Psychologie Weihnachtsvorfreude: Rezepte für entspannte Tage

05. Dezember 2022, 01:00 Uhr

Alle wollen besinnliche Abende, doch für Berufstätige und Eltern verlängern sich im Advent einfach nur die To-do-Listen. Projekte fertigstellen, Adventskalender basteln, Geschenke besorgen. Weniger Konsum in der Weihnachtszeit schafft Entspannung und bringt die Vorfreude zurück - das haben Forschende herausgefunden.

Für viele Menschen hat die Weihnachtszeit zwei Gesichter. Statt besinnlicher, gemütlicher Adventsstunden und geselliger Weihnachtsmarktbesuche artet die Adventszeit besonders für Berufstätige und Familien nicht selten in Stress aus. Arbeitsverdichtung, zu beendende Projekte, Weihnachtsbasteln für die Kinder, Geschenke besorgen und die Großeltern umsorgen – die Liste ist oft lang und die Ansprüche sind hoch. "Es entstehen zusätzliche berufliche und private Stressfaktoren“, erklärt der Rostocker Psychologe Oliver Weigelt. Vielen graue es vor den Pflichten in der Adventszeit. Die Arbeitsverdichtung trage dazu bei, "weil alle zur gleichen Zeit im Urlaub sind".

Tipp für Arbeitgeber: Aufgaben langfristig planen

In einer Studie haben Weigelt und sein herausgefunden, dass ein Berg unerledigter Aufgaben die eigentlich vorhandene und sehr positive Vorfreude auf das Fest empfindlich schmälern kann. "Wer alles frühzeitig abschließen kann, geht insgesamt auch besser gestimmt durch die Adventszeit". Der Forscher rät: "Arbeitgeber und deren Führungskräfte täten gut daran, Aufgaben längerfristig zu planen, damit sie ohne großen Druck im Voraus abgeschlossen werden könnten."

Zwei Geschenke sind mit Zeitung eingepackt und etwa mit Stempeln und einem Blatt dekoriert.
Weniger Konsum und weniger Geschenke führen automatisch zu mehr Entspannung. Das haben Forschende in einer Studie nachgewiesen. Bildrechte: Judith Heinze/MDR

Weniger Konsum, mehr Entspannung

Zu dem Ergebnis, dass Weihnachten stressen kann, kommt auch der Göttinger Soziologe Michael Mutz in einer Studie. In der groß angelegten Analyse von Daten aus dem European Social Survey (ESS) für elf historisch christliche europäische Länder: Belgien, Estland, Deutschland, Ungarn, Irland, die Niederlande, Portugal, Spanien, Schweden und das Vereinigte Königreich, wies er nach, dass "viele Europäer die Vorweihnachtszeit nicht besonders fröhlich erleben, sondern sich im Gegenteil oft niedergeschlagen und gestresst fühlen".

Was sorgt denn für das erhöhte Stresslevel? Da sind zum Beispiel die Vorbereitungen auf die Feiertage, und die Suche nach Geschenken, die auch jede Menge Zeit verschlingen kann. Glück haben hier alle, bei denen Konsum nicht im Vordergrund steht. Denn auch das hat der Göttinger Soziologe herausgefunden: Religiosität beispielsweise kann ein schützender Faktor gegen Stress sein. Für praktizierende Christen stehe meist nicht der Konsum im Vordergrund, sondern das Fest an sich.

Links/Studien

Originalpublikationen: Alles, was ich mir zu Weihnachten wünsche, ist Genesung


Außerdem: Es ist wirklich wahr – es gibt einen Zusammenhang zwischen Stress und grauen Haaren. WissenschaftlerInnen vermuten, dass die Evolution damit die Lebenserfahrung äußerlich anzeigen möchte.

(tomi)

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