Wissen-News UFZ Leipzig findet weitere Ursache für Fischsterben an der Oder
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10. September 2024, 17:28 Uhr
Im Sommer 2022 verendeten Tausende Fische in der Oder an der Grenze zu Polen. Experten des Leipziger Umweltforschungszentrums (UFZ) haben nun herausgefunden, was damals ein Auslöser der Umweltkatastrophe war.
Im Sommer 2022 trieben tonnenweise tote Fische, Muscheln und Schnecken auf der Oder. Bald war klar, was als Auslöser der Umweltkatastrophe galt: Eine Mischung aus überhöhtem Salzgehalt, hohen Wassertemperaturen, niedrigem Wasserstand, zu hohen Nährstoffeinträgen und Abwasser löste eine Blüte der Brackwasseralge Prymnesium parvum aus, deren Algentoxin Prymnesin auf Organismen tödlich wirkt. Ein vom UFZ koordiniertes Wissenschaftsteam sammelte damals Wasserproben und analysierte sie. Das Ergebnis: Hohe Konzentrationen organischer Mikroschadstoffe haben die tödlichen Auswirkungen von Prymnesin verstärkt.
Ökosystem Oder wurde durch Einleitungen noch mehr belastet
"Ziel der Studie war es herauszufinden, welche Mikroschadstoffe in der Oder sind, wie sich diese auf aquatische Organismen im Fluss auswirken und welche Bedrohung der Cocktail von Algentoxinen und Mikroschadstoffen auf den Menschen haben könnte", erklärt die Studienautorin Beate Escher vom UFZ. Die Forschenden konnten dabei mehr als 120 organische Mikroschadstoffe in den Wasserproben nachweisen. Die höchsten Konzentrationen bei den chemischen Stoffen fanden sie für das Flammschutzmittel Tris(1-chlor-2-propyl)phosphat, den Polymerzusatzstoff Hexamethoxymethylmelamin und das Korrosionsschutzmittel 1H-Benzotriazol.
Die meisten der nachgewiesenen Schadstoffe wurden vermutlich aus Kläranlagen in die Oder eingeleitet, sie weisen jedoch nur niedrige Konzentrationen auf. Das Wissenschaftsteam fand jedoch auch Schadstoffe, die wie etwa 2,4-Dichlorphenol vermutlich aus der Industrie eingeleitet wurden, sowie Pestizide und deren Abbauprodukte, die wie beispielsweise Chlortoluron üblicherweise direkt aus landwirtschaftlich genutzten Flächen in das Gewässer eingetragen werden. Die Effekte der Schadstoffbelastung auf aquatische Organismen in Flüssen wie der Oder könnten aber letzten Endes noch viel größer sein. "Die Prymnesine haben einen sehr hohen Anteil an den Cocktaileffekten, die durch Mikroschadstoffe noch verstärkt werden. Das belastet das gesamte Ökosystem der Oder, das ohnehin schon unter großem Stress steht, nur noch mehr", so Escher.
Links/Studien
Die Studie "Mixtures of organic micropollutants exacerbated in vitro neurotoxicity of prymnesins and contributed to aquatic toxicity during a toxic algal bloom" ist im Fachjournal "Nature Water" erschienen.
cdi/pm
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | MDR Aktuell | 24. April 2024 | 11:00 Uhr
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