Infektionslage Weiterhin mehr Erkältungen als vor Pandemie – Saison für Mückenkrankheiten beginnt
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02. Juni 2023, 16:00 Uhr
Das Robert Koch-Institut registriert immer noch mehr Atemwegsviren als vor der Pandemie, darunter auch Corona. Zudem beginnt nun die Saison für Erreger wie das West-Nil-Virus, die von Mücken übertragen werden.
Die große Grippe- und Erkältungswelle ist mit den steigenden Temperaturen zwar zu Ende gegangen, doch allgemein ist die Zahl der Infektionen mit Atemwegsviren weiterhin höher als vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020. Das geht aus dem aktuellen ARE-Wochenbericht des Robert Koch-Instituts hervor. Demnach infizierten sich in der letzten Maiwoche etwa 5,4 Millionen Deutsche neu, das entspricht etwa 5,4 Prozent der Bevölkerung. Im Jahr 2019 lag dies Quote bei etwas über 4 Prozent und damit über einen Prozentpunkt geringer.
Sars-CoV-2 wird weiterhin regelmäßig in Laboren nachgewiesen
Laut RKI zirkulieren derzeit vor allem die vergleichsweise harmlosen Rhinoviren, die zu den einfachen Erregern von Schnupfen gehören. Daneben werden auch Parainfluenzaviren (PIV) weitergegeben und auch Sars-CoV-2 taucht weiterhin in den Stichproben aus den Arztpraxen auf. Influenzaviren haben dagegen derzeit keine Saison.
In seinem aktuellen epidemiologischen Bulletin warnt das RKI zudem vor der jetzt beginnenden Saison für Infektionen, die durch Stechmücken übertragen werden. Weil sich dank der Erwärmung des Klimas immer mehr Spezies der blutsaugenden Insekten in Deutschland wohlfühlen, breiten sich auch damit verbundene Krankheitserreger wie das West-Nil-Virus (WNV) weiter in Deutschland aus.
Saison für West-Nil-Virus beginnt – Infektion kann zu Hirnhautentzündung führen
Allerdings sind die Zahlen bei weitem nicht vergleichbar mit denen von Atemswegserregern wie Corona oder Grippe. Im Jahr 2022 meldeten Ärzte und Labore ganze 17 Fälle von West-Nil-Virus-Ansteckungen an das RKI. Im Jahr 2020 waren es 22 Fälle, bislang Rekord. Bei den meisten Menschen verläuft eine Ansteckung mit dem Erreger aus der Flavivirus-Familie mild. Bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem kann es aber zu schweren Verläufen kommen, etwa wenn das Virus das Gehirn erreicht und dort eine Hirnhautenzündung auslöst. Im Jahr 2020 starb deshalb eine Person an einer Ansteckung.
Die Autoren des RKI-Berichts vermuten, dass viele Infektionen unentdeckt bleiben, weil sie zu mild oder ganz ohne äußere Anzeichen verlaufen. Von den 17 gemeldeten Fällen im vergangenen Jahr waren vier Infektionen asymptomatisch. Entdeckt wurden sie primär bei Blut- und Plasmaspendern.
Warum es in einigen Jahren zu vergleichsweise vielen und in anderen kaum zu neuen Ansteckungen kommt, ist bislang unklar. "In Jahren, in denen das Frühjahr warm ist, es insgesamt nicht zu trocken ist und die Sommer/Spätsommer lang und warm verlaufen, ist vermutlich mit höheren Zahlen von WNV-Infektionen bei Menschen und Pferden zu rechnen", schreiben die Autoren des Berichts. Allerdings gilt auch: "Die Meldefallzahlen und der Beobachtungszeitraum sind bislang noch zu klein, um hier detaillierte statistische Zusammenhänge ableiten zu können."
Jahr | Fallzahl |
---|---|
2019 | 5 |
2020 | 22 |
2021 | 4 |
2022 | 17 |
Schwerpunktgebiete für West-Nil-Virus sind Sachsen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg
Die meisten Infektionen wurden bislang im August registriert, der Zeitraum reicht aber insgesamt von Juli bis Oktober. Das RKI rät Ärzten, vor allem bei ungewöhnlichen Häufungen von Fiebererkrankungen im Sommer oder bei ungewöhnlichen Hirnhautentzündungen hellhörig zu werden und einen Test auf WNV zu veranlassen, auch wenn die betreffende Person zuvor nicht im Ausland unterwegs war.
Für das West-Nil-Virus selbst sind Menschen eigentlich eine Sackgasse. Die Forscher sprechen von einem Fehlwirt, dazu gehören auch Pferde. Denn aus diesen beiden Säugetieren kehren die Viren meistens nicht zurück in die Mücken. Wirklich heimisch dagegen ist der Erreger in Vögeln. Deshalb sammelt das für Tiergesundheit zuständige Friedrich-Löffler-Institut (FLI) Daten zu WNV-Infektionen bei Pferden und Vögeln. Hiebei zeigt sich, dass die Schwepunktgebiete vor allem im Osten Deutschlands liegen. Neben Berlin und Brandenburg sind das Nordsachsen und Sachsen-Anhalt.
Ausbreitung der Tigermücke erhöht Risiko durch Tropenviren wie Chikungunya, Dengue und Zika
Neben dem West-Nil-Virus verfolgen die RKI-Experten auch die Ausbreitung der Asiatischen Tigermücke aufmerksam. Sie hat sich in Deutschland im Rheingraben und in Thüringen fest etabliert, wurde außerhalb davon aber schon im ganzen Land registriert. Sie ist eine mögliche Überträgerin von Chikungunya-, Dengue- oder Zikaviren. Dazu kommt es aber erst, wenn Reiserückkehrer die Krankheiten eingeschleppt haben und sich die hiesigen Tigermücken-Populationen mit den Erregern anstecken konnten. "Dies ist bislang in Deutschland nicht beobachtet worden", heißt es in dem Bericht.
Im südlichen Europa dagegen wurden bereits kleine Cluster von Chikungunya-, Dengue und vereinzelt von Zika-Virus-Übertragungen beobachtet. Im vergangenen Jahr kam es zudem zu einem kleinen Cluster von Zika-Übertragungen aus der Insel Ibiza, wo sich auch zwei Deutsche angesteckt hatten.
Links/Studien
- Robert Koch-Institut: ARE Wochenbericht, KW 21
- Robert Koch-Institut: Epidemiologisches Bulletin 22/2023
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