Klimawandel Pottwale verschwinden, wenn Riesenkalmare verschwinden
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10. Oktober 2024, 09:25 Uhr
Pottwale ernähren sich unter anderem von riesigen Tintenfischen. Forscher zeigen nun für den Golf von Kalifornien, dass das Verschwinden der Beute dem Verschwinden der Jäger vorausgeht.
Auf uralten Seekarten tauchen riesige Tintenfische und Wale als Seeungeheuer auf. Dort bewohnen sie oft den Rand der Karte, wo sie Segelschiffe bedrohen. Kommen die Menschen mit ihren Booten diesem Reich zu nahe, so die Angst, dann greifen die Ungeheuer an und reißen Schiffe und Mannschaften in die Tiefe. So sagenhaft diese Erzählung klingt: Tatsächlich gibt es auf den Weltmeeren Regionen, wo riesige Tintenfische und Wale gemeinsam leben. Oder besser: gelebt haben, bevor Klimawandel und Umweltzerstörungen die Lebensbedingungen zum Schlechten verändert haben. Eine neue Studie im Fachmagazin "PeerJ Life and Environment" schildert diesen Fall nun für den Golf von Kalifornien, wo Pottwale verschwanden, nachdem zuvor die Population der Riesenkalmare zusammengebrochen war.
Verschwinden der Wale folgt auf das Verschwinden der Riesenkalmare
Ein Team um die beiden Wissenschaftler Héctor Pérez-Puig und Alejandro Arias Del Razo hatte über neun Jahre lang Daten über die Buckelwal-Bevölkerung in der riesigen Bucht an der Westküste Mexikos gesammelt. So zeigten Beobachtungen und Fotonachweise einen langsamen Rückgang der Zahl der Pottwale zwischen 2009 und 2015. Insgesamt konnten in diesem Zeitraum etwa 354 Pottwale in der Region nachgewiesen werden, in guten Jahren bis zu 167 Individuen, in schlechten nur 20. In den Jahren 2016 bis 2018 wurden schließlich überhaupt keine Pottwale mehr im Zentrum des Golfs gesichtet.
Vorausgegangen war der Zusammenbruch der Population der Riesenkalmare. Diese bis zu fünf Meter langen Tintenfische sind die wichtigste Beute der Pottwale. Dass diese Spezies aus der Region verschwunden ist, rechnen die Forscher unter anderem der immer häufiger auftretenden pazifischen Meeresströmung El Niño zu. Eine weitere Ursache dürften die generell steigenden Wassertemperaturen sein, die dazu führen, dass sich bei den Riesenkalmaren immer kleinere Exemplare entwickeln, die nicht mehr genug Beute für die großen Wale bieten. Wie Pérez-Puig, Del Razo und Kollegen in der neuen Studie zeigen, hängt das Verschwinden der Wale unmittelbar mit dem Verschwinden der großen Tintenfische zusammen.
Golf von Mexiko verändert sich rapide
"Das Verschwinden der Pottwale aus dem Golf von Kalifornien ist ein Warnsignal, das auf erhebliche Veränderungen in den marinen Ökosystemen hinweist", kommentiert Héctor Pérez-Puig die Ergebnisse. "Wenn sich die Umwelt verändert, verändert sich auch das empfindliche Gleichgewicht zwischen Raubtieren und Beutetieren." Die Forschung müsse die zunehmende Erwärmung des Golfs von Kalifornien weiter genau beobachten.
Korrektur In der ersten Fassung dieses Beitrags war fälschlicherweise die Rede von Buckelwalen. Wir bitten, diesen Übersetzungsfehler zu entschuldigen. In der Studie ist die Rede von Pottwalen.
Links/Studien
- Pérez-Puig, Del Razo, et.al. (2024): The departure of sperm whales (Physeter macrocephalus) in response to the declining jumbo squid (Dosidicus gigas) population in the central portion of the Gulf of California, PeerJ Life and Environment
(ens)
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 08. Mai 2021 | 18:54 Uhr
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