Potsdamer Prognose Werden wir den Klimawandel im Kaffee schmecken?
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17. April 2021, 15:05 Uhr
Viele Kaffee-Gourmets schwören auf Arabica-Bohnen. Die werden nur in fünf Regionen weltweit angebaut, u.a. in Äthiopien. Allerdings haben diese Pflanzen höhere Ansprüche an ihre Umwelt. Ändert sich das Klima, sieht es schlecht für sie aus – und die Leute, die von ihrem Anbau leben, wie zum Beispiel in Äthiopien. Das deutet eine Studie aus Potsdam an.
Wird die Arabica-Kaffeebohne selten und zum Luxus, weil ihre Anbauflächen kleiner werden? Hinter diesen trüben Aussichten für Arabica-Kaffee-Fans steckt der Klimawandel. Eine internationale Forschungsgruppe des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung hat das jedenfalls am Beispiel Äthiopiens, an fünf verschiedenen Kaffeetypen und verschiedenen Klimamodellen, mithilfe einer Künstlichen Intelligenz errechnet.
Für das Gedeihen von Kaffeepflanzen spielen Niederschlags- und Temperatur-Eigenschaften eine Rolle, genau wie Luftfeuchtigkeit, topologische Faktoren und die jeweilige Bodenbeschaffenheit. Die Forscher kommen zu folgender Prognose: Bei ungebremstem Klimawandel wird die geeignete Fläche bis 2090 für Arabica-Kaffeesorten schrumpfen, im ärgsten Fall um 40 Prozent – und die für Robusta-Bohnen aber wachsen. Den Forschern zufolge eignen sich 27 Prozent des Landes in Äthiopien für den Kaffee-Anbau, und davon aber nur 30 Prozent für den Anbau der begehrteren Arabica-Bohnen. Die gedeihen nur in fünf Zonen weltweit, wo Klimabedingungen, Niederschlag und Bodenfaktoren exakt stimmen.
Kaffeebohne ist nicht gleich Kafffeebohne
Es gibt zwei große Gruppen an Bohnen, Arabica- und Robusta-Bohnen, botanisch gesehen Geschwister mit verschiedenen Unterarten. Auf dem Weltmarkt werden die Bohnen anhand verschiedener Kriterien bewertet: zum einen Tassenqualität – die sich nach Geschmack, Duft, Säure und Körper richtet. Außerdem spielen Röstung und Art Physiognomie (Größe, Farbe, Form) eine wichtige Rolle.
Wen die Bohne interessiert
Den hiesigen Feld-, Wald- und Wiesen-Kaffeetrinkern könnte das möglicherweise weniger bitter aufstoßen als den 25 bis 30 Millionen Kleinst-Kaffeebauern in Äthiopien. Die beziehen nämlich zwischen 20 und 50 Prozent mehr Geld für die verschiedenen Arabica-Kaffeebohnen, die nur unter heutigen Bedingungen gedeihen. Forscher Christoph Gornott vom PIK sagt:
Wenn eine oder mehrere Kaffeeregionen aufgrund des Klimawandels ihren Spezialitätenstatus verlieren, hat das potenziell schwerwiegende Folgen für die Kleinbauern in der Region.
Denn wenn diese Kleinstproduzenten auf die im Anbau genügsameren Kaffeesorten umsteigen müssen, weil Luftfeuchtigkeit, Niederschlagsfaktoren, Bodenqualität für die empfindlicheren Bohnenarten vom Typ Arabica nicht mehr taugen, gerieten sie mit industriellen Produktionssystemen in Konkurrenz. Fatal für Äthiopien, denn hier macht der Kaffeeexport etwa ein Drittel aller Agrarexporte aus, schätzt Experte Christoph Gornott.
Wo Kaffeebohnen gedeihen
Äthiopien liegt im weltweiten Vergleich auf Platz fünf, hinter Brasilien, Indonesien, Elfenbeinküste, und Kolumbien, wenn es um die Größe der Anbaufläche geht. Auf mehr als 7.500 Quadratkilometern wird in Äthiopien Kaffee angebaut. In Brasilien, dem Nummer-1-Anbauland, sind es über 18.000 Quadratkilometer.
Die Studie wurde im Fachmagazin Nature veröffentlicht. Hier können Sie sie im Detail lesen.
(lfw)
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