Wie viel Zeit verbringen wir eigentlich mit Warten? Und warum sind wir dabei immer so genervt? - Daniela will das Warten lernen und muss sich in mehreren Geduldsproben beweisen: Wann wird ihr der Geduldsfaden reißen?
Wir warten auf den Bus und an der Supermarkt-Kasse, wir warten an der Ampel, beim Arzt und auf dem Amt. Wir warten auf die große Liebe, auf bessere Zeiten oder gar ein Spenderorgan. Und wir sind nicht allzu gut darin: Mehr als die Hälfte der Deutschen nimmt Wartezeiten als größtes Ärgernis im Alltag wahr. Doch als Forschungsgegenstand liefern diese alltäglichen Geduldsproben und Wartesituationen erstaunliche Erkenntnisse über uns Menschen. Was Warteschlangen alles über uns verraten, könnt ihr hier nachlesen.
"Wer die Kunst des Wartens nicht beherrscht, dem geht auch die Gelassenheit verloren - und die Vorfreude", sagt der Frankfurter Journalist und Autor Timo Reuter und fordert eine neue Kultur des Wartens, die sich dem Rausch der Beschleunigung widersetzt. Er betrachtet das Warten als Sandkorn im Getriebe der pausenlosen Verwertungsmaschine. Und als Möglichkeit, uns neue Freiräume zu öffnen. In seinem Buch "Warten. Eine verlernte Kunst" (Westend Verlag, 2019) untersucht er den politischen Gehalt des Wartens, dessen subversives Potenzial sowie die beglückende Kraft des Nichtstuns, der Muße und des Verweilens.
Am Flughafen in Houston gab es immer wieder Beschwerden über die langen Wartezeiten an den Gepäckbändern. Daraufhin stellten die Flughafen-Betreiber mehr Personal ein, die Wartezeiten verkürzten sich, aber die Unzufriedenheit blieb. Kurzerhand wurden die Gepäckbänder ans andere Ende der Halle versetzt, sodass die Fluggäste erst einmal dorthin laufen mussten, statt einfach nur zu warten. Erstaunlicherweise blieben die Beschwerden nun aus. "Action Bias" nennt die Verhaltensforschung das: Statt tatenlos und passiv abzuwarten, wollen wir Menschen oftmals lieber aktiv handeln - auch wenn wir dafür einmal quer durch einen Flughafen laufen müssen.
Ob die Prüfungsergebnisse im Studium, die Entscheidung bei einem Bewerbungsverfahren oder der ärztliche Untersuchungsbefund im Krankenhaus - es gibt Situationen, in denen wir nicht wissen, was genau uns erwartet und wir können auch nichts dagegen tun. Diese Mischung aus Spannung, Unsicherheit und Kontrollverlust ist manchmal fast unerträglich für uns und kann sogar zu noch größerem Stress führen als das Wissen, dass etwas Unangenehme passieren wird oder wir am Ende sogar scheitern, wie eine Studie um Archy O. de Berker vom University College London und seinen Kolleg*innen zeigt.