Eichelhäher
Ein sehr seltener Gast in diesem Winter: der Eichelhäher. Bildrechte: IMAGO/ingimage

Stunde der Wintervögel Wohin sind die Vögel verschwunden?

30. Januar 2023, 11:12 Uhr

Keine Meise am Futterhaus, Fehlanzeige bei den Finken, kein krächzender Eichelhäher – die Wintervögel haben sich rargemacht. Das zeigt auch die Auswertung der "Stunde der Wintervögel". Es wurden 2023 deutlich weniger Tiere gesichtet.

Das Futterhaus vor meinem Fenster ist schon seit Wochen verwaist. Keine Ablenkung im Home-Office, schade eigentlich. Denn zwischendurch hatten sich endlich auch ein paar Blaumeisen unter ihre Kohlmeisen-Verwandten gemischt. Jetzt höre ich nur noch die Krähen krächzen und sehe ein paar Tauben. Die Blaumeisen sind im Garten hinterm Haus. Bei der Witterung ganz normal, ich weiß. Nicht nur die Meisen, auch alle anderen Vögel finden überall reichlich Futter, hatte uns Leif Miller, Geschäftsführer des Naturschutzbundes Nabu bereits im Dezember erklärt: "Kleiber, Eichelhäher, Kernbeißer und Buntspecht, Buchfink und auch der Bergfink als Wintergast, sowie der Erlenzeisig leben von den Baumfrüchten. Für sie ist der Tisch in diesem Winter überreich gedeckt."

Mastjahr und warmer Winter

2022 war ein Mastjahr, die Bäume trugen genug Früchte, und die bis auf wenige Tage für den Winter zu hohen Temperaturen sorgen auch nicht gerade dafür, dass die Vögel unsere Futterstellen ausgiebig besuchen. Einige typische Wintergäste wie der oben schon erwähnte Bergfink sind bei diesen Temperaturen gar nicht erst aus Nord- oder Osteuropa zu uns gezogen. Beim großen Zähl-Appell des Nabu, der "Stunde der Wintervögel", sind sie also nicht angetreten. Das macht sich in den Ergebnissen bemerkbar. Nur 33,4 Vögel wurden pro Garten, Park oder Futterstelle gemeldet, 2022 waren es 35,5. "Der Eichelhäher wurde mit im durchschnittlich 0,35 Exemplaren pro Garten so selten gesichtet wie noch nie bei der Stunde der Wintervögel", heißt es in der offiziellen Mitteilung des Nabu. Das ist nur halb so oft wie in den Jahren zuvor.

Müssen wir uns Sorgen machen? "Es ist zunächst einmal nicht problematisch, wenn weniger Vögel in die Gärten kommen", so Miller mit Blick auf das Mastjahr. Allerdings gebe es Mastjahre in immer kürzeren Abständen. Vermutliche Ursache ist die Klimakrise, die für immer schneller steigende Temperaturen sorgt, wie der Deutsche Wetterdienst in seiner Jahresbilanz für 2022 gerade bestätigt hat. "Das kann die Bäume auszehren und so auf lange Sicht auch zum Problem für unsere Vogelbestände werden", warnt der NABU-Bundesgeschäftsführer. 

Zahlen bitte: Welcher Vogel ist die Nummer eins?

Ganz oben auf der Rangliste, die 99.000 Enthusiasten im Regen des ersten Januar-Wochenendes mit ihren Zahlen füllten (2022 waren es mehr als 176.000), hat sich nichts verändert.  

Auf den ersten drei Plätzen liegen wie im vergangenen Jahr Haussperling, Kohlmeise und Blaumeise. Es folgen Amsel, Feldsperling, Elster und Buchfink.

Regionale Tendenzen: Auch in Mitteldeutschland führt der Hausspatz

In allen drei mitteldeutschen Bundesländern ist der Hausspatz ebenfalls auf Platz eins der Sichtungen. Hier die kaum veränderten Top 5 – alle übrigens mit Verlusten gegenüber 2022:

in Thüringen: Haussperling, Kohlmeise, Blaumeise, Feldsperling, Amsel;

in Sachsen-Anhalt: Haussperling, Kohlmeise, Feldsperling, Blaumeise, Amsel;

in Sachsen: Haussperling, Kohlmeise, Blaumeise, Feldsperling, Amsel.

Alle Ergebnisse finden Sie auf der interaktiven Karte des Nabu.

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | MDR Sachsenspiegel | 08. Januar 2023 | 19:00 Uhr

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