Erderwärmung Längere Sommer dank Klimawandel
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17. März 2021, 14:30 Uhr
Der Treibhauseffekt hat in fast allen Regionen der Nordhalbkugel die Sommer deutlich verlängert, seit 1952 durchschnittlich alle zehn Jahre um über vier Tage. Die Folgen für Pflanzen, Tiere und Menschen sind massiv.
Der Treibhauseffekt hat die Sommer auf der Nordhalbkugel der Erde zwischen 1952 und 2011 deutlich verlängert: Sie dauern zwischen zwei und drei Wochen länger als noch vor einem halben Jahrhundert. Wird die Aufheizung des Weltklimas nicht zumindest auf einem bestimmten Niveau angehalten, dann könnten Sommer im Jahr 2100 insgesamt sechs, Herbst, Winter und Frühling dagegen jeweils nur noch zwei Monate andauern. Zu diesem Schluss kommen jetzt auch chinesische Klimatologen um Jiamin Wang und Yupin Guan im Fachmagazin "Geophysical Research Letters".
Längere Sommer bedeuten auch mehr tropische Mücken und ihre Krankheiten
Klimagase wie Kohlendioxid und Methan halten die Wärme der Sonne in der Erdatmosphäre fest und verhindern, dass sie in den Weltraum entweichen kann. Je mehr davon in unserer Luft vorhanden ist, desto wärmer wird unser Klima. Dieser Treibhauseffekt ist lange bekannt und zeigt seit einigen Jahrzehnten immer gravierender seine Folgen. Pflanzen gehen jedes Jahr früher in die Blüte und Zugvögel verändern ihre Bewegungsmuster.
Mehr Grillpartys, aber auch mehr Dürren
Es mag ja zunächst verheißungsvoll klingen: Längere Sommer bedeuten mehr Gelegenheiten zum Baden in Seen und im Meer, mehr Gelegenheiten für Grillpartys, ein mediterranes Lebensgefühl in Berlin, London, Boston und Wladiwostok. Doch die länger stabil warmen Temperaturen bringen auch häufigere Hitzewellen, Dürren, Stürme und Waldbrände. Zyklen in Landwirtschaft und Wäldern werden verschoben und tropische Mücken können sich in neue, nördlichere Lebensräume ausbreiten. Damit steigt dort die Gefahr von Krankheiten wie Gelbfieber, Dengue und Zika.
China sah die Verantwortung für die Reduktion der Klimaemissionen lange Zeit bei den frühen Industrieländern. Dort habe man mit der Verbrennung fossiler Brennstoffe den Aufbau einer modernen Wirtschaft geschafft. Dieses Recht habe das Reich der Mitte nun auch, argumentierten die Politiker der Volksrepublik auf internationalen Klimagipfeln. Insofern ist es bemerkenswert, wenn jetzt Forscher im offiziellen Auftrag der Zentralregierung feststellen, wie verheerend die Folgen der Erderwärmung auch für China werden.
Mehr extreme Hitzerereignisse im Sommer
Die Forscher Wang und Guan haben für ihre Studien Wetteraufzeichnungen von 1952 bis 2011 analysiert und verschiedene Klimaprojektionen bis 2100 durchgerechnet. Dabei konzentrierten sie sich auf die Regionen zwischen dem 30. und dem 60. Breitengrad auf der Nordhalbkugel, das entspricht bei uns der Region zwischen der nordafrikanischen Mittelmeerküste und dem Süden Schwedens. In Ostasien wird davon die nördliche Hälfte Chinas abgedeckt.
Bei ihrer Auswertung definierten sie Sommer als die Jahreszeiten, in denen die Durchschnittstemperaturen im oberen Viertel des jährlichen Spektrums lagen. Winter wiederum fassten sie als die Perioden, in denen die Temperaturen in das untere Viertel sanken. Herbst und Frühling wurden als die jeweiligen Übergangszeiträume definiert.
Dabei zeigte sich ein klarer Trend: Die Sommer verlängerten sich alle zehn Jahre im Schnitt um 4,2 Tage. Die Winter hingegen wurden 2,1 Tage kürzer, Frühling und Herbst verloren 1, beziehungsweise 1,1 Tage. Am extremsten zeigte sich diese Entwicklung in der Mittelmeerregion, am schwächsten war sie im Zentrum der USA ausgeprägt. Zugleich stiegen die Temperaturen am stärksten im Sommer, auch die Zahl der extremen Hitze-Ereignisse nahm in dieser Zeit am stärksten zu.
Wie geht es weiter?
Wie wird sich diese Entwicklung in Zukunft fortsetzen? Wang und Guan haben hierfür auf die gängigen Berechnungsmodelle CMIP 5 und 6 zurückgegriffen, die weltweit genutzt werden, um die Auswirkungen des Treibhauseffekts auf das Weltklima zu berechnen. Demnach kann die Länge des Sommers auf dem aktuellen Niveau stabilisiert werden, wenn es gelingt, neue Klimaemissionen bis zur Mitte des Jahrhunderts auf null zu reduzieren.
In knapp 80 Jahren könnte der Frühling schon im Januar beginnen
Stößt die Menschheit dagegen weiterhin mehr CO2 aus, als Pflanzen und Meere aufnehmen können, dann verschieben sich die Jahreszeiten weiter. Bis 2100 könnte der Frühling dann schon Mitte Januar beginnen, der Sommer bereits Anfang Mai. Der Herbst würde nicht länger im September, sondern erst Ende Oktober beginnen. Winter wäre nur noch zwischen Mitte Dezember und Mitte Januar. Die Folgen für die Landwirtschaft, die öffentliche Gesundheit und den Katastrophenschutz wären verheerend.
Zur Studie
Wang et.al.: Changing Lengths of the Four Seasons by Global Warming, Geophysical Research Letters, https://doi.org/10.1029/2020GL091753
(ens)
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