Zweimal pro Tag lügt jeder Mensch. Doch wie nutzen wir Lügen im Alltag? Wie gut können wir sie erkennen? Und was wäre, wenn wir immerzu hundertprozentig ehrlich wären? Daniela probiert es aus: eine Woche lang sagt sie allen nichts als die Wahrheit!
Wir alle tun es - mal mit bösen, mal mit guten Absichten: flunkern, lügen und täuschen. Aber wie lässt sich erkennen, ob unser Gegenüber gerade die Wahrheit sagt? Über Lügen gibt es zahlreiche spannende wissenschaftliche Erkenntnisse - und mindestens genauso viele Mythen. Welche das sind, könnt ihr hier nachlesen.
Menschen sind ziemlich schlecht darin, Lügen zu erkennen. Durch bloße Beobachtung gelingt es jedenfalls kaum. Denn eindeutige und allgemeingültige Lügenkennzeichen gibt es nicht - weder im Gesicht noch in Worten oder Gesten. Bestenfalls sind es Indizien für eine Täuschung. "Beim intuitiven Erkennen von Lügen sind wir Menschen nicht besser als der Zufall", sagt der Lügenforscher Matthias Gamer. Das belegt auch eine Metaanalyse der Psychologen Charles Bond und Bella DePaulo, innerhalb der sie 206 verschiedene Untersuchungen mit Daten von rund 25.000 Versuchspersonen ausgewertet haben. Diese sollten anhand von Videoausschnitten bestimmen, ob die ihnen gezeigten Menschen gerade gelogen hatten oder nicht. Das Ergebnis ist ernüchternd: "Da liegt die Trefferquote meistens bei knapp über 50 Prozent. Und das würde man auch einfach zufällig bekommen, wenn man eine Münze werfen würde", so Matthias Gamer zur Studie. Auch ob Menschen beruflich häufiger mit Lügen zu tun haben, spielt dabei keine Rolle. Die vermeintlichen Experten, etwa Richter, Polizisten oder Psychiater, waren nicht besser als die Laien.
Unser Gehirn gewöhnt sich ans Lügen: Eine Laborstudie aus dem Jahr 2016 um Neil Garrett vom University College London zeigt, dass es im Gehirn eine Art Trainingseffekt gibt. Je häufiger jemand schwindelt, desto schwächer wird beim Lügen die Aktivität der Amygdala - einer Hirnregion, die uns hilft, Situationen emotional zu bewerten. Ständiges Schwindeln desensibilisiert das Gehirn also offenbar gegenüber Unehrlichkeit und wer häufig flunkert, dem gehen mit der Zeit auch größere Lügen immer leichter über die Lippen.
Auch unsere Kollegen vom Podcast "Die Spur der Täter - Der True Crime Podcast" beschäftigen sich innerhalb der rekonstruierten Kriminalfälle aus ganz Deutschland immer wieder mit dem Thema Lügen und Lügenerkennung. Die Episode "Mord unter Freunden" ist dabei ein ganz besonderer Fall: Ein junger Leipziger wird 1990 von seiner Familie als vermisst gemeldet. Er war 1989 zusammen mit Freunden aus Leipzig über Ungarn in den Westen geflüchtet und wollte sich in Nordrhein-Westfalen ein neues Leben aufbauen. Die Ermittlungen führen Beamte aus Ost und West gemeinsam, die sich kurz zuvor in einem ersten Austausch zwischen "neuen" Kollegen kennengelernt hatten. Die Spur des jungen Mannes führt schließlich zurück nach Leipzig und seine Freunde erweisen sich als tödliche Gefahr. Die Episode "Mord unter Freunden" könnt ihr hier anhören.
Lügendetektion erlebt an deutschen Gerichten eine Konjunktur. Immer wieder sind polygraphische Tests Teil der Gerichtspraxis, vor allem bei Familienrechts-Angelegenheiten. Und das, obwohl dieses Testverfahren wissenschaftlich umstritten ist, in der höchstrichterlichen Rechtsprechung kritisch gesehen wird aus gesellschaftlicher Sicht wenig Ansehen genießt. Wie aber kommt das? In dem Fachartikel "Wahrheit unter dem Vergrößerungsglas" analysieren der Soziologe Torsten Voigt und seine Kolleg*innen anhand juristischer Schriften die Erwartungen, die an den Polygraphen geknüpft sind, wie diese im Rahmen der Rechtsprechung zutage treten und wie sie die Auseinandersetzung um die Legitimität des Instruments bestimmen.