Eine weibliche Hand umfasst das Gelenk der anderen Hand. Die Stelle ist rot eingefärbt.
Die Angst vor einer starken Gewichtszunahme und erhöhtem Blutdruck, wenn man Rheuma mit Cortison behandelt, ist unbegründet, legt eine neue Studie nahe. Bildrechte: Colourbox.de

Wissen-News Cortison bei Rheuma: Weniger Gewichtszunahme und Blutdruckveränderung als angenommen

16. August 2023, 11:08 Uhr

Eine Forschungsgruppe der Charité Berlin hat herausgefunden, dass bei Rheuma-Patienten der negative Einfluss von Cortison-Präparaten auf Gewicht und Blutdruck nicht so groß ist, wie oft angenommen.

Die Studie der Berliner Charité, veröffentlicht im Journal "Annals of Internal Medicine", basiert auf der Analyse von Daten von über 1.100 Rheuma-Patienten aus fünf vorherigen Studien. Für die Analyse richtete das Team den Blick gezielt auf abgeschlossene Arbeiten mit besonders hochwertiger Methodik, sogenannte randomisierte Kontrollstudien. Patienten, die über zwei Jahre Cortison erhielten, zeigten nur eine geringfügige Gewichtszunahme von durchschnittlich einem Kilo im Vergleich zu unbehandelten Patienten. Es wurde außerdem kein signifikanter Einfluss auf den Blutdruck festgestellt.

"Die Ergebnisse unserer Studie machen die Leitlinien nicht obsolet, denn Glukokortikoide können auch andere schwerwiegende Nebenwirkungen wie Osteoporose, Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder eine Neigung zu Infektionen mit sich bringen", sagte Studienleiter Frank Buttgereit von der Charité. Für viele Rheuma-Patienten und ihre Ärzte sei aber die Sorge vor einer Erhöhung von Blutdruck und Gewicht ein wichtiges Entscheidungskriterium. Laut der Analyse hätte das jedoch keine große Relevanz. "Stattdessen sollte die Entscheidungsfindung eher die anderen Nebenwirkungen in den Blick nehmen", so Buttgereit.

Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) betont weiterhin die Bedeutung einer fundierten Aufklärung über Cortison-Behandlungen. Es wird darauf hingewiesen, dass viele Ängste und Missverständnisse über Cortison auf veralteten Informationen beruhen. Bei korrekter Anwendung und Dosierung können die Vorteile der Behandlung die potenziellen Risiken überwiegen. Zu beachten sei jedoch die Art der Verabreichung. So hätten Tabletten vor allem bei längerer Einnahme deutlich stärkere Nebenwirkungen als Salben.

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Laut der Deutschen Rheuma-Liga leiden in Deutschland rund 17 Millionen Menschen an Rheuma. Die Auto-Immunkrankheit gehört damit zu den häufigsten Erkrankungen. Bildrechte: IMAGO / Panthermedia
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