Laubbäume Warum verfärben sich im Herbst die Blätter?
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22. Oktober 2024, 11:00 Uhr
Der Oktober kommt dieses Jahr ausgesprochen golden daher: Kastanien und Eicheln liegen unter den Bäumen, das Sonnenlicht blitzt zwischen den Ästen und bunten Blättern hervor und das Herbstlaub säumt in kräftigen Farben die Straßen – in gelb, rot oder orange. Die Blätter der Laubbäume bieten eine wahre Farbenpracht. Deshalb wird die Jahreszeit auch Goldener Herbst oder – in Nordamerika – Indian Summer genannt. Aber warum verfärben sich die Blätter überhaupt?
Der Herbst zeigt sich derzeit vielerorts von seiner schönsten Seite, wenn die tief stehende Sonne sich ihren Weg durch gelbe, orange oder rote Blätter bahnt. Jetzt muss man sich beeilen mit den ausgedehnten Spaziergängen in der Farbenpracht, denn das bleibt nicht sehr lange so, fallen doch recht bald die Blätter zu Boden. In der Regel passiert das dann, wenn die Tage deutlich kürzer werden und die Temperaturen sinken. Die Bäume "bemerken" nämlich, dass sie immer weniger Sonnenlicht abbekommen. Der Zeitraum, in dem die Blätter fallen, liegt im Allgemeinen irgendwo zwischen Anfang Oktober und Ende November.
Mit dem Sonnenlicht geht das Grün
Doch bevor es soweit ist, verfärben sich die Blätter der sommergrünen Laubbäume. Und auch dafür sorgt die Sonne: Wenn die Intensität der Sonneneinstrahlung nachlässt, betreibt der Baum auch immer weniger Photosynthese. Und an dieser Stelle dürfte sich die Erinnerung an den Biologie-Unterricht von einst melden: Der Farbstoff, der für die grünen Blätter im Sommer sorgt, wird Chlorophyll genannt und im Sommer überdeckt dieser grüne Farbstoff die anderen Farbpigmente im Blatt. Die Bäume brauchen das Chlorophyll, um überhaupt Photosynthese betreiben zu können.
Photosynthese Photosynthese ist ein chemischer Prozess, mit dem Pflanzen mit Hilfe von Sonnenlicht ihre eigene Nahrung herstellen. Er läuft vor allem in grünen Pflanzen ab und findet in bestimmten Bestandteilen der Zellen statt, den sogenannten Chloroplasten. Darin steckt der Farbstoff Chlorophyll, der den Pflanzen auch ihre grüne Farbe gibt. Dieses Chlorophyll kann Sonnenlicht aufnehmen. Mithilfe des Sonnenlichts sowie Wasser und Kohlenstoffdioxid stellt die Pflanze in den Chloroplasten andere Stoffe her: Sauerstoff und Glukose, also eine bestimmte Art Zucker. Den Zucker braucht die Pflanze, um zu wachsen und sich zu ernähren. Der Sauerstoff ist für die Pflanze eher ein Abfallprodukt, doch wir Menschen brauchen ihn zum Atmen. Ohne diesen Vorgang gäbe es also kein Leben, wie wir es kennen. (Quelle: Planet Wissen)
Im Herbst verlagern die Bäume das Chlorophyll allerdings von den Blättern in die Äste und Stämme, um es sich für den Frühling aufzusparen. Und genau das ist der Grund, warum die Blätter im Herbst nicht mehr grün sind und sich bunt färben – dann kommt erst die eigentliche Farbe des Blattes zum Vorschein, wenn man so will. Tatsächlich sind jetzt die Blattfarbstoffe zu sehen, die sonst vom Chlorophyll überdeckt werden.
Die Blattfarbstoffe, die jetzt sichtbar werden, sind die Carotinoide und Xanthophylle. Sie filtern die blauen und grünen Anteile des Lichts und erscheinen uns deshalb in gelb, rot oder orange. Und sie haben natürlich auch eine Aufgabe: Sie schützen das Chlorophyll vor einem Oxidationsprozess und sind damit quasi eine Art Sonnencreme für das Blatt. Daneben treten im Herbst aber auch noch Farbstoffe auf, die beim Abbau des Chlorophylls als Endprodukte entstehen. Dazu zählen die rot gefärbten Anthocyane, die braun gefärbten Polyphenole, die beim Zelltod entstehen, und Gerbstoffe.
Auf Sparflamme gegen den Wassermangel
Aber warum verlagert der Baum das Chlorophyll und baut es somit aus den Blättern ab? Mit diesem Prozess bereitet der Laubbaum sich auf den Winter vor, er schaltet sozusagen auf Sparflamme. Neben dem Chlorophyll werden für diese Winterruhe auch wichtige Nährsalze und andere im Blatt vorhandene Nährstoffe im Stamm, den Ästen und der Wurzel eingelagert.
Und das ist nur der Anfang. Denn nachdem das Blatt sich verfärbt hat, welkt es und fällt schließlich zu Boden. Auch dieser Blattabwurf ist wichtig für das Überleben der Bäume im Winter. Der ist nämlich eine harte Zeit für die Pflanzen und die Blätter dabei eine zusätzliche Last: Die Bäume müssen sich auf einen Wassermangel im Winter einrichten.
Allerdings verdunsten Laubbäume über die Blätter Wasser. Bei Eis und Schnee können sie aber nur wenig Wasser aufnehmen – eine sogenannte Frosttrocknis entsteht. Deshalb werfen sie ihre Blätter im Herbst also ganz ab, um im Winter nicht auszutrocknen. Dafür kappen sie den Blättern quasi die Wasserzufuhr und wenn nun ein Windstoß kommt, fallen die ausgetrockneten, verfärbten Blätter einfach ab.
Der Blattabwurf ist aber nicht nur ein wirksamer Verdunstungsschutz, sondern hat noch weitere Vorteile für die Pflanzen: Er entsorgt giftige Stoffwechselendprodukte und in den Blättern gespeicherte Umweltgifte. Außerdem halten kahle Bäume der Schneelast besser stand und nicht zuletzt sichert der Laubfall den im Frühling austreibenden Knospen ausreichend Licht für ihre Entwicklung.
(kie)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | 24. Oktober 2024 | 06:10 Uhr
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