Dauerregen Hochwassergefahr zum Junibeginn: Vb-Wetterlage und Gewitterfront
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31. Mai 2024, 16:10 Uhr
Der Deutsche Wetterdienst warnt: Am Wochenende droht starker Dauerregen. Es könnte eine Vb-Wetterlage entstehen, die auch schon für die "Jahrhundertfluten" 2002 und 2013 verantwortlich war. Bei dieser Wetterlage sind starke und andauernde Regenfälle möglich, die durch die Erwärmung des Mittelmeers sogar noch zunehmen können.
Update Freitag, 31. Mai: Aktuell geht der Deutsche Wetterdienst nicht mehr davon aus, dass der durch die Vb-Wetterlage verursachte Starkregen Mitteldeutschland erreicht. Stattdessen werden voraussichtlich Baden-Württemberg und Bayern stark betroffen sein. Dennoch könnte auch in Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen die Hochwasserlage kritisch werden. Hier wird nun eine aus Nordosten anströmende Gewitterfront erwartet, die Regenmengen von 30 bs 60 Liter pro Quadratmeter bringen könnte.
Es ist die Wetterlage, die für die südöstlichen Bundesländer Deutschlands ganz besonders gefährlich sein kann, was Dauerregen und Überschwemmungen angeht. Sie heißt Vb (römische Fünf, gesprochen also "Fünf-b") und kommt mehrfach im Jahr vor. Nicht immer bringt sie extreme Niederschläge mit sich, aber hin und wieder schon. So auch wahrscheinlich in den kommenden Tagen – wenn es denn entsteht, das Vb-Tief.
Der Deutsche Wetterdienst warnt für das kommende Wochenende (Freitag, 31. Mai bis Sonntag, 2. Juni 2024) jedenfalls schon mal vor Regenmengen von bis zu 150 Litern pro Quadratmetern innerhalb von 48 Stunden. Weite Teile Bayerns, Thüringens und Sachsen könnten von sehr starken und lange andauernden Regenfällen betroffen sein.
Gleiche Wetterlage wie bei Hochwasser-Katastrophen 2002 und 2013 droht
Auch die Überschwemmungen von 2002 und 2013 waren Folge einer Vb-Wetterlage. Nun sind also wieder elf Jahre vergangen, und das nächste Vb-Extremregen-Tief droht zu entstehen. Was das für Regenmengen mitbringen kann, zeigt ein Blick zurück auf das Jahr 2002, genauer gesagt den damaligen August.
Über die Jahrzehnte hinweg fallen im August im Osterzgebirge durchschnittlich etwa 100 Liter Regen pro Quadratmeter. Im ganzen Monat – wohlgemerkt. Es können auch mal 50 oder 200 sein, aber mehr normalerweise nicht. Und dann gab es diesen 12. August 2002, an dem es rund um die Wetterstation im Altenberger Ortsteil Zinnwald-Georgenfeld so schüttete wie noch nie zuvor. 312 Liter pro Quadratmeter in nur 24 Stunden, dreimal so viel wie normalerweise im ganzen Monat, mehr, als jemals sonst in Deutschland an einem einzigen Tag gemessen wurde.
Die Folgen dieses Dauerregens sind bekannt. Flutkatastrophe erst an kleineren Nebenflüssen, dann an der Elbe. 45 Tote. Zerstörte Häuser. Schäden in Milliardenhöhe.
Vb-Wetterlage: Was ist das? Warum heißt sie so? Was macht sie so gefährlich?
Zurück geht die Bezeichnung Vb auf den Meteorologen Wilhelm Jacob van Bebber, der vor fast 150 Jahren typische Zugbahnen von Tiefdruckgebieten katalogisierte und mit römischen Zahlen nummerierte. Seine Vb-Zugbahn blieb bis heute etabliert.
Das Gefährliche an der Vb-Wetterlage ist, dass das Tiefdruckgebiet sich über dem Mittelmeer – im aktuellen Fall wahrscheinlich am Freitag – mit feuchter Luft vollsaugt, die dann auf dem Weg nach Norden und Nordosten als Niederschlag auf die Erde fällt. Wo und wie stark das passiert, hängt wiederum vom Zusammenprall mit anderen Luftmassen ab. Und das lässt sich erst relativ spät vorhersagen. Oft kann man es erst einen Tag vorher relativ zuverlässig abschätzen.
Fakt ist, die Vb-Wetterlage gibt es durchschnittlich fast zehnmal pro Jahr. Und zwei festgestellte Tendenzen wirken besorgniserregend. Zum einen tritt diese Wetterlage neuerdings vermehrt in Clustern auf, das heißt zum Beispiel, drei Vb-Tiefdruckgebiete kommen kurz nacheinander, was die Niederschlagsmenge natürlich stark erhöhen kann. Und zum anderen wird das Mittelmeer durch den Klimawandel immer wärmer.
Dadurch kann ein Vb-Tief mehr feuchte Luft aufnehmen als bei kühleren Meerestemperaturen. Hochwasser-Katastrophen wie 2002 oder 2013 sind deshalb auch in Zukunft durchaus möglich, und die Regenmengen könnten bei einer weiteren Erwärmung des Mittelmeers sogar noch größer werden.
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR um 4 | 29. Mai 2024 | 16:58 Uhr