Zweimal pro Tag lügt jeder Mensch. Doch wie nutzen wir Lügen im Alltag? Wie gut können wir sie erkennen? Und was wäre, wenn wir immerzu hundertprozentig ehrlich wären? Daniela probiert es aus: eine Woche lang sagt sie allen nichts als die Wahrheit!
Wir alle tun es - mal mit bösen, mal mit guten Absichten: flunkern, lügen und täuschen. Aber wie lässt sich erkennen, ob unser Gegenüber gerade die Wahrheit sagt? Über Lügen gibt es zahlreiche spannende wissenschaftliche Erkenntnisse - und mindestens genauso viele Mythen. Welche das sind, könnt ihr hier nachlesen: https://www.mdr.de/wissen/luegenerkennung-luegen-nicht-ins-gesicht-geschrieben-100.html
Menschen sind ziemlich schlecht darin, Lügen zu erkennen. Durch bloße Beobachtung gelingt es jedenfalls kaum. Denn eindeutige und allgemeingültige Lügenkennzeichen gibt es nicht - weder im Gesicht noch in Worten oder Gesten. Bestenfalls sind es Indizien für eine Täuschung. "Beim intuitiven Erkennen von Lügen sind wir Menschen nicht besser als der Zufall", sagt der Lügenforscher Matthias Gamer. Das belegt auch eine Metaanalyse, innerhalb derer 206 verschiedene Untersuchungen mit Daten von rund 25.000 Versuchspersonen ausgewertet wurden. Diese sollten anhand von Videoausschnitten bestimmen, ob die ihnen gezeigten Menschen gerade gelogen hatten oder nicht. Das Ergebnis ist ernüchternd: "Da liegt die Trefferquote meistens bei knapp über 50 Prozent. Und das würde man auch einfach zufällig bekommen, wenn man eine Münze werfen würde", so Matthias Gamer zur Studie: https://doi.org/10.1207/s15327957pspr1003_2
Unser Gehirn gewöhnt sich ans Lügen: Eine Laborstudie des University College London zeigt, dass es im Gehirn eine Art Trainingseffekt gibt. Je häufiger jemand schwindelt, desto schwächer wird beim Lügen die Aktivität der Amygdala - eine Hirnregion, die uns hilft, Situationen emotional zu bewerten. Ständiges Schwindeln desensibilisiert das Gehirn also offenbar gegenüber Unehrlichkeit und wer häufig flunkert, dem gehen mit der Zeit auch größere Lügen immer leichter über die Lippen: https://www.nature.com/articles/nn.4426
Auch unsere Kollegen vom Podcast "Die Spur der Täter - Der True Crime Podcast" beschäftigen sich innerhalb der rekonstruierten Kriminalfälle aus ganz Deutschland immer wieder mit dem Thema Lügen und Lügenerkennung. Die Episode "Mord unter Freunden" ist dabei ein ganz besonderer Fall: https://www.ardaudiothek.de/episode/ard-crime-time-der-true-crime-podcast/mord-unter-freunden/ard/89890476/
Lügendetektion erlebt an deutschen Gerichten eine Konjunktur. Immer wieder sind polygraphische Tests Teil der Gerichtspraxis, vor allem bei Familienrechts-Angelegenheiten. Und das, obwohl dieses Verfahren wissenschaftlich umstritten ist, in der Rechtsprechung kritisch gesehen wird aus gesellschaftlicher Sicht wenig Ansehen genießt. Wie aber kommt das? Hier findet ihr eine Analyse des Soziologen Torsten Voigt und seinen Kolleg*innen: https://www.degruyter.com/document/doi/10.1515/zfsoz-2019-0029/html