Virologie Diese Maus ist ein dreifacher Mörder
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08. Oktober 2020, 15:15 Uhr
Forscher fanden bei der Aufklärung des Todes dreier Zootiere ein neues Virus, das dem Rötelnvirus stark ähnelt. Die Gelbhalsmaus ist der Überträger. Röteln könnten also einen tierischen Ursprung haben.
Tatort Zoo: Ein Esel, ein Baumkänguru und ein Wasserschwein sterben aus unbekannten Gründen. Wissenschaftler des Friedrich-Loeffler-Institus in Greifswald wollten diesem Rätsel auf den Grund gehen und führten bei den Tieren eine Metagenomanalyse durch. Dabei wird eine Tiefensequenzierung des Erbmaterials vorgenommen und dieses mit dem Erbmaterial verschiedenster Viren verglichen. Natürlich wurde auch das Umfeld der toten Tiere genauestens unter die Lupe genommen - so auch die in der Region vorkommenden Gelbhalsmäuse.
Das Ergebnis: Ein neues Virus wurde entdeckt. Sowohl in den Zootieren als auch in den Gelbhalsmäusen wurde das Rustrela-Virus, wie es die Forscher tauften, nachgewiesen. Da die Mäuse keinerlei Krankheitsanzeichen aufwiesen, nehmen die Forscher an, dass sie ein Reservoirwirt des Virus sind. Sie tragen es also in sich, es kommt aber bei ihnen nicht zum Ausbruch einer Krankheit.
Verblüffende Ähnlichkeit
Das Erstaunliche an diesem Fund ist allerdings, dass das neue Virus eine sehr große strukturelle Ähnlichkeit zum Rötelnvirus aufweist. Bisher galt der Mensch als einziger natürlicher Wirt dieses Virus. Als wäre diese Entdeckung nicht aufregend genug, fand ein Forschungsteam der University of Wisconsin-Madison, das eigentlich auf der Suche nach Coronaviren in Zyklopen-Rundblattfledermäusen in Uganda war, ebenfalls ein Virus, dass dem Rötelnvirus sehr ähnlich ist. Sie tauften es Ruhugu-Virus. Die Forscherteams kombinierten ihre Ergebnisse und stellten sie nun in einem gemeinsamen Paper im Fachjournal Nature vor.
Mit dieser gemeinsamen Entdeckung ist das Rötelnvirus des Menschen, mehr als 200 Jahre nach der Erstbeschreibung im Jahr 1814, nicht mehr der alleinige Vertreter einer ganzen Virusfamilie. Die umfassende Analyse der beiden neuen Viren, aber auch die Suche nach möglichen weiteren Tierreservoiren und weiteren Rubellavirus-ähnlichen Erregern sind jetzt ein wichtiges Forschungsfeld, um den Ursprung der menschlichen Rötelnviren noch besser zu verstehen.
Bisher gibt es keinen Hinweis darauf, dass das Ruhugu-Virus oder das Rustrela-Virus auf Menschen übergehen könnte, doch ausschließen können es die Forscherteams nicht. Erstaunlich ist für sie, dass das Rustrela-Virus auf Tiere übertragen wurde, die nicht besonders nah miteinander verwandt sind.
Sollte sich herausstellen, dass die Viren zoonotisch sind oder das Rötelnvirus vom Menschen zurück auf Tiere springen könnte, würde das ein Game Changer im Kampf gegen Röteln sein.
Die Forscher nehmen an, dass die drei Viren sich so sehr ähneln, dass der aktuelle Rötelnimpfstoff auch gegen die anderen beiden Viren helfen könnte.
Noch lange nicht ausgerottet
Weltweit sind Röteln noch immer eine große Gefahr. Vor allem in Afrika und Südostasien ist die Impfrate niedrig. Die WHO hat sich die Ausrottung der Röteln zum Ziel gesetzt. Das Wissen über den tatsächlichen Ursprung des Virus könnte dazu einen wichtigen Beitrag leisten.
Röteln sind vor allem für schwangere ungeimpfte Frauen ein Problem. Eine Infektion kann zu Totgeburten oder zu einem kongenitalen Röteln-Syndrom führen.
Bei aller Sorge bringt der Fund des Rustrela-Virus auch etwas Gutes mit sich, denn auf Grund fehlender Tiermodelle konnte die Biologie des Röteln-Virus noch nicht ausreichend untersucht werden. Rustrela könnte Abhilfe schaffen, denn Mäuse sind hervorragend geeignet, um tierische Modelle im Labor zu erstellen.
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