Ökologie Keine Vögel am Vogelhaus: Was ist los?
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05. Januar 2023, 13:59 Uhr
Was ist los, wenn am Vogelhäuschen Ruhe herrscht, und nicht mal eine Spatzenbande das Futter plündert. Und keine Amsel am Boden das verstreute Futter aufpickt? Es könnte am Mastjahr 2022 liegen.
Ebbe am Vogelhäuschen, kein Vogel nirgends? Das könnte am Mastjahr 2022 liegen. Also daran, dass Buche, Eiche, Fichte & Co so viele Früchte produziert haben, dass die Vögel in der Natur in diesem Winter reichlich Futter finden. NABU-Geschäftsführer Leif Miller sagt sogar: "Kleiber, Eichelhäher, Kernbeißer und Buntspecht, Buchfink und auch der Bergfink als Wintergast, sowie der Erlenzeisig leben von den Baumfrüchten. Für sie ist der Tisch in diesem Winter überreich gedeckt."
Ist das nun gut oder eher bedenklich? Je nachdem, von welcher Seite aus man das betrachtet. Einerseits ist es ja gut, wenn die Natur so viel Material liefert, dass alle Vögel satt werden. Für die jährliche "Vogelinventur" in Parks, Gärten, auf Balkonen im Januar, auch bekannt als Citizen-Science-Projekt "Stunde der Wintervögel", zu der der NABU zwischen 6. und 8. Januar 2023 einlädt, könnte das aber bedeuten, dass weniger Vögel an Futterhäuschen in Privatgärten gezählt werden, obwohl die Vogelbestände sich vielleicht gar nicht verändert haben.
Was ist ein Mastjahr?
Aber was steckt eigentlich hinter dem Begriff Mastjahr und wie oft treten Mastjahre auf, bzw. wann und warum? Der Begriff Mastjahr geht auf Zeiten zurück, in denen Bauern in Jahren mit besonders viel Eicheln Schweine zum Mästen in die Herbstwälder trieben, auf dass sie sich gründlich vollfraßen. So profitierte der Mensch indirekt über das Schweinefleisch von den Mastjahren der Eiche, denn die Haustiere verstoffwechselten den hohen Nährstoff- und Energiegehalt der Eicheln für den Menschen.
2022 gilt als so ein Mastjahr. Menschen mit Pollenallergie haben das wahrscheinlich im Frühjahr an der hohen Pollenbelastung gemerkt, wenn der Körper mit Schnupfen und tränenden Augen reagiert hat. Eigentlich hat jede Baumart einen eigenen Zyklus für Mastjahre, also für Jahre, in denen im Frühjahr extrem viele Fruchtblüten gebildet werden. Das kann zum Beispiel alle vier Jahre sein oder alle sieben Jahre, je nach Baumart. Die Pollenlast in der Luft, die Menschen mit Pollenallergie sind quasi ein erster Hinweis auf den Ernteertrag der Bäume, wobei das Wetter im Jahresverlauf, warme und trockene Sommer zum Beispiel, ebenfalls Einfluss darauf hat, ob ein Jahr zum Mastjahr wird oder nicht. Mastjahre bedeuten für Bäume auch, dass sie sehr viel Energie in die Ausbildung der Blütenstände und Früchte und somit in den Fortbestand der Art stecken. Was sie dann wiederum anfälliger machen kann gegenüber Krankheitserregern und Schädlingen. Auch rückblickend verraten Bäume übrigens Mastjahre: Ihre Jahresringe sind dann dünner, weil sie alle Kraft in die Fruchtbildung gesteckt haben und weniger in den Baumwuchs.
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