Das Weltall
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Außerirdisches Leben Rechenmodell für intelligente Wesen, nicht nur in unserem Universum

13. November 2024, 16:48 Uhr

Die Wahrscheinlichkeit, dass in unserem Universum – oder in hypothetischen anderen Universen – intelligentes Leben entsteht, lässt sich mit einem neuen theoretischen Modell abschätzen, das die berühmte Drake-Gleichung aus den 1960er-Jahren ablösen könnte.

Wie viele Zivilisationen es "da draußen" in unserer Galaxie gibt, die mit uns kommunizieren können oder wollen, war bislang prinzipiell leicht zu berechnen. Dazu musste man nur sieben Faktoren miteinander multiplizieren, nämlich die mittlere Sternentstehungsrate pro Jahr in unserer Galaxie, den Anteil an Sternen mit Planetensystem, die durchschnittliche Anzahl der Planeten (pro Stern) innerhalb der Ökosphäre, den Anteil an Planeten mit Leben, den Anteil an Planeten mit intelligentem Leben, den Anteil an Planeten mit Interesse an interstellarer Kommunikation und die Lebensdauer einer technischen Zivilisation in Jahren.

Drake-Gleichung
Drake-Gleichung Bildrechte: University of Rochester

So lautet jedenfalls die sogenannte Drake-Gleichung, zurückgehend auf den gleichnamigen im Jahr 2022 verstorbenen US-Astrophysiker, der seine Formel 1961 in die Welt brachte. Problem bei dieser Gleichung: Das Produkt, das man herausbekommen will, besteht aus Faktoren, von denen die meisten unbekannt sind. Und so kann man nur geschätzte Werte einsetzen, was bei Frank Drake anfangs zu sehr optimistischen Berechnungen führte, was das Vorhandensein intelligenten außerirdischen Lebens angeht. Jüngere Lösungen einer Abwandlung dieser Gleichung mit Einbeziehung modernerer Wahrscheinlichkeitsverteilungen kommen da zu weit pessimistischeren, um nicht zu sagen ernüchternden Ergebnissen, wonach außerirdisches Leben innerhalb und außerhalb der Milchstraße sehr, sehr unwahrscheinlich ist. Und wieder andere Rechenansätze sagen: Klar, mehr als 30 intelligente Zivilisationen allein in der Milchstraße sind problemlos möglich. Ja, was denn nun?

Aber, hurra, jetzt gibt es eine neue Formel. Oder besser gesagt ein Rechenmodell, denn ein ganz so simples Produkt aus sieben Faktoren ist es nicht, was da in der "Royal Astronomical Society" im Vereinigten Königreich entwickelt und jetzt auch vorgestellt wurde. Das Allerbeste daran: Das Modell beschränkt sich nicht auf die Milchstraße, auch nicht auf unser Universum, sondern bezieht auch hypothetische andere Universen mit ein. Und dabei zeigt sich: Hier bei uns herrschen nicht einmal die besten Voraussetzungen für intelligentes Leben.

Unseres ist nicht das chancenreichste Universum für Leben

Astrophysiker unter der Leitung der Universität Durham konzentrieren sich in ihrem Modell auf die Bedingungen, die durch die Beschleunigung der Expansion des Universums und die Anzahl der entstandenen Sterne geschaffen werden. Es wird angenommen, dass diese Expansion durch eine mysteriöse Kraft, die so genannte dunkle Energie, angetrieben wird, die mehr als zwei Drittel des Universums ausmacht. Durch die dunkle Energie dehnt sich das Universum schneller aus, wodurch die Anziehungskraft der Schwerkraft ausgeglichen wird, und ein Universum entsteht, in dem sowohl Expansion als auch Strukturbildung möglich sind.

Damit sich jedoch Leben entwickeln kann, muss es Regionen geben, in denen sich die Materie zu Sternen und Planeten verklumpen kann, und sie muss über Milliarden von Jahren stabil bleiben. Die neuen Forschungsergebnisse legen nahe, dass Sternentstehung und großräumige Strukturentwicklung im Universum auf subtile Weise zusammenwirken, um den optimalen Wert der dunklen Energiedichte zu bestimmen, der für die Entstehung von intelligentem Leben erforderlich ist. Dabei wird (im Gegensatz zur Drake-Gleichung) nicht versucht, die absolute Zahl intelligenten außerirdischen Lebens zu berechnen, sondern die relative Wahrscheinlichkeit eines zufällig ausgewählten intelligenten Lebewesens, das ein Universum mit bestimmten Eigenschaften bewohnt, betrachtet.

Der in der Studie vorgestellte Ansatz beinhaltet für verschiedene Dichten dunkler Energie die Berechnung des Anteils der gewöhnlichen Materie, die im Laufe der gesamten Universumsgeschichte in Sterne umgewandelt wird. Das Modell sagt voraus, dass dieser Anteil in einem Universum, das bei der Bildung von Sternen am effizientesten ist, etwa 27 Prozent betragen würde. In unserem eigenen Universum seien es aber nur 23 Prozent. Das bedeute, dass wir nicht in dem hypothetischen Universum mit den größten Chancen für die Entstehung intelligenter Lebensformen leben. Oder anders ausgedrückt: Es gibt theoretisch "bessere" Dichte-Werte bei der dunklen Energie als hier bei uns.

Lucas Lombriser, Kosmologie-Professor in Genf und Mitautor der Studie, sagt: "Es wird spannend sein, das Modell anzuwenden, um die Entstehung von Leben in verschiedenen Universen zu untersuchen und zu sehen, ob einige grundlegende Fragen, die wir uns über unser eigenes Universum stellen, neu interpretiert werden müssen."

Links / Studien

Die Studie "The impact of the cosmological constant on past and future star formation" wurde im Fachjournal "Monthly Notices of the Royal Astronomical Society" veröffentlicht.

(rr)

Dieses Bild des VISTA-Teleskops der ESO zeigt eine himmlische Landschaft aus riesigen, leuchtenden Gaswolken und Staubfäden, die heiße junge Sterne umgeben. Diese Infrarotansicht zeigt die als NGC 6357 bekannte Sternenkindergartens in einem neuen Licht. 1 min
Bildrechte: ESO/VVV Survey/D. Minniti. Acknowledgement: Ignacio Toledo
1 min

Vergleich von Aufnahmen im optischen Bereich und den gleichen Ausschnitten des Himmels im infraroten Bereich (nach Nachbearbeitung).

Fr 27.09.2024 06:59Uhr 01:26 min

https://www.mdr.de/wissen/videos/neue-karte-der-milchstrasse-102.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Video

Dieses Thema im Programm: MDR S-ANHALT | Unterwegs in Sachsen-Anhalt | 02. November 2024 | 18:15 Uhr

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