Zebrafinkenfamilie 4 min
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Nicht nur Menschen leiden unter Lärm. Eine aktuelle Untersuchung zeigt, dass bei lautem Verkehr Vogelküken Probleme haben, den Gesang der Eltern zu erlernen. Das hat mehr mit uns zu tun, als es scheint.

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Vogelforschung Warum zwitschern Vögel nicht alle gleich?

11. Januar 2025, 05:00 Uhr

Pfeifen, Zwitschern, Tirillieren: So beschreibt ein Volkslied Vogellaute. Ein Forscher hat jetzt rund um den Globus Vogelgesänge untersucht und verrät, warum Vögel nicht einfach alle gleich zwitschern und was das über die Artenvielfalt aussagen kann.

Am Wochenende lädt der Naturschutzbund Deutschland zur Vogelzählung in unseren Gärten ein. Eine Stunde lang sollen wir in Parks, Gärten oder auf unseren Balkonen notieren, welche und wie viele Vögel wir sehen. Mitzählen darf man auch Vögel, die nur zu hören sind, denn manche sind eher scheu und verraten sich durch ihr Tschilpen oder Piepen. (Diese App aus Chemnitz hilft Ihnen dabei.)

Amsel singt
Der Gesang der Amsel ist vielen vertraut Bildrechte: imago/blickwinkel

Aber warum klingen Vögel alle so verschieden, warum gibt es verschiedene akustische Frequenzmerkmale? Tatsächlich sind die quäkenden Nak-naks der Ente, die schrillen Schreie der Möwen, das Pfeifen, Zwitschern, Tirilieren keine zufällige Laune der Natur.

Über ihr Zwitschern, Kreischen, Tschilpen teilen sich Vögel mit, zum Beispiel, dass sie Hunger haben, dass sie Brutpartner suchen, sie verraten ihren Standort, verteidigen ihr Revier oder sie warnen vor Gefahren. Bislang überwiegt in der Vogelforschung dazu die Auffassung, dass Vegetationsdichte, sexueller Dimorphismus, (also die optischen Unterschiede von Männchen und Weibchen), Größe des Verbreitungsgebiets und Konkurrenz die Vogellaute beeinflussen. Zumindest legen das bisherige Forschungsarbeiten nahe. Aber ist das so?

Stockente auf einer Wiese
Entenlaute sind einfach unverkennbar Bildrechte: Colourbox.de

Sathya Chandra Sagar, Doktorand an der University of Wisconsin-Madison, hat das untersucht. Aus 140.000 Vogelstimm-Aufnahmen von 8.450 Vogelarten filterte Sagar vier Faktoren heraus, die die Verschiedenartigkeit der Vogellaute beeinflussen: Körpermasse, Schnabelgröße, Lebensraumzugehörigkeit und Geografie. So weit, so gut, nicht ganz neu, aber spannend insofern, dass hier mit Vogelklängen aus aller Welt gearbeitet wurde und nicht aus einer eingegrenzten Region oder einem spezifischen Lebensraum.

Bestätigt hat sich in der Forschungsarbeit, dass neben Lebensraum und geografischer Lage auch Körpergröße und Schnabelform eines Vogels die Lautäußerungen beeinflussen. Und dass kleinere Vögel eher höherfrequente Töne erzeugen, größere Vögel dagegen niedrigere Frequenzen. Dass es einen Zusammenhang zwischen den physischen Merkmalen eines Vogels und der Häufigkeit seiner Rufe gibt, ist keine neue Annahme, wurde aber jetzt erstmals mit Klangdaten aus aller Welt nachgewiesen. Die Datenauswertung zeigte darüber hinaus, dass sich der Vogelgesang in ähnlichen Breitengraden ähnelt.

Warum wir Klanglandschaften lauschen sollten

Ein weiterer Fund der Klangauswertung: Vogelarten passen ihre Laute in der Frequenz an ihren spezifischen Lebensraum an und reagieren auf akustische Umgebungsprobleme wie Lärm.

Amazonas Regenwald spiegelt sich im Fluss.
Fehlen im Klangteppich Laute, sollte der Mensch hellhörig werden Bildrechte: imago images/Panthermedia

Ein Beispiel dafür sind Ökosysteme mit Wasserfällen oder rauschenden Flüssen. Im Klangteppich dieses "weißen Rauschens" könnten Vogellaute akustisch leicht versinken, wenn die Frequenz zu tief ist. Vögel in solchen Umgebungen nutzen aber laut Studie höhere Frequenzen. Klanglandschaften könnten also auch Hinweise auf den Zustand eines Ökosystems geben, wenn sich der akustische Teppich verändert, da sich das das auch auf die Bewohner auswirke, so der Forscher.

Sagar zufolge könnte man sich dies beim Artenschutz zunutze machen. Theoretisch erlauben Häufigkeit und Vielfalt von Vogelstimmen in einer bekannten Geräuschkulisse Rückschlüsse über den Zustand von Wildtierpopulationen und Ökosystemen. So könnten rechtzeitig Schutzmaßnahmen eingeleitet werden.

Heringsmöwe schreit auf einem Felsen am Rande eines Kliffs
Schrille Möwenschreie übertöten mit ihrer Frequenz das Meererauschen Bildrechte: IMAGO / imagebroker

Kleine Vögel singen strategisch hoch oder tief

Spannend sind in der Studie auch die Funde bezüglich kleiner Vögel und ihres Stimmumfangs: In hohen Tönen kommunizieren sie mit Artgenossen. Sie können aber auch auf tiefere Töne umschalten, auf eine Art Tarntechnik, um größer und imposanter für potenzielle Fressfeinde zu wirken.

Links/Studien

Die Studie "Global analysis of acoustic frequency characteristics in birds" können Sie hier im Original lesen.

lfw

Dieses Thema im Programm: MDR S-ANHALT | Sachsen-Anhalt Heute | 10. Januar 2025 | 19:00 Uhr

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