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Wissen-News Kann Bitcoin-Mining die Energiewende beschleunigen?

08. Januar 2025, 16:00 Uhr

Kryptowährungen herzustellen, ist ein rentables Geschäft, frisst aber enorme Energiemengen. Forscher aus dem Ruhrgebiet haben untersucht, ob und wie dieser Verbrauch den Aufbau von regenerativer Energie befördern kann.

Bitcoin-Mining ist der Prozess, bei dem die erste und bekannteste Kryptowährung geschaffen wird. Mit leistungsstarken Rechnern wird der Kette, in der das digitale Geld registriert ist, ein weiterer Block hinzugefügt – die Blockchain erweitert. Derjenige, der zuerst einen Block zur Kette hinzufügt, erhält den Bitcoin und damit dessen Wert. Ein rentables Geschäft, in dem laut den Forschenden der Universität Witten/Herdecke täglich ein Ertrag von 52 Millionen US-Dollar (etwa 50,5 Millionen Euro) erwirtschaftet wird. Die Ökobilanz dieses Prozesses ist allerdings problematisch: Der Energieverbrauch liege pro Jahr auf dem Niveau eines ganzen Landes wie Polen, der Elektroschrott, der anfällt, entspreche dem E-Abfall der Niederlande.

Günstigen Strom für Krypto-Schürfen nutzen

Doch Unterstützer der Technologie sehen eine Chance für die Energiewende. So könnte überschüssiger Strom aus erneuerbaren Quellen, der nicht oder nur zu niedrigen Preisen ins Netz eingespeist wird, für das Schürfen von Bitcoins genutzt werden. Die Betreiber der regenerativen Kraftwerke könnten ihren Strom somit teurer verkaufen und die Gewinne in weitere erneuerbare Energiegewinnung investieren. Soweit die Theorie.

Maximilian Gill, Jona Stinner und Marcel Tyrell vom Lehrstuhl für Banking and Finance an der Universität Witten/Herdecke haben diese Theorie überprüft. Tatsächlich zeigt ihre Forschung, dass die Nutzung überschüssiger erneuerbarer Energie den CO2-Ausstoß des Bitcoin-Systems zwar reduziert, gleichzeitig jedoch zu einer Zunahme des Elektroschrotts führt. Die sinkenden Energiekosten führten demnach zu einem Anstieg der Hardware und damit zu höherem Verschleiß.

Mining untergräbt nachhaltige Energiewende

Die Studie kommt zu einem ernüchternden Fazit: Bitcoin-Mining kann zwar kurzfristig den Ausbau erneuerbarer Energien fördern, erschwert aber auf lange Sicht den Übergang zu einer nachhaltigen Energiewirtschaft. Der Grund: Bitcoin-Mining ist profitabler und verringert die ökonomischen Anreize, in Speichertechnologien und Netzinfrastruktur zu investieren – beides essenziell für eine nachhaltige Energiewende.

Langfristig könnte Bitcoin-Mining das eigentliche Ziel der Energiewende – den Umstieg auf erneuerbare Energien – verlangsamen.

Maximilian Gill, Universität Witten/Herdecke idw

Gill erklärt: "Erzeuger von erneuerbarer Energie haben bei Überschussenergie mehrere Optionen: Sie können in Netzinfrastruktur investieren, um Energie zu transportieren, oder in Speichertechnologien, um beispielsweise Solarenergie abends nutzbar zu machen. Alternativ können sie die Energie direkt für Bitcoin-Mining nutzen und dadurch kurzfristig Einnahmen generieren. Das ist attraktiv und mindert den Druck, in langfristig notwendige Infrastruktur zu investieren, die für eine Abkehr von fossilen Energien unverzichtbar ist."

idw/jar

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Nachrichten | 16. Dezember 2024 | 10:00 Uhr

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