Langeweile mag niemand. Wir tun alles, um das Gefühl zu vermeiden. Dabei hat es eine wichtige Funktion. Eine Woche lange bekommt Daniela nur öde, monotone Aufgaben. Hält sie durch? Und was macht das "Nichtstun" mit ihr?
Wie kommt es, dass Mütter sich häufiger langweilen als Väter? Wieso langweilen sich arme Menschen öfter als reiche? Und warum gibt es in Unterkünften für Geflüchtete so wenige Angebote gegen die Langeweile? Die Soziologin Silke Ohlmeier antwortet darauf: Langeweile trifft uns nicht zufällig. Anhand persönlicher Geschichten und mithilfe wissenschaftlicher Ergebnisse erklärt sie in ihrem Buch "Langeweile ist politisch" (Leykam Verlag, 2023), was gesellschaftliche Machtverhältnisse und der gegenwärtige Zeitgeist mit diesem altbekannten und doch oft missverstandenen Gefühl zu tun haben.
Langeweile kann uns auch krank machen. Boreout nennt sich dieses Syndrom. Achtsamkeit kann dagegen helfen. Wie genau, das erfahrt ihr im Podcast "Achtsam" von Deutschlandfunk Nova.
Angesichts der schädlichen Auswirkungen lang anhaltender Monotonie auf unsere psychische Gesundheit scheint Langeweile ein grundlegender Schutzmechanismus für das Gehirn zu sein - und eine Art Motivationshilfe: Wir meiden also möglichst informations- und reizarme Situationen und suchen stattdessen ständig nach neuem Input, neuen Reizen und anderer Stimulation.
Mediziner Johannes Seiler hat im Zuge seiner Dissertation einen Verhaltenstest entwickelt, der erstmals Langeweile gezielt als psychisches Problem erfasst. Mit Hilfe des Tests soll künftig ermittelt werden, ob ein übersteigertes Langeweile-Empfinden vorliegt, was einen möglichen Risikofaktor für psychische Erkrankungen darstellt.
Seiler und seine Forschungskolleg*innen konnten in Untersuchungen beobachten, dass viele Patient*innen in stationärer psychiatrischer Behandlung - von Psychosen, Depressionen bis hin zu Suchterkrankungen - auch durchweg ein erhöhtes Langeweile-Empfinden aufwiesen. Dadurch war es den Forschenden möglich, konkretere Vorhersagen über den jeweiligen Therapieverlauf machen zu können: Je größer die Langeweile, desto länger und aufwendiger die Behandlung.