Kaum Niederschlag Anhaltende Trockenheit: Müssen wir jetzt Wasser sparen?
Hauptinhalt
10. April 2025, 09:51 Uhr
Je länger es nicht regnet, desto mehr wächst die Sorge vor einem erneuten Jahr Dürre. Das Frühjahr ist bisher nämlich deutlich zu trocken, die oberen Bodenschichten sind bereits ausgetrocknet. Der Deutsche Städtetag hat deshalb zum sparsamen Umgang mit der wertvollen Ressource Wasser aufgerufen. Ist das wirklich so früh im Jahr schon nötig?
Nachdem es jetzt seit Wochen überwiegend trocken gewesen ist, ruft der ausbleibende Regen immer mehr Sorge hervor. Und in den kommenden Tagen steht keine Trendwende an. Es falle "allenfalls in homöopathischen Mengen" Regen, sagte Marcel Schmid vom Deutschen Wetterdienst (DWD). Es ist bereits die Rede von einer "außergewöhnlichen Trockenperiode". Der DWD erwartet jedoch am Wochenende einen Umschwung zu wechselhaftem Wetter. Erste Schauer und Gewitter könnten am Sonntag von Westen her nach Deutschland ziehen, heißt es.
Der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetages, Helmut Dedy, hat sogar schon zum Wassersparen aufgerufen. "Der Klimawandel ist mehr und mehr spürbar. Deshalb ist effiziente Wassernutzung in der Stadt, in der Landwirtschaft und der Industrie entscheidend", sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Und er nahm jeden Einzelnen in die Verantwortung: "Auch für die Bürgerinnen und Bürger gilt: Wir müssen sparsam mit der wertvollen Ressource Wasser umgehen." Das fordern auch erste Mitglieder des Naturschutzbundes (Nabu). Sonja Sporn von der Landesstelle Wasser des Nabu Schleswig-Holstein sagt: "Mit Blick auf den Sommer muss ich ganz klar sagen: Wir müssen Wasser sparen."
Allerdings merkt auch Dedy an, dass man sich aktuell noch keine Sorgen um mangelndes Trinkwasser machen müsse, wobei die Situation in verschiedenen Teilen des Landes unterschiedlich sei: "Bei einer langanhaltenden Dürre kann es regional zu Herausforderungen kommen, beispielsweise, wenn Trinkwasser aus Flüssen oder Seen gewonnen wird und diese deutlich weniger Wasser führen." Aktuell gebe es aber keinen Grund zur Sorge. "Die Trinkwasserversorgung für die Menschen ist sicher", so Dedy.
Obere Bodenschichten ausgetrocknet
Dennoch sind die oberen Bodenschichten aktuell vielerorts ausgetrocknet. Gebietsweise lag die Bodenfeuchte nach DWD-Daten bis zu 20 Prozent unter den Minimalwerten – auch weil schon der Winter und insbesondere der Februar zu trocken waren. Agrarmeteorologe Andreas Brömser erklärte jedoch, dass derzeit noch ausreichend Wasser in tieferen Bodenschichten gespeichert sei – dank des regenreichen Vorjahrs. Den Mangel im Oberboden könnten einige niederschlagsreiche Wochen wieder ausgleichen, so der DWD-Experte.
Ob nun im Sommer die große Dürre droht, sei noch völlig offen. Denn ob eine solche Regenperiode in den nächsten Wochen auf uns zukommt, könne niemand absehen. In der Tendenz werden trockene Frühjahre wie dieses allerdings durch den Klimawandel wahrscheinlicher. Ein Grund dafür sind Brömser zufolge die höheren Temperaturen und dadurch mehr Verdunstung. "Die mittlere Entwicklung der Natur verfrüht sich durch die höheren Temperaturen, womit die Pflanzen auch früher im Jahr dem Boden Wasser entziehen", so der DWD-Meteorologe.
