Mediziner hält Tablette.
US-Forscher halten nach erfolgreichen Versuchen bei Mäusen die Pille für den Mann künftig für möglich (Symbolbild). Bildrechte: IMAGO / YAY Images

Pünktlich zum Valentinstag Pille für den Mann – bei Mäusen funktioniert sie schon

14. Februar 2023, 17:00 Uhr

Die "Pille für den Mann", die schnell, sicher und vorübergehend die Fortpflanzungsfähigkeit ausschaltet, könnte bald schon real werden. US-Forscher haben einen Wirkstoff entdeckt, der Spermien unbeweglich macht und nicht reifen lässt. In Versuchen mit Mäusen hat das Medikament seine Wirksamkeit und Zuverlässigkeit bereits bewiesen. Negative Folgen für die Gesundheit wurden nicht festgestellt.

Forscher in den USA haben einen nicht-hormonellen Wirkstoff entwickelt, mit dem die männliche Fruchtbarkeit schnell, vorübergehend und sicher aufgehoben werden kann. Die Wissenschaftler des Weill Cornell Medical College in New York erbrachten einen Machbarkeitsnachweis für eine Empfängnisverhütung, bei der der Mann je nach Bedarf kurz vor dem Sex eine Antybabypille einnimmt, die die Fortpflanzungsfähigkeit seiner Spermien über mehrere Stunden unterbindet.

Der von den Pharmakologen und Neurowissenschaftlern Dr. Jochen Buck, Dr. Lonnie Levin, Dr. Melanie Balbach und Kollegen optimierte Wirkstoff TDI-11861 schaltet die sogenannte lösliche Adenylylzyklase (sAC) vorübergehend aus. Das Enzym ist für die Aktivierung der Beweglichkeit und der Reifung von männlichen Samenzellen unerlässlich. Ohne diesen Schlüsselindikator ist es Spermien nicht möglich, den weiblichen Fortpflanzungstrakt zu durchqueren und eine Eizelle zu befruchten.

Wirkstoff macht Spermazellen unbeweglich

In Versuchen mit Mäusen wiesen die US-Forscher nach, dass TDI-11861 die Spermazellen von Mäusen unbeweglich machte und sie an der Reifung hinderte. Obwohl sich männliche Mäuse mit weiblichen Tieren paarten, wurden keine Schwangerschaften beobachtet. Spermien, die von gedeckten weiblichen Mäusen entnommen wurden, blieben bewegungsunfähig. Die Fruchtbarkeit der männlichen Mäuse blieb über mehrere Stunden nach Einnahme des Medikaments aufgehoben. Die empfängnisverhütende Wirkung lag in den ersten zwei Stunden bei 100 Prozent und in den ersten drei Stunden immer noch bei 91 Prozent.

Erst nach mehr als drei Stunden ließ die Wirkung des Mittels nach und die Mäuseriche erlangten allmählich ihre Fruchtbarkeit zurück. 24 Stunden nach der Medikamenteneinnahme erreichte die Fruchtbarkeit wieder das normale Niveau. Auch die sexuellen Funktionen und das Paarungsverhalten der Mäuse-Probanden wurden durch die Mitteleinnahme nicht beeinträchtigt. Weder bei männlichen noch bei weiblichen Mäusen wurden irgendwelche Nebenwirkungen beobachtet. Auch bei einer kontinuierlichen Verabreichung über sechs Wochen stellten die Forscher keine negativen Auswirkungen auf die Gesundheit der Tiere fest.

Wirkung bereits nach einer halben Stunde

Das in den Mäuse-Versuchen getestete Verhütungsmittel wirkte übrigens innerhalb von 30 Minuten bis zu einer Stunde nach seiner Verabreichung. Dabei machte es keinen Unterschied, ob der Wirkstoff per Injektion oder oral verabreicht wurde. Bisherige experimentelle hormonelle oder nicht-hormonelle Verhütungsmittel für Männer brauchten Wochen, um die Fruchtbarkeit von Spermien zu senken.

Die Studie der US-Forscher, die in der Fachzeitschrift Nature Communications veröffentlicht wurde, zeigt nach Angaben ihrer Autoren, dass die "Pille für den Mann", sprich ein Verhütungsmittel auf Abruf, künftig möglich ist. Die Studienautoren wiesen allerdings darauf hin, dass die Wirksamkeit und Unbedenklichkeit von TDI-11861 beim Menschen in klinischen Studien erst noch nachgewiesen werden müssen.

(dn)

Dieses Thema im Programm: MDR S-ANHALT | SACHSEN-ANHALT HEUTE | 13. Februar 3023 | 19:00 Uhr

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