Bürgerwissenschaft Leipziger Biologin erhält ersten Preis für Citizen-Science-Forschung
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20. Oktober 2024, 12:41 Uhr
Die Kraft der Vielen für die Forschung nutzen – das ist der Ansatz der Citizen-Science oder auch Bürgerwissenschaft. Für ihre federführende Arbeit über den Zustand deutscher Bäche wird die Leipziger Biologin Julia von Gönner jetzt ausgezeichnet.
Über 900 Bürger untersuchen seit 2021 den ökologischen Zustand von kleinen Bächen. Unter der Federführung von Biologin Julia Gönner vom Helmholtz Zentrum für Umweltforschung (UFZ) bewerten sie dafür die Gewässer, führen chemische Messungen durch und bestimmten im Wasser lebende, wirbellose Tiere. Ein großes Forschungsprojekt, was durch die Kraft der Vielen überhaupt erst möglich wurde. Das Ergebnis: Rund 58 Prozent der über hundert untersuchten Bäche weisen eine erhebliche Belastung durch Pflanzenschutzmittel und eine verarmte Gewässerstruktur auf.
Aus dem Projekt FLOW entwickelte sich die ARD Mitmachaktion #unsereFlüsse
Beim Flow-Projekt werden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer vorher geschult. Der Fragebogen der Mitmachaktion #unsereFlüsse ist jedoch so gestaltet, dass er auch ohne Experten-Wissen ausgefüllt werden kann, sagt Aletta Bonn, die am UFZ ebenfalls am Projekt beteiligt ist. "Bei der Mitmachaktion konzentrieren wir uns auf die Gewässerstruktur. Ob sie natürlich oder deutlich bis stark verändert ist. Ob es zum Beispiel verbaute Uferstrukturen gibt, ob am Ufer Pflanzen wachsen oder ob alles ganz kahl ist. Das kann man auch ohne Vorkenntnisse gut erkennen."
Bürger in Forschungsprojekte zu involvieren ist Ansatz der jungen Citizen-Science-Forschung, oder auch Bürgerwissenschaft. "Die Ergebnisse füllen eine Forschungslücke, da ein Großteil der Bäche in Deutschland bisher nicht oder nur unzureichend von gängigen Überwachungsmaßnahmen erfasst wird“, schreiben die Juroren. "Das Werk zeigt in besonderem Maße den Mehrwert von Citizen Science im Naturschutz auf und analysiert die Ergebnisse des bundesweiten Projektes "Flow“.“ Die Arbeit mit dem Titel "Citizen Science zeigt den schlechten ökologischen Zustand kleiner Fließgewässer in Deutschland“) erschien im April in der Fachzeitschrift "Science of the Total Environment".
Zweiter Platz für Hilfeplattform für ältere Menschen
Den zweiten Platz erhielt die Sozio-Informatikerin Tanja Aal vom Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik der Uni Siegen für die "CareConnection"-Plattform auf der sich ältere Menschen möglichst barrierefrei austauschen können. Die Arbeit mit dem Titel "Eine digitale Caring-Community-Plattform zur Überwindung von Barrieren beim Erfragen, Annehmen und Geben von Hilfe erschien als Artikel im Tagungsband "Mensch und Computer 2023".
Dritter Platz für Veröffentlichung zu antikem Römerboot
Den dritten Platz erzielte Boris Dreyer, Professor für Alte Geschichte mit dem Buch "Die Fridericiana Alexandrina Navis (F.A.N.): ein Römerboot auf dem Prüfstand – Bau und Test für Wissenschaft und Öffentlichkeit”. Zusammen mit vielen Experten verschiedener Disziplinen, altertumsbegeisterten Bürgern sowie Studierenden und Schülern baute er ein antikes Römerboot aus dem 1. Jahrhundert originalgetreu nach. Das Projekt fand zwischen 2016 und 2018 statt und bei Bau- und Testfahrten fuhren Freiwillige über die Donau bis zum Schwarzen Meer. Das Buch stellt die Erkenntnisse vor, die mithilfe zahlreicher Freiwilliger über die Schifffahrt, Militärstrategien und Kommunikationswege des Römischen Reiches gewonnen wurden.
Über den Forschungspreis: Der 2023 erstmals ausgeschriebene Wissen der Vielen – Forschungspreis für Citizen Science würdigt Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für herausragende Leistungen in der Anwendung von Citizen Science. Die Vergabe erfolgt durch eine interdisziplinäre Jury. Der Preis ist mit 20.000 Euro für den ersten Platz, 10.000 Euro für den zweiten Platz und 5.000 Euro für den dritten Platz dotiert. Die Preisgelder ermöglichen den Preisträgern, ihre Aktivitäten im Bereich der Citizen Science weiter auszubauen.
Links/Studien
Weitere Informationen zum Preis: www.wissendervielen.de
tomi/pm
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | 21. Oktober 2024 | 20:15 Uhr
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