
Wissen-News Hobbygärtner können aufatmen: 2025 wohl kein Superjahr für die Superschnecke
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03. April 2025, 15:14 Uhr
Wenn mühsam angezogene Pflänzchen über Nacht bis auf den Stumpf weggefressen werden und sich glitzernde Schleimbänder über Beete und Töpfe ziehen, war wahrscheinlich sie am Werk: die Spanische Wegschnecke, auch Große Wegschnecke genannt. 2024 ließ die Schneckenart viele Hobbygärtnerinnen und Hobbygärtner bundesweit verzweifeln, doch dieses Jahr könnte es eine Verschnaufpause geben.
"Zwar starten die Populationen von einem relativ hohen Niveau, aber es ist davon auszugehen, dass sie sich aufgrund der Trockenheit nicht so rasant entwickeln werden", erklärt Markus Pfenninger vom Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum in Frankfurt (Main). Viele Jungtiere fielen der Trockenheit direkt zum Opfer. Zudem werde dadurch die mögliche Zeit für die Nahrungsaufnahme eingeschränkt, was die Tiere langsamer wachsen und sich später vermehren lasse.
Im vergleichsweise feuchten Jahr 2023 waren die Populationen angewachsen und hatten im erneut feuchten Frühjahr darauf so richtig losgelegt. Manche Hobbygärtner sammelten täglich Dutzende bis Hunderte der Nacktschnecken ab. Dieses Jahr aber ist es extrem trocken, wodurch viele Gartenfreunde wohl mit einer Verschnaufpause in die Saison starten können. "Trockenheit im Frühjahr hemme die meisten Nacktschnecken", so Michael Schrödl von der Zoologischen Staatssammlung München (ZSM). Je länger sie im Boden vergraben bleibe, desto weniger Grünfutter könne die Große Wegschnecke aufnehmen und desto langsamer seien Wachstum und Entwicklung.
Zum Leidwesen von Gärtnerinnen und Gärtnern handelt es sich bei der Spanischen Wegschnecke, Fachname Arion vulgaris, um eine wahre Superschnecke: Trockener Rasen und gekieste Wege mögen für andere heimische Nacktschnecken ein Problem sein, nicht aber für diese Art. Sie vermehrt sich Experten zufolge schneller, frisst mehr und setzt sich notfalls zum Fressen in die pralle Sonne, ohne Schaden zu nehmen. Zudem zeigen Erbgutanalysen, dass sich Arion vulgaris stark mit anderen Arten mischt und sich auf diese Weise womöglich immer neue günstige Eigenschaften für die jeweilige Umgebung aneignet.
Außerdem können die bräunlich-rötlichen Tiere hervorragend klettern – Hochbeete sind kein Problem für sie und zu hängenden Gefäßen seilen sie sich am Schleimfaden ab. Salat und Gemüse riechen sie aus Dutzenden Metern Entfernung. Und als wäre das alles nicht genug: An einer ausgewachsenen Spanischen Wegschnecke haben – von Indischen Laufenten abgesehen – kaum Fressfeinde Interesse. Jungschnecken vertilgende Tiere wie Igel, Kröten oder bestimmte Laufkäfer wiederum gibt es immer weniger in deutschen Gärten. "Arion vulgaris ist ein Profiteur der Einöde in den Gärten", sagt Michael Schrödl von der ZSM.
Übrigens: Die Spanische Wegschnecke kommt vielerorts vor – in Spanien selbst aber nur ganz vereinzelt, wie Forschende in den vergangenen Jahren herausfanden.
dpa
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Radiogarten | 22. Februar 2025 | 09:00 Uhr
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