Wissen-News Mit oder ohne Kind – Männer und Frauen sind über nahezu die gesamte Lebensspanne gleich zufrieden
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20. Dezember 2024, 17:00 Uhr
Kinderlose und Eltern unterscheiden sich mit Hinblick auf ihr psychisches Befinden nur wenig. Ein unerfüllter Kinderwunsch aus jungen Jahren kann allerdings weitreichende Folgen für die mentale Gesundheit bei Frauen haben.
In einer umfassenden Langzeitstudie der HU Berlin haben Psychologen untersucht, wie sich Kinderlosigkeit auf die psychische Gesundheit, das Wohlbefinden und das Gefühl von Einsamkeit bei Männern und Frauen auswirkt. Auch wenn Menschen mit und ohne Kind ähnlich zufrieden sind, konnten doch Unterschiede festgestellt werden. Diese hängen besonders davon ob, ob junge Erwachsene Eltern werden wollen oder nicht.
Männer fühlen sich weniger einsam, wenn sie Väter sind
562 Personen wurden zwischen 1990 und 2020 durchschnittlich über einen Zeitraum von 25 Jahren untersucht. Die eine Hälfte wurde währenddessen Eltern, die andere nicht. Vergleiche zwischen den beiden Gruppen wurden auf soziale, finanzielle, berufliche und gesundheitliche Unterschiede hin kontrolliert. Kinderlose berichteten insgesamt von besserer psychischer Gesundheit und selteneren negativen Emotionen. Eltern erlebten dagegen sowohl häufige negative als auch positive Emotionen, und sie fühlten sich etwas seltener einsam. Aber: Nur Männer fühlten sich weniger allein, wenn sie Kinder hatten, dagegen erlebten Frauen mit und ohne Kinder Einsamkeit in gleichem Maße.
Größte Differenzen im mittleren Alter
Die Unterschiede zeigten sich besonders im Alter zwischen 30 und 40, wo Kinderlose ein stabileres Gefühlsleben zu haben scheinen als Eltern. Die Psychologin Laura Buchinger vermutet: "Eine mögliche Erklärung hierfür ist, dass sich junge Eltern in dieser Zeit in ihrer neuen Rolle zurechtfinden müssen. Außerdem stellen die Dreißiger und Vierziger in unserer Gesellschaft so etwas wie die 'Rushhour' des Lebens dar. Diese Lebensphase ist von enormen Belastungen im beruflichen und privaten Bereich geprägt, da in diesem Alter die Weichen für die berufliche Karriere gestellt werden, während gleichzeitig die noch jungen Kinder und vielleicht auch die eigenen alternden Eltern viel Sorgearbeit erfordern."
Kinderwunsch wirkt sich auf psychische Gesundheit kinderloser Frauen aus
Einen besonderen Fokus legten Buchinger und ihr Team auf die Frage, welche Rolle der Wunsch nach eigenen Kindern im jungen Alter spielt. Die Analyse zeigte, dass eine schlechtere psychische Gesundheit bei kinderlosen Frauen davon abhing, ob es ihnen in jungen Jahren wichtig war, ein Kind zu bekommen. "Diese Ergebnisse legen nahe, dass nicht Kinderlosigkeit an sich mit schlechterer psychischer Gesundheit einhergeht. Entscheidend ist vielmehr, wie stark das normative Ziel Elternschaft verinnerlicht wurde – insbesondere bei Frauen", erklärt Buchinger. "Wie leicht es fällt, ein Ziel loszulassen, hängt auch damit zusammen, wie stark dieses Ziel gesellschaftlich verankert ist und wie viele ähnlich attraktive und ähnlich gesellschaftlich geschätzte Alternativen es gibt. Hier könnten Interventionen ansetzen, indem diverse Lebensentwürfe sichtbar gemacht und als gleichwertig behandelt werden."
Links/Studien
Die Untersuchung "Kids or No Kids? Life Goals in One’s 20s Predict Midlife Trajectories of Well-Being" wurde in der Zeitschrift "Psychology & Aging" veröffentlicht.
pm/jar
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Hormongesteuert | 24. November 2024 | 19:35 Uhr
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