Studie des Max-Planck-Instituts für Ornithologie Singvögel können Süßes schmecken

09. Juli 2021, 09:49 Uhr

Singvögel schmecken nicht nur Herzhaftes, sondern auch Süßes. Zu diesem Schluss kommt ein Forschungsteam in Bayern.

Das Forscherteam vom Max-Planck-Institut für Ornithologie im bayerischen Seewiesen widmete sich dieser Frage, weil schon bekannt war, dass Vögeln der Teil eines Rezeptors (ein bestimmtes Eiweiß) fehlt, mit dem Säugetiere normalerweise Süßes erkennen können. Daher können die Federtiere wohl keinen Zucker direkt schmecken – bis auf Kolibris, die eine Unter-Einheit der Vögel stellen und ihren herzhaften Geschmackssinn offenbar so umgewandelt haben, dass er auch Süßes erkennen kann.

Sinn für Süßes entwickelte sich aus dem für Herzhaftes

Für ihre im Fachmagazin "Science" veröffentlichte Studie untersuchten die Forschenden um Dr. Maude Baldwin die Ernährungsgewohnheiten von verschiedenen Vogelarten. Dabei fanden sie heraus, dass überdurchschnittlich viele Singvogelarten nur gelegentlich Nektar oder Früchte verzehren. "Dies war der erste Hinweis, dass wir uns bei der Suche nach den Ursprüngen des süßen Geschmacksinns auf eine Reihe von Singvögeln konzentrieren sollten und nicht nur auf Nektarspezialisten", erläutert Dr. Baldwin.

Tatsächlich reagierten die Rezeptoren für Herzhaftes bei den Nektarspezialisten in den Experimenten auch auf Süßes. Das deutet daraufhin, dass sie einen süßen Sinn haben und dafür – wie die Kolibris – ihre herzhaften Rezeptoren nutzen. Dieser Sinn muss sich sehr früh entwickelt haben, nämlich noch bevor die Vögel aus Australien auswanderten und sich auf der ganzen Erde verbreiteten. "Wir waren von diesem Ergebnis sehr überrascht. Der süße Geschmacksinn entstand demzufolge sehr früh innerhalb der Singvögel und blieb auch in Arten erhalten, die nicht primär auf zuckerhaltige Nahrung angewiesen sind", so Maude Baldwin.

Süßer Sinn half bei evolutionärer Entwicklung

Auch bei der molekularen Grundlage fanden sich Ähnlichkeiten zwischen Singvögeln und Kolibris: Offenbar haben beide Vogelgruppen im Laufe der Evolution ihren Sinn für Herzhaftes in einen für Süßes umgerüstet. Die Rezeptoren veränderten sie dabei allerdings auf unterschiedliche Weise.

Diese Entwicklung könnte den Vögeln laut den Max-Planck-Wissenschaftlerinnen auch bei ihrem evolutionären Erfolg geholfen haben. Denn in Australien gibt es viele süße Nahrungsquellen, etwa Insektensekrete und Baumsäfte. Die Experten vermuten, dass diese Zuckerquellen den Tieren dabei geholfen haben, sich auf den anderen Kontinenten auszubreiten und dort ihre ökologischen Nischen zu finden.

cdi 

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