Wissen-News Hoher Bildungsabschluss allein hilft nicht beim Erkennen von Fake News
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06. Februar 2025, 13:57 Uhr
Fehlinformationen gelten dem Global Risk Report 2024 als eines der größten Risiken für die Welt. Doch um aufzuklären, braucht es Wissen darüber, wer überhaupt Fake News erkennen kann. Eine Untersuchung aus Berlin liefert Einblicke in diese Fragestellung.
Nicht einmal die Hälfte der Kinder und Jugendlichen fühlt sich einer PISA-Studie von 2022 dazu in der Lage, die Qualität von Informationen problemlos zu bewerten. Sebastian Gutknecht, Direktor der Bundeszentrale für Kinder- und Jugendmedienschutz mahnt daher kurz vor dem Safer Internet Day am kommenden Dienstag (11. Februar): "Eine fundierte Medienbildung ist unerlässlich, um Desinformation und Fake News wirksam zu begegnen und das Kinderrecht auf sichere digitale Teilhabe zu verwirklichen." Doch wie soll die Aufklärung aussehen und wer kann überhaupt Fake von Fakt unterscheiden?
Bildungsniveau spielt kaum eine Rolle
Der Bildungsabschluss etwa macht offenbar kaum einen Unterschied bei der Anfälligkeit für Fehlinformationen im Netz: Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung über Menschen in den USA. Entscheidender seien Vertrautheit und sogenannte parteiische Verzerrung, wie das Institut am Mittwoch in Berlin mitteilte. Maßnahmen gegen die Verbreitung von Fake News müssten diese Effekte stärker berücksichtigen.
Untersucht wurden in der Meta-Analyse den Angaben zufolge 31 US-Studien mit 256.337 Entscheidungen von 11.561 Teilnehmenden im Alter von 18 bis 88 Jahren. Ziel war es, zu untersuchen, wie demografische Faktoren wie Alter oder Bildung und psychologische Faktoren wie analytisches Denken, parteiische Verzerrung oder Vertrautheit beeinflussen, wie Online-Informationen eingeordnet werden.
Altersgerechte Aufklärung notwendig
Die verbreitete Annahme, dass höher gebildete Personen weniger anfällig für Fehlinformationen seien, bestätigte sich dabei nicht, wie es hieß. Auch seien ältere Erwachsene besser als Jüngere darin gewesen, wahre von falschen Schlagzeilen zu unterscheiden. "Die Ergebnisse unterstreichen die dringende Notwendigkeit, Medienkompetenz und kritisches Denken frühzeitig in die Schulcurricula zu integrieren. Jüngere Erwachsene, die als 'Digital Natives' gelten, waren weniger in der Lage, zwischen wahren und falschen Nachrichten zu unterscheiden", sagte der Mitautor der Studie Ralf Kurvers.
Es brauche daher altersgerechte Programme zur Förderung von Medienkompetenz, auch, weil bisherige Forschung gezeigt hat, dass sich ältere Menschen häufiger mit Fehlinformationen befassen und diese online teilen.
Wenn Zugehörigkeit die Urteilskraft schlägt
Auch Personen mit einer ausgeprägten Fähigkeit zu analytischem Denken konnten wahre und falsche Meldungen eher unterscheiden. Zugleich neigten sie verstärkt zur "parteiischen Verzerrung": Das bedeutet, Nachrichten eher für wahr zu halten, die der eigenen politischen Identität entsprechen. Mitunter arbeite das analytische Denken gegen die eigene Urteilsfähigkeit, um bestehende Überzeugungen, Werte oder politische Zugehörigkeit zu schützen – so erklärten die Forschenden den paradox erscheinenden Effekt.
Am stärksten wirkte derweil die Vertrautheit: "Wenn Teilnehmende angaben, eine Nachrichtenschlagzeile bereits gesehen zu haben, hielten sie diese eher für wahr", erklärt Ralf Kurvers. Diese Erkenntnis unterstreiche, wie gefährlich es sei, wenn Fehlinformationen sich rasant verbreiteten und immer wieder angezeigt würden. "Angesichts des Aufstiegs des Rechtspopulismus sind die Ergebnisse der Studie hochrelevant und könnten Debatten darüber beeinflussen, wie Fehlinformationen in verschiedenen demografischen Gruppen am besten bekämpft werden können", betonte Kurvers.
Weitere Informationen
Die Studie "Susceptibility to online misinformation: A systematic meta-analysis of demographic and psychological factors" ist Teil eines größeren Forschungsprojekts am MPI für Bildungsforschung. Die Wissenschaftler haben kürzlich in dessen Rahmen bereits eine Werkzeugkiste für den Kampf gegen Fehlinformationen zusammengestellt.
kna/dpa/jar
Dieses Thema im Programm: Das Erste | Mittagsmagazin | 05. Februar 2025 | 12:10 Uhr
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