
Klimawandel & Ernährung Superfood aus Sachsen-Anhalt? Was wir morgen essen könnten
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20. Juli 2022, 16:14 Uhr
Dürre und Trockenheit: Welches Getreide gedeiht eigentlich unter solchen Bedingungen? Und müssen wir Superfood wie Amaranth und Quinoa immer importieren? In Sachsen-Anhalt wird der Anbau getestet.
Was gedeiht in Zukunft noch auf unseren Feldern? Trockenheit und Dürre machen der Landwirtschaft zu schaffen, in Sachsen-Anhalt ist das besonders zu spüren. Das Projekt "Zukunftsspeisen" arbeitet deshalb auf verschiedenen Ebenen daran, wie in dem Bundesland nährstoffreiche und klimaresistente Lebensmittel angebaut, vermarktet und das Wissen darüber verbreitet werden können. Motto: "Superfood aus Sachsen-Anhalt".
Agrarwissenschaftlerin Urte Grauwinkel ist Teil des Teams und befasst sich mit Fachkollegen, Ernährungswissenschaftlern und Landwirten mit neuen Anbaumethoden. Das Projekt erstreckt sich über einen Zeitraum von vier Jahren noch bis 2023 und testet neue Anbausysteme für sehr sandige Böden beispielsweise, wie es sie in der Magdeburger Börde gibt. Oder sie arbeiten daran, die Bodenfruchtbarkeit trotz Hitze und Trockenheit zu erhöhen. Das Team experimentiert mit neuen und alten Kulturpflanzen und erarbeitet komplette Nutzungskreisläufe, die vom Feld in den Handel und bis auf den Teller bei uns zuhause reichen. Ein Koch zeigt in Workshops, wie neue und alte Nutzpflanzen in unseren Koch- und Ernährungsalltag eingebunden werden können.
Gesucht: Getreide, das fit ist für die trocken-heiße Zukunft
In dem Projekt wird also auf verschiedenen Ebenen angesetzt. Das fängt an auf dem Feld, wenn getestet wird, wie man Flächen so gestaltet, dass sie nicht der prallen Sonne ausgesetzt sind. Und wie der Wind gebremst werden kann, damit der Boden nicht abgetragen wird. Aber es wird auch mit Getreidearten aus der Region experimentiert, bei denen an alte Traditionen angeknüpft wird. Urte Grauwinkel erinnert an eine Art, die man noch vom Märchen kennt, den ewig quellenden "süßen Brei" der Gebrüder Grimm aus der Mitte des 19. Jahrhunderts: die Hirse. "Aber wir probieren auch neue Sachen aus, Quinoa, Kichererbsen, Hülsenfrüchte und in einem 400 Quadratmeter großen Zukunftsgarten wird getestet, ob hier Getreide aus Trockenregionen der Welt gedeihen, wie Amaranth oder Trockenreis", sagt die Agrarwissenschaftlerin.
Wie unsere Essgewohnheiten woanders für Hunger sorgen
Einer der Landwirte, die mitwirken am Projekt "Superfood aus Sachsen-Anhalt", ist Biohof-Betreiber Jonas Schulze Niehoff. Er baut bei Wanzleben auf einem Feld Quinoa an, eine Pflanze, die der Gartenmelde ähnelt, und die sehr anpassungsfähig ist und in den Anden seit 5.000 Jahren genutzt wird. Und die in der Werbung als "Superfood" angepriesen wird. Quinoa-Körner sind glutenfrei, erinnern an Bulgur und werden wie Reis oder Weizen zubereitet. "Baust du jetzt Unkraut an", witzeln manchmal Leute, erzählt der Biobauer im Gespräch mit MDR KULTUR. Seine Antwort auf die Frotzeleien: "Langfristig ist das unsere einzige Chance, wenn nämlich die Erträge des klassischen Getreideanbaus weiter zurückgehen." Außerdem weist er auf einen anderen Aspekt hin: "Die Quinoa, die wir aus Amerika importieren, bezahlen wir so gut, dass sich Leute in Südamerika, für die Quinoa Grundnahrungsmittel ist, das selbst nicht mehr leisten können." Europas Hunger auf Superfood aus der Ferne, verursacht woanders indirekt Hunger. Doch die Lösung liegt in diesem Fall ganz nah: wir bauen das Getreide einfach selbst.
Links/Studien
Mehr über das Projekt Superfood aus Sachsen-Anhalt finden Sie hier.
(lfw/am/MDR KULTUR)
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