Wissen-News Wohlstand und Gleichberechtigung: Hier essen Männer besonders viel Fleisch

14. Juni 2024, 14:00 Uhr

Gerade in wohlhabenden Ländern wie Deutschland essen Männer deutlich mehr Fleisch als Frauen, findet eine aktuelle Studie heraus. Während Männer, wenn sie es sich leisten können, zu Fleisch greifen, sei das bei Frauen eher selten der Fall, resümieren die Studienautoren. Auch Geschlechterstereotype könnten bei der Fleischwahl eine Rolle spiele.

Männer essen häufiger Fleisch als Frauen, aber: Das betrifft nicht alle Länder gleichermaßen. Eine aktuelle Studie hat untersucht, in welchen Ländern die Diskrepanz besonders ausgeprägt ist und kommt zu dem Ergebnis, dass die Unterscheide gerade in wohlhabenden Ländern mit hoher Gleichberechtigung besonders ausgeprägt sind. Die Studie im Journal "Scientific Reports" kommt deshalb zu dem Ergebnis, dass es sich beim unterschiedlichen Fleischkonsum nicht so sehr um einen generellen Unterschied zwischen den Geschlechtern handelt, sondern eher um ein gesellschaftliches Phänomen.

Mit zunehmender Gleichberechtigung steigen die Unterschiede zwischen den Geschlchtern

Die Forschenden um Christopher Hopwood von der Universität Zürich schreiben, dass häufig das Gegenteil angenommen werde, nämlich, dass mit zunehmender Gleichberechtigung auch die Unterschiede zwischen den Geschlechtern abnähmen. Doch immer mehr Forschung zeige stattdessen zunehmende Unterschiede.

Hopwood und seine Kollegen geben eine Erklärung dafür: "Menschen in Ländern mit größerer Gleichstellung der Geschlechter haben mehr Möglichkeiten, das zu essen, was sie wollen – weil es dort einen größeren finanziellen Spielraum gibt und weil der Druck aufgrund der Geschlechterrollen geringer ist." Zum Beispiel könnten sich Ehepartner bei einer gemeinsamen Mahlzeit auch mal für unterschiedliche Dinge entscheiden. Dafür sei das Geld da, es gebe ausreichend vegetarische Optionen und es sei gesellschaftlich akzeptiert.

Frauen essen weniger Fleisch als man vermuten könnte

Da Fleisch verhältnismäßig teuer sei, werde in ärmeren Ländern tendenziell weniger gegessen, fährt Hopwood fort. Könnten es sich die Menschen aber leisten und frei wählen, dann schlügen vor allem Männer bei Steak, Wurst und Geflügel zu. "Frauen in wohlhabenden und geschlechtergerechteren Ländern essen möglicherweise weniger Fleisch als man aufgrund der Gesamtwirkung von Wohlstand und Geschlechtergleichheit vermuten könnte."

Deutschland liegt in der Studie ganz vorne

Für ihre Untersuchung befragten die Forschenden mehr als 20 000 Menschen aus 23 Ländern online dazu, wie häufig sie Fleisch essen. Die Teilnehmenden kamen aus Nord- und Südamerika, aus Europa und Asien. Dabei fiel auf: In Indien, China und Indonesien gab es beim Fleischverzehr wenig Unterschiede zwischen Männern und Frauen. Am größten waren die Unterschiede unter den untersuchten Ländern in Deutschland. Die Forschenden weisen aber selbst darauf hin, dass 23 Länder eine vergleichsweise kleine Anzahl sei. Auch die Gründe für den Fleischkonsum haben die Forschenden für ihre Studie nicht abgefragt. Sie erklären aber, dass in vielen Kulturen der Konsum von Fleisch mit Männlichkeit und Potenz in Verbindung gebracht werde.

Laborfleisch und Fleischersatzprodukte könnten mehr Absatz finden

Laut den Ergebnissen der Studie könnte es dementsprechend sinnvoll sein, Verbrauchenden insbesondere in wirtschaftsstarken Ländern mehr Möglichkeiten zu bieten, beispielsweise durch Fleischersatzprodukte oder im Labor gezüchtetes Fleisch.

Links/Studien

Die Studie Paradoxical gender effects in meat consumption across cultures zum Nachlesen gibt es hier.

iz/dpa

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | MDR INVESTIGATIV - Hinter der Recherche | 08. September 2023 | 12:02 Uhr

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