eingefärbt Bildrechte: T. Lindemann
Eine Wolke aus Saharastaub über München
München am 15. März: Die Stadt wirkt im fahlen Sonnenlicht wie ein romantisches Gemälde Bildrechte: IMAGO/Christian Offenberg
Sonnenaufgang über dem Naturschutzgebiet Rodderberg, südlich von Bonn mit Blick auf das Siebengebirge in Höhe der Landesgrenze Rheinland Pfalz und NRW unter dem leichten Einfluss des Saharastaub Wetterphänomen.
Romantik-Maler Caspar David Friedrich hätte seine Freude an diesen malerischen Landschaften unweit von Bonn, die im März 2022 so ungewöhnlich "beleuchtet" sind. Bildrechte: IMAGO/Marc John
Eine besondere Lichtstimmung färbt den Himmel über Berlin mit dem Sonnenaufgang ein
Berlin begrüßte die Bevölkerung am 17.03. rosa-milchig. Bildrechte: IMAGO/Dirk Sattler
Saharastaub auf LED-Anzeigen im Emirates-Stadion in London
Und auch in London hinterließ der Gruß aus dem fernen Süden seine Spuren, im Emirates Stadion London sind die LED-Werbetafeln verstaubt. Bildrechte: IMAGO/Shutterstock
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Trübe Aussichten: Was der Quarzsand bewirkt

Die Sonnenscheibe, durch den Saharastaub, besonders orange eingefäbt, geht hinter der Silhouette der Dresdner Altstadt unter.
Dresden in orange. Auch im März 2021 wehte der Staub aus der Sahara bis zu uns. Bildrechte: IMAGO / Sylvio Dittrich

Der Staub, der in den kommenden Tagen in der Luft liegt, reflektiert die Sonnenstrahlung zurück ins All. Das sorgt dafür, dass wir die Sonne selbst bei wolkenlosem Himmel nur als milchig-trübe Scheibe wahrnehmen. Die Staubpartikel selbst sorgen als Kondensationskeime dafür, dass sich Wolken bilden und die Aussichten noch mehr eintrüben. Lagert sich der Staub dagegen am Boden ab oder wird er von Niederschlägen aus der Luft gewaschen, werden wir ihn auch direkt sehen: als rotbraune, staubige Schicht auf Fahrradsätteln, Briefkästen und Autoscheiben.

Staubprobleme für Solaranlagen

Für Photovoltaikanlagen ist der Saharasand ein großes Problem. Solange er den Himmel verdunkelt, sinkt die Stromerzeugung um zehn bis 20 Prozent, zeigte bereits das Forschungsprojekt PerduS, am dem der Deutsche Wetterdienst, das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und die Firma meteocontrol beteiligt waren. "Im langjährigen Mittel beobachten wir das über Deutschland im Frühjahr und im Sommer an vier Tagen pro Monat, in manchen Jahren an bis zu neun Tagen im Monat", so KIT-Meteorologe Dr. Bernhard Vogel. Und auch in den Folgetagen sinkt die Leistung dort, wo der Staub die Anlagen direkt verschmutzt. Für Energieerzeuger ist es daher sehr wichtig, diese Analyse- und Vorhersagedaten zu kennen, um bei Saharastaub-Ereignissen verlässliche Prognosen erstellen zu können. Das 2020 abgeschlossene Perdus-Projekt hat daher seine Daten kostenfrei zur Verfügung gestellt.

Für die nach dem Saharastaub aufwendige Reinigung von Solaranlagen mit Wasser gibt es in Zukunft vielleicht eine ressourcensparende Alternative. Forschende aus den USA haben in dieser Woche ein System vorgestellt, bei dem auf Wasser und Schrubben verzichtet werden kann (hier die Veröffentlichung in ScienceAdvances). Sie lösen den Schmutz von den Solarzellen elektrostatisch. Zumindest im Laborversuch konnte das Team mit zwei Elektroden (transparent auf der Oberfläche, beweglich im Inneren) nachweisen, dass die verschmutzten Solarmodule bis zu 95 Prozent ihrer früheren Leistung zurückgewinnen konnten.

Saharastaub: Nur über Europa? Denkste!

Solche Staubwolken werden dem Deutschen Wetterdienst zufolge nicht nur über Spanien und Frankreich nach Mitteleuropa geweht. Schon vor Tagen hatte sich eine Staubwolke über der Sahara gebildet, die über den Atlantik bis in die Karibik und ins nördliche Südamerika getragen wurde. Es sei nicht ungewöhnlich, dass Millionen Tonnen Staubpartikel vom Winde verweht würden.

Der Dünger aus der Luft

Sahara-Staubsturm Satelittenaufnahme 2022
Januar 2022: Aufnahme eines Saharasturmes, der Richtung Kanaren geweht wird. Bildrechte: MODIS Land Rapid Response Team, NASA GSFC

Tatsächlich hat der Mineralstaub aus der Sahara dort sein Gutes. Er versorgt beispielsweise Böden und Phytoplankton im Atlantischen Ozean mit wichtigen Nährstoffen und auch die Regenwaldböden am Amazonas. Auch die Strände der Karibik profitieren von dem staubigen Gruß aus Übersee. Allerdings kann übermäßig viel Sandstaub im Meer auch Korallenriffe schädigen. Oder den Flugverkehr lahmlegen, wie 2020, als auf den Kanaren wegen heftiger Staubstürme der Flugbetrieb zeitweise ausgesetzt werden musste.

(dwd/nasa/lfw)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 15. März 2022 | 16:30 Uhr

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