"Grüne Energie" Energiewende sorgt für Engpässe bei Metallen
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21. März 2024, 10:48 Uhr
Die EU-Energiewende hin zur "grünen Energie" aus Sonne und Wind dürfte in den kommenden Jahren für erhebliche Engpässe auf dem globalen Metallmarkt sorgen. Grund ist, dass diese Technologien mehr Metalle benötigen als bisherige Verfahren. Bis 2050 könnten immerhin bis zu 65 Prozent des Bedarfs durch Metallrecycling gewonnen werden.
Um das EU-Ziel der sogenannten Klimaneutralität bis 2050 zu erreichen drohen den Staaten der Europäischen Union mittelfristig erhebliche Engpässe bei der Versorgung mit Metallen. Das geht aus einer umfassenden Studie der Katholischen Universität (KU) Leuven (Belgien) im Auftrag von Eurometaux hervor.
Höherer Bedarf an Metallen
Hintergrund ist die Tatsache, dass die Energiegewinnung durch Wind und Sonne im Vergleich zu Kohle, Öl und Gas einen sehr viel höheren Einsatz an Metallen erfordert. Das gleiche gilt für die Umgestaltung des Verkehrssektors von Verbrennungs- auf Elektro-Motoren. "Elektrofahrzeuge, Batterien, Photovoltaikanlagen, Windräder und Wasserstofftechnologien benötigen alle wesentlich mehr Metalle als ihre herkömmlichen Alternativen", so eine zentrale Erkenntnis der Studie "Metals for Clean Energy".
Nach Angaben der belgischen Forscher würde zur Erreichung des "Green Deal"-Ziels der EU bis 2050 jährlich allein 35-mal mehr Lithium benötigt, als Europa heute verbraucht. Bei den bereits jetzt sehr knappen Seltenerdmetallen steigt der Jahresbedarf um das sieben- bis 26-fache. Auch bei den für die Produktion von Elektrofahrzeugen und Batterien, Wind-, Solar- und Wasserstofftechnologien und den Ausbau der Netzinfrastruktur unverzichtbaren Metallen Aluminium, Kupfer, Silizium, Nickel und Kobalt wird mit einem deutlichen Bedarfsanstieg gerechnet.
Metall | Jährlicher Bedarf | Anstieg im Vergleich zu heute |
---|---|---|
Aluminium | 4,5 Millionen Tonnen | 30 % |
Kupfer | 1,5 Millionen Tonnen | 35 % |
Lithium | 800.000 Tonnen | 3.500 % |
Nickel | 400.000 Tonnen | 100 % |
Zink | 300.000 Tonnen | 10-15 % |
Silizium | 200.000 Tonnen | 45 % |
Kobalt | 60.000 Tonnen | 330 % |
Seltenerdmetalle | 3.000 Tonnen | 700-2.600 % |
Globale Versorgungsengpässe drohen
Weil die globale Energiewende den Studienautoren zufolge schneller voranschreitet als die Zahl der Bergbauprojekte, rechnen sie ab 2030 mit globalen Versorgungsengpässen bei Metallen. Vor allem bei Lithium, Kobalt, Nickel, Kupfer und seltenen Erden wie Neodym, Dysprosium und Praseodym könnte es dann knapp werden.
Erschwerend kommt hinzu, dass die EU-Staaten die für ihre grüne Energiewende benötigten riesigen Metallmengen zunehmend aus Ländern beziehen müssten, die für deren Produktion gewaltige Mengen CO2 freisetzen. So gehen die Studienautoren davon aus, dass die kohlebetriebene chinesische und indonesische Metallproduktion das weltweite Wachstum der Raffineriekapazitäten für Batteriemetalle und seltene Erden dominieren wird.
Einheimische Minen und Raffinerien unrentabel
Zwar könnten neue europäische Minen zwischen fünf und 55 Prozent des EU-Bedarfs an diversen Metallen für 2030 decken. Jedoch hätten diese aufgrund hoher Umweltstandards, Widerstands in der Bevölkerung oder langwieriger Genehmigungsverfahren eine ungewisse Zukunft. Das gleiche gelte für die notwendige Eröffnung neuer europäischer Metall-Raffinerien. Hier mache die Energiekrise Neuinvestitionen schwierig. So hätten die explodierenden Strompreise bereits zur Schließung von fast der Hälfte der EU-Raffinerien für Aluminium und Zink geführt, während die Produktion in anderen Teilen der Welt gestiegen sei.
Engpässe durch Recycling schließen
Der Höhepunkt der Metallnachfrage in der EU wird der Studie zufolge 2040 erwartet. Erst danach könnte ein verstärktes Recycling den EU-Staaten zu einer größeren Selbstversorgung verhelfen. "Recycling ist Europas größte Möglichkeit, seine langfristige Selbstversorgung zu verbessern, und könnte bis 2050 45 bis 65 Prozent des Bedarfs an Basismetallen in Europa decken", so das Fazit der Studienautoren. Bei seltenen Erden und Lithium bestehe sogar das Potenzial, Quoten von mehr als 75 Prozent zu erreichen. Dafür müssten allerdings schnellstens umfangreiche Investitionen getätigt und gesetzliche Engpässe beseitigt werden.
Quelle: Eurekalert (dn)
Link zur Studie
Die Studie der KU Leuven im Auftrag der Vereinigung der Europäischen Nichteisen-Metallindustrie Eurometaux finden Sie hier zum Nachlesen.
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