Lichtstreuung Warum macht roter Saharastaub die Sonne so weiß?

11. April 2024, 10:42 Uhr

Der Wind aus Süden bringt ihn mit sich, den Saharastaub in den Wolken auch über Mitteldeutschland. Die Stadt Leipzig hat sogar eine Warnung vor Arbeiten im Freien herausgegeben, wegen hoher Feinstaubwerte. Aber hat der rote Staub nicht auch eine schöne Seite, weil er so spektakuläre Sonnenauf- und -untergänge zaubert?

Ein Sonnenuntergang
Saharastaub und blasse Sonne am 23. Februar beim Untergang bei Leipzig. Oben weiß – nur Saharastaub, unten gelb – hier kommen vermutlich kleinere Partikel aus der Luftverschmutzung hinzu. Bildrechte: Tilo Arnhold, TROPOS

Es klingt logisch: roter Saharastaub in der Luft, und der Sonnenuntergang wird noch farbenprächtiger als sonst. Doch so einfach funktioniert es nicht, sagt Dr. Ulla Wandinger vom TROPOS in Leipzig, dem Leibniz-Institut für Troposphärenforschung. "Dass Saharastaub spektakuläre, farbige Sonnenauf- und -untergänge verursacht, ist ein weit verbreiteter Irrtum", erklärt die Forscherin, die seit über 20 Jahren Streutheorie und Atmosphärische Optik an der Universität Leipzig lehrt.

Der Grund dafür ist, dass die Staubpartikel einfach zu groß sind, in etwa so groß wie feine Nebeltröpfchen. Und genau wie diese streuen sie alle Farben gleich stark. Daher erscheint uns die Sonne nicht spektakulär rot, sondern schlohweiß, sowohl tagsüber als auch bei Auf- oder Untergang, weil aus ihrem Spektrum keine Farbe bevorzugt gestreut wird.

Für Farbe braucht es besonders kleine Partikel

Für die farbigen Sonnenuntergänge braucht es nämlich eine Streuung durch besonders kleine Aerosolpartikel und Luftmoleküle. Die stammen beispielsweise aus Verkehrs- und Industrieabgasen und sind zehn- bis hundertmal kleiner als die Saharastaubkörnchen. Weil sie so klein sind, streuen sie blaues Licht sehr viel stärker als gelbes und rotes Licht. Daher stammt der blaue Himmel. "Das direkte Sonnenlicht verliert immer mehr Blauanteile, je länger die Strahlwege durch die Atmosphäre sind", so die Erklärung der TROPOS-Forscherin. "Dadurch erscheint die Sonne am Horizont rot. Wolken und andere Objekte, die von der tief stehenden Sonne angestrahlt werden, leuchten dann ebenfalls rot."

Eine Stromleitung in Halle vor der untergehenden Sonne.
Sonnenuntergang über Halle - ohne Saharastaub und mit viel Rottönen. Bildrechte: MDR/Gerald Perschke

TROPOS/gp

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