Potenziell tödlich Menschenmassen: Ab acht Personen pro Quadratmeter wird es gefährlich
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05. Februar 2025, 18:00 Uhr
Forscher haben Bewegungen von Menschenmassen bei dicht gedrängten Festivals analysiert. Ab einer bestimmten Personendichte ähneln sich die Bewegungsmuster – sie traten auch beim Love Parade Unglück in Duisburg auf.
Dichte Menschenmassen können zur tödlichen Gefahr werden, das hat sich in Deutschland zuletzt bei der Loveparade-Katastrophe in Duisburg 2010 gezeigt. 21 Menschen starben, als die auf Einlass wartende, extrem dichte Menge plötzlich in Panik geriet. Das Phänomen ist kein Einzelfall. Erst Ende Januar starben in Indien mindestens 30 Pilger, als beim Kumbh Mela Fest eine Panik ausbrach.
Physiker aus Frankreich und Spanien haben jetzt Videoaufnahmen des Unglücks mit Aufnahmen der Menschenmenge bei einem traditionellen Volksfest im Baskenland in Spanien verglichen. So wollten sie den Bewegungsmustern auf die Spur kommen, die zu tödlichen Unglücken führen. Dazu werteten die Wissenschaftler die Bilder mit Hilfe von Software aus. Daraus erstellten sie ein Computermodell.
Vielleicht wichtigstes Ergebnis: Erreicht die Dichte der Menschen pro Quadratmeter die Schwelle von sechs Personen, verlieren die Menschen darin ihre eigene Bewegungsfähigkeit und das Bewegungsmuster entspricht plötzlich dem einer Flüssigkeit. Wie die Autoren um Denis Bartolo vom CNRS in Lyon im Magazin Nature berichten, können in diesem Zustand auf einmal weit voneinander entfernte Personen durch ihre Handlungen Einfluss aufeinander haben. So entstehen dann Wellen, bei denen enorme Kräfte auf die Körper wirken können.
Bei der Analyse der ankommenden Besucher beim San Fermin Festival in Pamplona, Spanien, sahen die Forscher zudem, dass bereits die Schwelle von vier Personen pro Quadratmeter eine kritische Größe darstellt. Das sei wie eine Veränderung des Aggregatzustands von Stoffen, heißt es in einem Begleitartikel zur Studie. Ab vier Personen pro Quadratmeter zeigten sich plötzlich flächige Strömungsmuster innerhalb der Menge. Diese führten zu starken Schwankungen bei der Personendichte, die im Maximum bis zu neun Menschen pro Quadratmeter erreichte. (Bei den Aufnahmen vor dem Loveparade-Unglück zählten die Forscher bis zu acht Personen pro Quadratmeter).
In diesem Zustand traten großflächige Kreisbewegungen auf. Die Forschenden vermuten, dass sich Muster und Geschwindigkeit an der Gesamtgröße des Systems orientieren, also der Gesamtzahl der Menschen auf einer eng umgrenzten Fläche. Personendichte sei demnach ein Schlüsselfaktor, den Veranstalter im Blick behalten müssten, um Unglücke wie bei der Loveparade zu verhindern.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 29. Januar 2025 | 10:40 Uhr
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