Das sorge dann für mehr Trockenstress bei den Pflanzen. Es ist also naheliegend, dass auch die Landwirtschaft mit zunehmender Sorge in den Himmel blickt. Bauernpräsident Joachim Rukwied sagte, dass man nach guten Bedingungen für die Frühjahrsbestellung jetzt auf Regen warte. Allerdings sei ein trockenes Frühjahr für die Feldpflanzen weniger problematisch als ein trockener Frühsommer, da Ackerpflanzen vor allem in dieser Wachstumsphase viel Wasser bräuchten. Rückschlüsse auf die Ernte ließen sich also noch nicht ziehen, so Rukwied. "Bis zur Erntezeit können noch zahlreiche Witterungsereignisse eintreten, die die Erträge sowohl positiv als auch negativ beeinflussen können."
Niedrigwasser in Flüssen und Seen
Die Trockenheit der letzten Wochen macht sich auch in den Seen und Flüssen zunehmend bemerkbar. Der Wasserstand des Bodensees etwa ist aktuell sehr niedrig. Im westlichen Teils des Sees ist bereits ein Hafen ausgetrocknet, mehrere weitere können nicht angefahren werden. Die Ursache für den niedrigen Wasserstand ist hier neben dem fehlenden Regen auch, dass dieses Jahr nur wenig Schmelzwasser aus den Alpen kam.
Dementsprechend ist auch der Pegelstand des Rheins deutlich niedriger als normalerweise. Größere Schiffe können deshalb derzeit nur mit deutlich weniger Ladung fahren. Und auch der Elbe hat die Trockenheit zu schaffen gemacht. Am Mittwoch wurden am Pegel Dresden 109 Zentimeter gemessen. Als normaler mittlerer Wasserstand gelten 149 Zentimeter. Allerdings sei der aktuelle Pegelstand noch kein Niedrigwasser.
Nicht immer sinnvoll: Wassersparen nicht übertreiben
Hat der Städtetag-Hauptgeschäftsführer Dedy also recht mit seinem Aufruf, bereits jetzt schon Wasser zu sparen? Grundsätzlich ist der sparsame Umgang mit der künftig immer wertvoller werdenden Ressource natürlich ratsam. Daneben müssten aber auch Regen gespeichert und Böden entsiegelt werden, mahnt Nabu-Expertin Sporn. "Wir müssen dem Wasser ermöglichen, wieder viel mehr zu versickern." Außerdem helfe das Pflanzen neuer Bäume – vor allem an Flüssen – dabei, dass mehr Schatten entstehe und weniger Wasser verdunste.
Was das Wassersparen angeht, sind die Deutschen bereits jetzt vorbildlich. Der Pro-Kopf-Verbrauch hat sich seit den 1990ern bis heute von rund 150 auf 120 Liter pro Tag verringert. Das klingt nach einem tollen Erfolg, stellt die Wasserversorger aber mitunter vor Probleme: Das Leitungsnetz ist nämlich vor vielen Jahrzehnten geplant worden, als man davon ausging, dass der Verbrauch weiter steigt – und es lässt sich nicht so schnell umbauen. Das führt dazu, dass Wasser und Abwasser mittlerweile zu langsam durch die Rohrsysteme fließen.
Im Abwasserrohr kann sich dann Schwefelsäure bilden und Schäden verursachen. Und zu allem Überfluss fängt das Ganze dann auch noch an zu stinken. Damit das nicht passiert, müssen die Wasserversorger die Leitungen aufwändig spülen, was natürlich wieder mehr Wasser verbraucht. Ähnliches gilt für die Trinkwasserleitungen: Wenn die nicht immer gefüllt sind, können sich hier Keime bilden, die das Wasser verunreinigen. Deshalb sollten Verbraucherinnen und Verbraucher es mit dem Wassersparen nicht übertreiben, raten die Wasserversorger.
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | 07. April 2025 | 18:08 Uhr
Not Found
The requested URL /api/v1/talk/includes/html/9596ccba-b7f0-4a16-baad-5603aa5cd9a1 was not found on this server.