WISSEN-NEWS Mäuse tricksen gezielt Angreifer aus

03. Juli 2024, 17:02 Uhr

Ein polnisches Forschungsteam hat in der freien Wildbahn beobachtet, wie Mäuse ihre Artgenossen austricksen, um einem Streit zu entgehen.

Mäuse können mit voller Absicht taktisch täuschen. Ein Forschungsteam hat beobachtet, wie eine Maus von einer anderen in eine Kammer gejagt wird. Die gejagte Maus versteckt sich direkt am Eingang, wird vom hereinstürmenden Verfolger übersehen und flieht hinter dessen Rücken hinaus.

Die Forschenden der Polnischen Akademie der Wissenschaften in Warschau hatten Testkammern mit einem Kunststoffrohr als einzigem Ein- und Ausgang in der Nähe eines Waldes aufgestellt. Diese haben sie regelmäßig mit Schokoladen-Nusscreme ausgestattet.

In dem Gebiet leben Brandmäuse (Apodemus agrarius) und Gelbhalsmäuse (Apodemus flavicollis). Beide Arten geraten häufig in Streitereien, weil sie ihr Territorium engagiert verteidigen. An den Futterkammern war das nicht anders, erklärt das Forschungsteam – egal, ob die verfolgte Maus von der eigenen oder anderen Art attackiert wurde.

Wenn sich die Maus bereits vorher in der Kammer befand und eine ankommende Maus hörte, versteckte sie sich ebenfalls am Eingang, ließ den Neuankömmling vorbeiziehen und wartete auf eine günstige Gelegenheit, um aus der Kammer zu huschen.

Auch Ratten und Hörnchen tricksen gezielt

Unter 143 erfassten Bewegungen bei Brandmäusen waren 21 solche Täuschungsmanöver. Die Verfolgten hätten auf diese Weise einen Kampf in der ansonsten ausweglosen Kammer vermieden – in den meisten Täuschungsfällen sei der Verfolger eine größere, stärkere Gelbhalsmaus gewesen.

Bei Gelbhalsmäusen wiederum sind Täuschungsmanöver den Studiendaten zufolge offenbar selten. Das Team geht von einer spontanen, kreativen Reaktion aus – keinem vererbten oder erlernten Verhalten.

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Ein anderes Tier absichtlich zu täuschen, sei ein komplexes Verhalten, dem hoch entwickelte kognitive Fähigkeiten zugrunde liegen. Bisher seien solche Tricks überwiegend von Primaten und Rabenvögeln bekannt – aber auch bei Grauhörnchen und Ratten.

Links/Studien

Die Studie wurde am 3. Juli 2024 im Fachmagazin The Royal Society veröffentlicht: Catch me if you can: free-living mice show a highly flexible dodging behaviour suggestive of intentional tactical deception (Fang mich, wenn du kannst: frei lebende Mäuse zeigen ein hochflexibles Ausweichverhalten, das auf eine absichtliche taktische Täuschung hindeutet).

Die Grauhörnchen-Studie wurde im Februar 2008 in der Fachzeitschrift Animal Behavior veröffentlicht: Cache protection strategies of a scatter-hoarding rodent: do tree squirrels engage in behavioural deception? (Fang-Schutz-Strategien eines verstreut lebenden Nagetiers: Täuschen Baumhörnchen durch ihr Verhalten?).

Die Ratten-Studie erschien am 13. September 2019 in der Fachzeitschrift Science: Behavioral and neural correlates of hide-and-seek in rats (Verhaltens- und neuronale Korrelate des Versteckspiels bei Ratten).

pk

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 28. März 2024 | 15:00 Uhr

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