Forscherteam kritisiert Verschwendung "Außergewöhnlich hoher Eisverbrauch" bei den Olympischen Spielen in Paris
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26. Juli 2024, 10:02 Uhr
Nachhaltigkeit wird bei den Olympischen Spielen in Paris großgeschrieben, aber die 650 Tonnen Eis, die für die Athletinnen und Athleten bereitgestellt werden, lassen sich gerade in diesem Zusammenhang nicht rechtfertigen, betont eine Forschungsgruppe. Man wisse kaum, wie viel von dem bereitgestellten Eis tatsächlich verwendet werde, zudem gebe es für viele Kälte-Anwendungen im Sport keine wissenschaftlich belegten Vorteile.
Die Olympischen Spiele in Paris sollen die nachhaltigsten Spiele aller Zeiten werden und insgesamt lediglich 1,7 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente verursachen. Das wäre die Hälfte der Spiele in London 2012 oder Rio 2016. Ob das gelingt, ist noch offen – fest steht aber, dass auch das für die Athletinnen und Athleten bereitgestellte Eis daran einen Anteil haben wird. Eine Gruppe internationaler Forschender argumentiert im British Journal of Sports Medicine, dass die Menge an Energie und Wasser, die für die Produktion, Lagerung und Transport des Eises benötigt werden, nicht zu rechtfertigen sei. Nicht für alle Einsatzgebiete des Eises gebe es wissenschaftliche Evidenz.
Wie viel Eis wurde genutzt – und wie viel ist geschmolzen?
Bei den Olympischen Spielen in Tokyo im Sommer 2022 wurden beispielsweise 22 Tonnen Eis zu medizinischen Zwecken an die Wettkampfstätten geliefert – in den Residenzen des Olympischen Dorfes wurden weitere 42 Tonnen bereitgestellt. Wie viel davon tatsächlich verwendet wurde, sei nicht bekannt, so die Forschenden im British Journal of Medicine.
Die Mengen, die nun für die Olympischen Spiele in Paris geplant waren, übersteigen Tokyo offenbar noch einmal bei Weitem. "Die erste Schätzung von Paris 2024 auf der Grundlage der ersten Anfragen der Internationalen Verbände lag bei 1.624 Tonnen Eis bei Kosten in Höhe von 2,5 Millionen Euro. Kein unabhängiger Anbieter war in der Lage, die öffentliche Ausschreibung durchzuführen. In der Folge wurde diese Schätzung auf 650 Tonnen reduziert (450 für die Olympischen Spiele und 200 für die Paralympics)", schreiben die Forschenden.
Nicht alle Kälte-Anwendungen sind wissenschaftlich belegt
Viele Sportlerinnen und Sportler greifen für optimale Leistungsfähigkeit auf Methoden der Kryotherapie zurück, dazu gehören beispielsweise lokal angewendete Eispackungen oder Eisbäder. Das Ziel der Behandlungen ist es, Verletzungen und Krankheiten zu bewältigen, sowie die Genesung zu beschleunigen. Ob diese Therapien tatsächlich den gewünschten Nutzen bringen, ist jedoch gar nicht so klar belegt.
Es sei auch möglich, dass Eis den gegenteiligen Effekt haben könnte – also beispielsweise eine beeinträchtigte Regeneration, betonen die Forschenden im British Journal of Sports Medicine. Das Eintauchen in kaltes Wasser sei gut für die schnelle Linderung von Hitzeerschöpfung nach dem Training bei heißen Temperaturen oder zur Linderung von Muskelkater nach längerem Training. Es solle aber keineswegs zur Erholung zwischen aufeinanderfolgenden Trainingseinheiten verwendet werden.
98 Prozent der Eisbäder dienen der Erholung
Das Eintauchen in kaltes Wasser machte etwa zehn Prozent der Behandlungen aus, die von Physiotherapeuten in den olympischen Polikliniken in Athen 2004 und London 2012 verschrieben wurden, und stieg bis Rio 2016 auf 44 Prozent – hauptsächlich zu Erholungszwecken (98 Prozent), der Rest bei Verletzungen. Auch bezüglich des Einsatzes bei Verletzungen gebe es noch wenig wissenschaftliche Belege für den Nutzen des Eises. Die Forschenden fordern deshalb: "Bei der Planung der Bereitstellung von Eis sollten die Organisatoren darauf abzielen, den Einsatz nicht evidenzbasierter Verfahren zu minimieren und eine bessere Nachhaltigkeit zu fördern.
Links/Studien
Zum Artikel mit dem Namen "Ice challenge in recent summer games" im bristish Journal of Sports Medicine geht es hier.
iz
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 25. Juli 2024 | 07:40 Uhr
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