Soziale Medien Schöner Schein und schlechte Stimmung: Vergleiche mit Influencern schaden dem Ego
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05. Oktober 2023, 09:19 Uhr
Alles ist schön, nur wenig echt: In den sozialen Medien zeigt man sich, wie man gern gesehen werden will. Kinder und Jugendliche nehmen den Schein für bare Münze, vergleichen sich und fühlen sich deshalb schlecht. Diesen naheliegenden Gedanken belegt jetzt eine neue Studie. Das Auf der Influencer ist demnach nicht selten das Ab der jungen User.
Die Psychologin Andrea Irmer und ihr Team des DIPF Leibniz-Instituts für Bildungsforschung und Bildungsinformation gingen in ihrer Untersuchung vor allem der Frage nach, wie der Zusammenhang zwischen Vergleich und Selbstabwertung bei Jugendlichen entsteht. "Wir konnten sehen, dass Kinder und Jugendliche durch den Gebrauch von sozialen Medien ständig Vergleichen mit Personen ausgesetzt sind, die sie für sozial bessergestellt halten: Die sie zum Beispiel hübscher finden oder die ihnen wohlhabender, beliebter und glücklicher vorkommen. Je bewundernswerter sie das Leben der anderen fanden, desto schlechter fühlten sie sich selbst." Diese Aufwärtsvergleiche führten den Forschenden zufolge überhaupt erst zum Zusammenhang zwischen der Nutzung sozialer Medien und dem geringen Wohlbefinden und seien daher ein zentraler Faktor.
Für die Studie befragten die Wissenschaftler 200 Kinder und Jugendliche im Alter von 10 bis 14 Jahren sowie jeweils ein Elternteil. Die Probanden füllten zu Hause Fragebögen in vier Teilen aus: Die Eltern sollten zunächst über den Hintergrund der Kinder und Jugendlichen Auskunft geben – zum Beispiel über deren Persönlichkeit und die Geschwister. Zudem schätzten die Kinder und Jugendlichen grundlegend ihr Wohlbefinden und ihre Persönlichkeit ein und wie sie die sozialen Medien Instagram, TikTok und YouTube nutzen.
Social Media Nutzung: Wie war das Selbstwertgefühl vor dem Schlafen gehen?
Dann beantworteten die Teilnehmenden 14 Tage lang täglich Fragen zum jeweiligen Gebrauch der sozialen Medien, den dabei erlebten Aufwärtsvergleichen und wie sie sich insgesamt fühlten. Letzteres wurde in zwei Dimensionen erfasst: durch eine Einschätzung des Selbstwertgefühls und der Stimmung im Allgemeinen. Den Link zur Befragung bekamen die Kinder und Jugendlichen jeweils abends zugeschickt mit dem Hinweis, ihn kurz vor dem Zubettgehen auszufüllen. Zum Abschluss füllten die Probanden noch einen Fragebogen zu Punkten wie der Nutzung sozialer Medien an dem Tag aus.
Bei der Auswertung verglichen die Forschenden einmal die Kinder und Jugendlichen untereinander und schauten, ob sich bei denen häufigerer Nutzung sozialer Medien auch ein geringeres Wohlbefinden einstellte. Weiterhin schauten sie bei jedem einzelnen Teilnehmer, ob er an Tagen, an denen er mehr soziale Medien nutzte als normalerweise, über ein geringeres Wohlbefinden berichtete. Auch die Rolle der Aufwärtsvergleiche untersuchten die Forschenden auf diese zwei Arten. Von der Betrachtung des Einzelnen erhoffen sie sich mehr Hinweise auf Möglichkeiten, die Kinder bei Bedarf gezielt zu unterstützen.
Influencer und Nutzende: Je mehr schöner Schein, desto schlechter die Stimmung
Die Studienautoren kamen letztendlich zu folgenden Schlüssen: Wer mehr soziale Medien nutzte, beschrieb auch ein geringeres Selbstwertgefühl und schlechtere Stimmung. Eine große Rolle spielten dabei offenbar die Aufwärtsvergleiche, die User vornehmen. Es sei daher sinnvoll, Kinder und Jugendliche stärker darüber aufzuklären, dass soziale Medien nicht die komplette Realität abbilden, sondern die Posts meist geprägt sind von dem Bedürfnis der Akteure, sich besonders positiv darzustellen, bis hin zum Einsatz von Filtern zur Verschönerung von Gesichtsproportionen.
Zusätzliche Studien seien notwendig, um die neuen Befunde zu erhärten und die Hintergründe der Zusammenhänge besser zu verstehen. Weiterhin könnten die Ergebnisse dadurch beeinflusst worden sein, dass an der Studie vorwiegend Kinder aus sozial besser gestellten Familien teilgenommen haben und dass sich die Untersuchung vorwiegend auf soziale Medien mit vielen visuellen Inhalten konzentriert hat. Darüber hinaus könnten weitere Einflussfaktoren eine Rolle gespielt haben, die bislang nicht betrachtet wurden, zum Beispiel die soziale Interaktion im Freundeskreis.
Links/Studien
Die Studie ist im wissenschaftlichen Fachmagazin „Communications Psychology“ erschienen.
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