Covid-19 Nach Corona: Risiko von Autoimmunkrankheiten wie Rheuma steigt deutlich
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31. Januar 2023, 13:17 Uhr
Wer eine Covid-19 mit dem Ursprungsvirus überstanden hat, hat ein etwa 50 Prozent höheres Risiko, Autoimmunkrankheiten zu entwickeln. Das zeigen von Dresdner Forschern ausgewertete Daten deutscher Krankenversicherungen.
Es ist kein großes Risiko, aber ein statistisch deutlich messbares: Wer zu Beginn der Pandemie eine Covid-19-Infektion mit der damals vorherrschenden Wildtyp-Variante überstanden hat, entwickelte danach häufiger eine Autoimmunerkrankung als jemand, der nicht mit Corona in Berührung gekommen war. Pro 1.000 Versicherter, die eine durch einen PCR-Test bestätigte Infektion hatten, wurden in einem Jahr in 15,05 Fällen eine Autoimmunkrankheit diagnostiziert. Bei nicht infizierten Vergleichspersonen gleichen Alters und gleicher sozialer Merkmale waren es dagegen nur 10,55 Diagnosen pro 1.000 Versicherter in einem Jahr. Das zeigt jetzt eine noch nicht begutachtete Studie von Jochen Schmitt und Team vom Universitätsklinikum Carl Gustav Carus in Dresden.
Rheuma: Infizierte mit dem Wildtyp entwickeln häufiger Entzündungen der Blutgefäße
Die Wissenschaftler vom Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsforschung hatten anonymisierte Daten ausgewertet von gesetzlichen Krankenversicherungen wie AOK PLUS, BARMER, DAK-Gesundheit, IKK classic, Techniker Krankenkasse und aus der Forschungsdatenbank der InGef, in die Daten zahlreicher Betriebskrankenkassen einfließen. Insgesamt wurden so Daten von 640.000 Personen mit im Jahr 2020 nachgewiesener Covid-19 einbezogen. 76.0000 davon hatten bereits zuvor eine Autoimmunerkrankung.
Für jede Person mit positivem PCR-Ergebnis schlossen die Forschenden drei Vergleichspersonen mit gleichen Merkmalen (Alter, Geschlecht, Vorerkrankungen, Nutzung von Gesundheitsleistungen und gleiche Beobachtungszeiten) ein. Dabei zeigte sich: Diejenigen mit einer bestätigten Covid-19 litten häufiger an Entzündungen der Blutgefäße (Vaskulitiden) und wurden mit Morbus Wegner, Morbus Behcet oder Arteriitis temporalis diagnostiziert.
Bei diesen Krankheiten greifen fehlgesteuerte Immunzellen die Innenwände von Blutgefäßen an. Es kann zu rheumatischen Krankheitsbildern kommen.
Weitere Analysen sollen chronisch gewordene Folgekrankheiten erfassen
"Dies ist eine der ersten großen kontrollierten Kohortenstudien zu COVID-19 und Autoimmunerkrankungen. Die umfangreiche Datengrundlage unserer Partner erlaubt uns, Aussagen zu bleibenden Folgen der COVID-19-Pandemie zu treffen. In allen Alters- und Geschlechtsgruppen traten Autoimmunkrankheiten in der Zeit nach der Infektion signifikant häufiger auf", der leitende Studienautor Jochen Schmitt.
Er sieht zudem Bedarf für weitere Forschung: "Künftige Analysen sollten einen Fokus auf chronische Erkrankungen legen, die in der Pandemie entstanden sind. Zudem ist es wichtig, die Krankheitslast, die uns womöglich lange erhalten bleibt, zu quantifizieren."
Versicherungsdaten werden in Deutschland noch zu selten ausgewertet
Insgesamt wurden in die Studie Datensätze von 38,9 Millionen Versicherten aus den Jahren 2019 bis 2021 einbezogen. Derart umfangreiche Auswertungen von Versicherungsdaten sind in Deutschland bislang nur selten durchgeführt worden. Vor allem in den USA, dem Vereinigten Königreich und in Israel wurden immer wieder Daten von Krankenversicherungen ausgewertet, um die Folgen der Pandemie abschätzen zu können.
"Das Ergebnis der Studie zeigt eindrücklich, welche wichtigen Erkenntnisse wir aus Patientendaten gewinnen können. Die Hochschulmedizin Dresden ist sehr froh, starke Partner an ihrer Seite zu wissen, die uns bei dieser Arbeit unterstützen. Ergebnisse aus solchen Studien helfen nicht nur der Medizin, sondern kommen vor allem den Patientinnen und Patienten in der Diagnostik und Therapie zugute", sagte Michael Albrecht, medizinischer Vorstand am Dresdner Uniklinikum.
Links/Studien
Tesch, Ehm, Vivirito et.al.: Incident autoimmune diseases in association with a SARS-CoV-2 infection: A matched cohort study, Preprint
(ens)
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