Quagga Muscheln
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Invasive Art 25.000 Tiere pro Quadratmeter: Quagga-Muschel breitet sich in Deutschland aus

30. Dezember 2024, 15:24 Uhr

Der Bodensee ist Trinkwasserspeicher für Millionen Menschen. Doch eine Muschel sorgt für Probleme, weil sie die Leitungen verstopft. Ihre Ausbreitung, auch bis nach Mittel- und Norddeutschland, ist nicht zu stoppen, Stand jetzt.

Sie ist vier Zentimeter klein und verbreitet sich schnell: Die eingeschleppte Quagga-Muschel besiedelt immer weiter den Bodensee. In Wassertiefen von 10 bis 30 Metern finde man mittlerweile bis zu 25.000 Muscheln pro Quadratmeter, teilte das baden-württembergische Umweltministerium in Stuttgart mit.

Ist die Muschel erst einmal in den See gefallen...

Nur mit einer konsequenten Reinigung von Booten könne eine Verschleppung der Muscheln in weitere Gewässer verhindert werden. Dabei helfen laut der Behörde "Maßnahmen wie Reinigen, Leeren und Trocknen von Booten und anderen Gegenständen, um vor einem Gewässerwechsel Quagga-Muscheln und insbesondere Larven wirksam zu entfernen". Das Umweltministerium von Baden-Württemberg plant daher eine Informationskampagne für Bootsbesitzer.

Die Muscheln machen nicht nur dem Ökosystem zu schaffen, sie verstopfen auch die Leitungen der Bodensee-Wasserwerke, die Trinkwasser für Millionen Menschen liefern. Die Larven der Schalentiere schwimmen laut der Bodensee-Wasserversorgung in die Leitungen und setzen sich als Muscheln auf und in den Entnahmeleitungen und Förderanlagen fest. Einfluss auf die Qualität des Wassers haben die Eindringlinge demnach nicht. Mit speziellen Filtern, größeren Leitungen und neuen Reinigungsmethoden nehmen die Wasserversorger den Kampf gegen den vor rund zehn Jahren aus dem Schwarzmeerraum eingeschleppten Eindringling auf.

Quagga Muscheln
Vom Schwarzmeerraum aus hat sich die Quagga-Muschel mit Hilfe des Menschen verbreitet. Bildrechte: picture alliance/dpa | Felix Kästle

Ausbreitung bis zur Seenplatte

Auch im Mittellandkanal ist die Muschel schon verbreitet, ebenso in der Müritz und im Werbellinsee in Brandenburg. In bereits befallenen Gebieten kann die Ausbreitung nicht mehr aufgehalten werden. Laut dem baden-württembergischen Umweltministerium wird weltweit an Methoden zur Bekämpfung der Quagga-Muschel geforscht. Nach aktuellem Kenntnisstand gebe es bislang keine wissenschaftlich erprobten Methoden, hieß es. "Wichtig ist deshalb, die Verschleppung in andere Gewässer zu vermeiden." Es drohen Schäden in Millionenhöhe.

Neben den Problemen für den Menschen verdrängt die Quagga-Muschel die mit ihr verwandte Zebramuschel, sowie die stark gefährdeten heimischen Großmuscheln. Dazu wirkt sie sich auf die Fischbestände aus, filtert Phytoplankton aus dem Wasser und lässt so die Gewässer aufklaren. Am Bodensee wurde allerdings auch beobachtet, dass die Zahl der überwinternden Wasservögel durch die Muschel gestiegen ist. Benjamin Kraemer, der an der Universität Konstanz zu den Auswirkungen der invasiven Art geforscht hat, erklärte 2023: "Die endgültigen Auswirkungen der Quagga-Muscheln werden davon abhängen, wie sie mit dem Klimawandel und anderen zukünftigen Umweltveränderungen interagieren." Vorausgesagt hatten Kraemer und seine Kollegen, dass die Biomasse der Quagga-Muschel in den nächsten zwei Jahrzehnten um das neun- bis zwanzigfache zunehmen könnte.

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Weitere Informationen zur Ausbreitung der Quagga-Muschel von der Universität Konstanz und dem Landesamt für Umwelt Baden-Württemberg

dpa/idw/jar

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 27. Dezember 2024 | 11:39 Uhr

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