Hochschule Magdeburg-Stendal Heimatstudie: Was weckt den Wunsch zurückzukommen?
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15. März 2021, 12:04 Uhr
Was verbindet uns mit Heimat, wann kehren wir dahin zurück, wo wir groß geworden sind? Eine Studie hat 800 Kinder und Jugendliche dazu befragt – mit einem überraschenden Ergebnis.
Wie ist es, als Jugendliche oder junge Erwachsene auf dem Land oder in einer Kleinstadt groß zu werden? Und was sorgt dafür, dass man zurückkehrt und ländliche Regionen oder Kleinstädte nicht überaltern? Das wollte das Projekt "WIR. Heimat – Land – Jugendkultur" herausfinden. In Workshops, Tagungen, Online-Befragungen und Interviews wurden dazu in fünf Bundesländern – Bayern, Nordrhein-Westfalen, Saarland, Sachsen und Sachsen-Anhalt – junge Leute befragt.
Es geht nicht um Bleiben - sondern um die Rückkehr
Federführend war dabei die Hochschule Magdeburg-Stendal, die dazu einen Fragebogen entwickelte, der Bleibeperspektiven und Haltefaktoren aufdecken sollte. Erfragt wurden von 800 jungen Menschen zwischen 12 bis 18 Jahren ihre Ansichten zu Zukunftsaussichten, Freizeitbedingungen und Teilhabemöglichkeiten. Studienleiter Dr. Günter Mey, Professor für Entwicklungspsychologie an der Hochschule Magdeburg-Stendal, beschreibt die Fragestellung im Gespräch mit MDR KULTUR so:
Vielleicht geht es gar nicht darum, dass die Jugendlichen unbedingt bleiben, sondern eventuell, wenn sie gegangen sind, zurückkehren.
Was verbindet langfristig mit der Heimat?
Wie weckt man bei jungen Menschen den Wunsch, zurückzukehren, nachdem sie von Zuhause weggehen, um woanders eine Ausbildung zu machen oder zu studieren? Man muss eine Form von Identifikation schaffen, meint Professor Dr. Mey. Teilhabe ist das Stichwort:
Teilhabe bedeutet, den Jugendlichen zu ermöglichen, zu partizipieren, etwas selber vorzuschlagen und umzusetzen.
Das geht selbst, wenn Kommunen nur wenige bereits fertige Angebote für junge Leute machen können. Indem man nämlich Jugendlichen Orte oder Plätze zur Verfügung stellt, die sie nach ihren Vorstellungen gestalten könnten, sagt Professorin Dr. Susanne Borkowski, ebenfalls maßgeblich an dem Projekt beteiligt:
Selbstorganisierte Freizeit hat einen hohen Stellenwert. Wo vorgefertigte Angebote schwerer zu erreichen sind, wird die Freizeitgestaltung häufiger in die eigene Hand genommen.
Mobilität und schnelles Netz
Genau das belegen ihrem Kollegen Günter Mey zufolge die Antworten der Jugendlichen, sie wollen sich beteiligen und einbringen. Und sie wollen, dass ihre Vorschläge gehört und umgesetzt werden:
Das geht mit einem Gefühl von Wirksamkeit einher – das sich aber nur einstellt, wenn die Ideen der Jugendlichen schnell und nicht Jahre später umgesetzt werden.
Forscher Günter Mey sagt aber auch: Es brauche einerseits unterschiedliche Angebote für Jugendliche – andererseits steht und fällt das damit, dass die Angebote auch zu erreichen sind. Die Jugendlichen sind weniger mit den vorliegenden Angeboten unzufrieden als mit der Frage der Mobilität: Wie komme ich überhaupt zu den Angeboten für Jugendliche und zurück, ohne auf die Eltern angewiesen zu sein? Genau wie eine funktionierende, schnelle Internetverbindung, die eine Anbindung an die Jugendkultur ermöglichen.
All das schafft Enwicklungspsychologe Günter Mey zufolge Identifikation und dadurch vielleicht auch irgendwann bei den Abgewanderten den Wunsch, zurückzukehren.
lfw
Korrektur: In der ursprünglichen Version des Artikels war die Forschungsarbeit irrtümlich der Otto-von-Guericke-Universität zugeschrieben worden. Richtig ist: Sie stammt u.a. von der Hochschule Mageburg-Stendal.
Dieses Thema im Programm: MDR Kultur Spezial | 09. März 2021 | 18:00 Uhr
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